Al Wheeler und das Komplott
angerufen,
um Woods aus dem Haus zu locken und dafür zu sorgen, daß er für die Tatzeit
kein Alibi hatte?« sagte ich.
»Stimmt.« Stensen lächelte
bitter. »Ich brauche weiter nichts zu tun, als die Geschworenen von der
Wahrheit dieser Behauptung zu überzeugen. Es gibt keine bessere Erklärung
dafür, daß Tom kein Alibi besitzt.«
»Allerdings«, sagte ich. »Aber
wie war’s gestern nacht — wo verbrachte er den ganzen
Abend?«
»Er brachte mich hierher und
fuhr dann weg«, sagte Stensen. »Dann begann er zu trinken. Er machte sich
Sorgen, er war völlig deprimiert — die Morde, der Krach mit Pearl —, und so
trank er, bis er nahezu blau war, und fuhr nach Hause. Er erinnerte sich nicht
einmal mehr an die Bars, die er alle besucht hat.«
»Was ist mit Kowski und dem
Beweismaterial, das er dem Untersuchungsausschuß des
Senats vorlegen wollte?« fragte ich. »In welcher Weise würde es Woods betroffen
haben?«
»Ich weiß es nicht.« Stensen
fuhr mit den Fingern durch seinen weißen Haarschopf. »Ehrenwort, Wheeler. Ich
bin ziemlich fest davon überzeugt, daß Tom niemals Gelder aus der
Gewerkschaftskasse für persönliche Zwecke mißbraucht hat.« Er lächelte gezwungen. »Ganz abgesehen davon, daß er es nicht nötig
gehabt hätte bei dem Gehalt, und Spesen in unbegrenzter Höhe dazu. Aber ich
vermute, daß Kowskis Beweise die Gewerkschaft als solche in ein schlechtes
Licht gesetzt haben würden — und das fällt selbstverständlich auf die Führung
zurück.«
»Was halten Sie für den Grund
von Forests Ermordung?« fragte ich.
Er zuckte die Schultern. »Ich
weiß nicht. Kowskis Leiche steckte zwar im Kofferraum seines Wagens. Haben Sie
eine Theorie?«
»Ich glaube, er hat einfach Pech
gehabt«, sagte ich. »Ich glaube, daß, wer auch der Mörder Kowskis war, dieser
die Leiche zum Haus in Hillside mitgebracht hat. Der oder die Mörder waren
gerade dabei, die Leiche im Kofferraum von Forests Wagen zu verstauen, als
Forest plötzlich aus dem Haus kam und sie sah. So brachte ihn der Mörder in
einem Anfall von Panik um, und während er die Leiche irgendwo versteckte, kam
Bella Woods aus dem Haus, stieg in Forests Wagen und fuhr davon.«
»Das hört sich ganz plausibel
an.« Das Interesse in Stensens Stimme ließ sich nicht
überhören. »Aber wer war nun der Mörder, der Kowskis Leiche in den Kofferraum
von Forests Wagen lud?«
»Nach dem augenblicklichen
Stand der Dinge muß es einer von drei Leuten gewesen sein«, sagte ich. »Tino
Martens, Johnny Barry — oder Tom Woods.«
Er lächelte aufs neue
gezwungen. »Damit ist Tom also kein bißchen geholfen. Oder?«
»Nein. Es sei denn, ich stütze
mich auf seine Behauptung, jemand habe bewußt allen Verdacht auf ihn gelenkt.
Alles paßte ein wenig zu gut. Der Revolver und die Schlüssel in der
Aktentasche, und ich glaube, da hat sich jemand ein bißchen zuviel Mühe
gemacht.«
»Ganz Ihrer Meinung«, sagte
Stensen, »aber ich hoffe immer noch, daß ich den Geschworenen etwas
Überzeugenderes vorweisen kann!«
»Das hoffe ich auch«, antwortete
ich. »Vielen Dank für den Whisky — ich mache mich jetzt auf.«
»Ich freue mich, daß Sie mich
besucht haben, Lieutnant.« Stensen stand auf und begleitete mich zur Tür. »Ich
will Ihnen eines sagen: Kowskis Tod berührt mich nicht sehr, ebenso wie der von
Forest, aber der Mord an Pearl Sanger ist etwas ganz anderes. Ich habe Pearl
gern gemocht — sie war grundehrlich und loyal.« Er lächelte matt. »Zwei
Eigenschaften, die einem als Strafverteidiger nicht allzuhäufig begegnen!«
Als ich das Büro betrat, sah
mich Annabella Jackson mit jenem Gesichtsausdruck an, der Ärzten eigen ist,
wenn sie einen fragen, wie hoch man in der Lebensversicherung ist.
»Hallo, Al«, sagte sie mit
gedämpft klingender Stimme. »Wie geht’s?«
»Prima«, antwortete ich.
»Natürlich«, sagte sie mit
Wärme. »Sie haben schon Schlimmeres überstanden als das jetzt.«
»Haben Sie schon wieder in
meinen privaten Angelegenheiten spioniert?« fragte ich entrüstet. »Zu
nächtlicher Stunde durch die Fenster meiner Wohnung gespäht?«
»Wenn Sie etwas an sich haben,
Al Wheeler, das ich noch weniger ausstehen kann als alles andere an Ihnen«,
sagte sie hitzig, »dann ist es Ihre verdammte...«
»Ich suche Polnik«, unterbrach
ich sie, bevor sie noch mehr Liebenswürdigkeiten sagen konnte. »Haben Sie ihn
gesehen?«
»Er ist drinnen beim Sheriff«,
antwortete sie kühl. »Soll ich Sie anmelden?«
Ich überlegte
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