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Al Wheeler und das unheimliche Haus

Al Wheeler und das unheimliche Haus

Titel: Al Wheeler und das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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kurz und schmerzlos von
dem Irren unter mir zerstört, der mit etwas, das wie Maschinengewehrfeuer
klang, seine Schießübungen wiederaufnahm.

6
     
    Auf den ersten Blick sah das
Kellergeschoß aus wie die Hauptübungsstätte des Mörderklubs e. V. Die Decke und
die vier Wände sahen aus, als ob sie aus durch dünne Mörtelstreifen
zusammengehaltenen Kugellöchern bestünden. Überall standen Blechbüchsen herum,
auf Tischen, Bänken und Schemeln. Ein Waffenständer an der gegenüberliegenden
Wand barst beinahe unter einer verblüffenden Vielfalt von Pistolen und
Revolvern, einschließlich einiger, die ich noch nie zuvor gesehen hatte.
    Sebastian selbst hatte sich aus
dem Mann der Geheimnisse mit weißer Fliege, Frack und einem prächtigen, scharlachrot
eingefaßten Umhang in einen sogar noch romantischer wirkenden Mann der Tat mit
weißem Seidenhemd und Hosen aus polierter Baumwolle verwandelt. Falls der große
Magier eine liebenswürdige Playboy-Imitation markierte, mußte er als
»Großwildjäger« in seinem Frackhemd und dem scharlachrot eingefaßten Umhang
höchst albern wirken. Während der große Scharfschütze durchaus so aussah, als
ob er in den Dschungel paßte und vielleicht gleichzeitig zu den wenigen
Auserwählten gehörte, die sich ein Schuhband um den Kragen ihres weißen Hemdes
binden konnten und trotzdem von den Geschäftsführern der exklusivsten Lokale
sämtlicher Hauptstädte der Welt mit Verbeugung hinauskomplimentiert werden.
    Während der ersten fünf Minuten
im Keller war ich innerlich so damit beschäftigt, die Jekyll-und-Hyde-Natur von
Sebastians Charakter zu ergründen, daß ich kein Wort von dem, was er sagte,
gehört hatte. Nun, nachdem ich herausgefunden hatte, daß Hyde (der
Scharfschütze) die Oberhand über die andere Seite seiner Natur hatte, konnte
ich beruhigt sein.
    »— und so habe ich mein ganzes
Leben lang nach Perfektion gestrebt, Lieutnant«, sagte Sebastian, als ob er
eben ein leidenschaftliches Treuebekenntnis abgelegt hätte. »Und nun — nachdem
ich Ihnen meine Gründe dargelegt habe — verstehen Sie hoffentlich meine
Gefühle?«
    »Vollkommen!« Ich schürzte die
Lippen und nickte mit gemessener Zustimmung.
    »Deshalb kann ich auch nie mehr
in der Öffentlichkeit auftreten«, fuhr er fort. »Mein Publikum zu täuschen, das
mir vertraut, indem ich etwas zeige, das nicht vollkommen ist, wäre schlichtweg
Betrug! Sind Sie nicht meiner Meinung, Lieutnant?«
    »O doch«, sagte ich hastig. »Nur
Interesse halber: Wann sind Sie das letztemal in der Öffentlichkeit
aufgetreten, Sebastian?«
    »Vor fünfzehn Jahren«, sagte er.
»Das war ein schwerer Fehler.«
    »Was geschah da?«
    »Ein dummer Zwischenfall.« Er
fletschte seine weißen Zähne in satanischem Grinsen. »Zu Beginn jeder
Vorführung pflegte ich drei Männer auf die Bühne einzuladen, gab jedem eine
Zigarre und stellte sie danach in einer Reihe für den Höhepunkt der Nummer
auf.«
    Er streichelte liebevoll seinen
Spitzbart. »Ich stand mit dem Rücken zu ihnen und schoß ihnen, nur mit Hilfe
eines Taschenspiegels, die brennenden Zigarren von ihrem Mund weg: Eins! Zwei!
Drei! — So auf diese Art. Immer kamen hysterische Schreie von den Damen aus dem
Publikum und dann, ein paar Sekunden später, der brausende Beifall für den
erfolgreichen Abschluß.«
    Er knurrte, und die weißen
Zähne blitzten noch wilder auf, während er aufs grausamste an seinem Bart riß.
    »An diesem einen Abend«, sagte
er mit leiser eindringlicher Stimme, »war ein großer dicker Mann mit
vorstehenden Zähnen im Publikum. Man sieht im allgemeinen nicht allzuviel von
dieser Sorte, und das Publikum sieht sie gern auf der Bühne—eine ganze Reihe
irregeleiteter Idioten glaubt noch immer, daß ein dicker Mann automatisch auch
gutartig und fröhlich sein müßte. Lassen Sie ihn nun auch noch vorstehende
Zähne haben — und alle sind davon überzeugt, das größte Vergnügen seines Lebens
sei, öffentlich zur Schau gestellt zu werden und das Privileg zu haben, wegen
des Gesichts und der Figur, die er beide für den Rest seines Lebens beibehalten
wird, hysterisch ausgelacht zu werden.«
    »Sie haben völlig recht«, sagte
ich schnell. »Aber was passierte dann?«
    Er brütete eine Weile über
dieser Erinnerung, bevor er es über sich brachte, weiterzureden. »Dieser dicke
Mann war also einer der drei, die zu meiner Assistenz auf die Bühne kamen. Ich
reichte jedem von ihnen eine Zigarre, gab ihnen Feuer und widmete mich dann
natürlich meiner

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