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Al Wheeler und das unheimliche Haus

Al Wheeler und das unheimliche Haus

Titel: Al Wheeler und das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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wollten. Sie konnten
hierherkommen, wenn sie krank waren und Ruhe brauchten — wenn sie für eine neue
Nummer proben wollten — wenn sie Pech gehabt hatten oder vielleicht ihre Miete
nicht zahlen konnten.«
    Pop schwieg für ein paar
Sekunden und blickte mich dann schüchtern an. »Insgeheim widmete ich dieses
Haus dem Andenken an Gwen Lysander. Ich wußte, sie hätte es für eine
wundervolle Idee gehalten, und für mich war es auch das beste. Ich war nie mehr
allein, gehörte noch immer zu meinen Kollegen, auch wenn ich nie mehr
öffentlich auftrat.
    Die Zeiten ändern sich
natürlich, und die Menschen ändern sich mit ihnen. Die Sommertheater hörten
auf, aber das Showgeschäft lief weiter. Ich werde immer einen gewissen
Prozentsatz von Taugenichtsen und verqueren Typen hierherbekommen, aber sie
haben mich nie gestört, und ich habe sie nie gestört. Im Augenblick habe ich
vier hier, wie Sie wissen, Lieutnant. Celeste ist ein großes Talent, und wenn
sie diese verrückte Kontorsionistentour aufgibt...«
    »Ich habe das Gefühl, daß das
möglicherweise schneller der Fall sein wird, als Sie glauben, Pop«, sagte ich
selbstzufrieden.
    »Die drei anderen werden immer
hierbleiben«, fuhr er fort. »Ich bin froh darüber, denn ohne sie wäre ich ein
einsamer alter Mann. Und wie könnten sie ohne das Haus weiterleben? Können Sie
sich vorstellen, daß Antonia in einem Supermarkt arbeitet? Oder daß Sebastian
eine Schießhalle leitet? Oder daß Bruno mit seinen schrecklichen Witzen
jemanden zum Lachen bringen könnte?«
    »Es war eine wunderbare Idee,
Pop«, sagte ich aufrichtig. »Wie lange sind Sie jetzt hier?«
    »Dreißig Jahre.« Er lächelte
vor sich hin. »Für mich ein halbes Leben lang und für Gwen mehr als ein
ganzes.«
    »Dreißig Jahre«, wiederholte
ich. »Pop — mit welchem Geld haben Sie das alles hier erhalten?«
    »Wie?«
    »Wo haben Sie das Geld
hergehabt, um das hier alles aufrechtzuerhalten? «
    »Das war kein Problem.« Er
zuckte die Schultern. »Ich sagte Ihnen doch, ich hatte eine Menge Geld, als
Gwen starb.«
    »Aber das ist doch schon so
lange her.«
    »Nun ja...« In seiner Stimme
lag ein Schimmer von Gereiztheit. »Ich hatte in einigen Fällen mein Geld
glücklich angelegt — und eine Menge unserer Gäste haben selbst bezahlt, wissen
Sie. Selbst jetzt zahlt nur einer meiner vier Gäste nicht. Also, wie Sie sehen,
Lieutnant, braucht man mit ein bißchen Glück gar nicht so viel Geld, um so
etwas aufrechtzuerhalten.«
    »Genau das erzählt mir meine
vorgesetzte Behörde jedes Jahr«, brummte ich. »Vielen Dank, daß Sie mir alles erzählt
haben, Pop. Es ist eine der hübschesten Geschichten, die ich seit langem gehört
habe.«
    »Holen Sie sich doch was zu
trinken, Lieutnant«, sagte er. »Sie müssen ja während meiner langen Erzählung
eine trockene Kehle bekommen haben. Und natürlich habe ich Ihnen zuliebe im
Lauf der Erzählung alles erfunden.«
    »Meine Eltern haben Sie einmal
im Palace gesehen — auf der einzigen Reise, die sie je in den Osten
machten«, sagte ich. »Sie fanden, daß Livvy und Lysander das Großartigste
waren, was sie in dieser Beziehung je gesehen hatten!«
    »Sie lügen, Lieutnant«, sagte
er und lächelte. »Aber ich weiß Ihre Beweggründe zu schätzen.«
    »Wenn Sie hierhergehen und die
Vorrechte eines Polizeibeamten an sich reißen, Pop Livvy, werden Sie sich
Scherereien zuziehen«, drohte ich ihm. »Mein Job ist die meiste Zeit nicht
gerade aufregend und die Bezahlung ist lausig, aber gewisse Privilegien hat er
— und auf eines dieser Privilegien achtet jeder Polizeibeamte im ganzen Land
eifersüchtig. Behaupten Sie also nie mehr, ich lüge. Hören Sie?«
    »Klar, Lieutnant, ich habe es
gehört!« Er stand auf und ging grinsend durchs Zimmer. Ich ließ ihn beinahe zur
Tür hinausgehen, bevor ich meinen Trumpf ausspielte.
    »In der Woche, als meine Eltern
Sie beide sahen«, sagte ich mit beiläufiger Stimme, »kreierten Sie einen neuen
Song, der eigens für Livvy und Lysander geschrieben worden war. Wie hieß er
noch: — Lach nie, wenn du liebst? Das Publikum klatschte Ihnen stehend
Beifall, als Sie fertig waren, hat mir meine Mutter erzählt.«
    Er blinzelte eine Weile und
versuchte sich dann dafür, daß er mir nicht geglaubt hatte, zu entschuldigen.
Insgeheim war er äußerst befriedigt, und er ging leise vor sich hin pfeifend
den Korridor entlang. Die Atmosphäre des Wachtraumes, die das Zimmer erfüllt
hatte, lastete noch etwa drei Sekunden und wurde dann

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