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Al Wheeler und das unheimliche Haus

Al Wheeler und das unheimliche Haus

Titel: Al Wheeler und das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Blicken. Irgendwie wirkte er
heute abend noch mehr wie eine Eidechse als zuvor, und ich hätte das beim
erstenmal, als ich ihn sah, schon für unmöglich gehalten.
    »Bekommen Sie ein paar
Geheimtips von unserem Globetrotter, Lieutnant?« kicherte Bruno. »Da sind Sie
an den Richtigen geraten, soviel ist sicher. Sebastian ist überall auf der
ganzen Welt gewesen. Überall, wo ein Mensch sein kann. Nicht wahr, Sebastian?«
    Mit dem intellektuellen Playboy
war irgendwas passiert. Ich bemerkte, daß er plötzlich verschwunden war. Weder
der Mann des Geheimnisses noch der Scharfschütze war an seine Stelle getreten.
Das, was hier neben mir saß, war ein völlig neuer Mensch, der zwar denselben
Schnurr- und Spitzbart trug wie zuvor, aber sonst war er mir völlig fremd. Seine
Finger zitterten leicht, während er das Glas zu den Lippen hob. Vielleicht war
das ein Hinweis?
    »Es ist mir zuwider, den
Spaßverderber zu spielen, Lieutnant« — Brunos schrille, giftige Stimme schien
sich förmlich zwischen meine Schulterblätter zu bohren —, »aber ich habe ihm
jetzt eine Weile zugehört, und ich glaube, es gibt Grenzen. Finden Sie nicht?«
    »Spielt das denn irgendeine
Rolle?« brummte ich mürrisch.
    »Aber natürlich, Lieutnant! Sie
sind heute abend unser Gast, und ich fühle mich Ihnen gegenüber persönlich
verpflichtet—wir alle sind es. Deshalb meine ich, daß Sebastian ein wenig zu
weit gegangen ist, und deshalb mußte ich mich in Ihre Unterhaltung einmischen.«
    »Er hat recht«, sagte der
Fremde neben mir mit heiserer, nervöser Stimme. »Ich habe mich fortreißen
lassen.«
    »Vielleicht haben Sie alle mal
Glück, und Bruno wird demnächst auch mal fortgerissen«, knurrte ich.
    »He, Lieutnant!« Das schrille
künstliche Gelächter tat mir in den Ohren weh. »Sie sind ungezogen, aber das
stört mich nicht. Bist du je in Paris gewesen, Sebastian?«
    »Nein«, flüsterte der Bursche
neben mir.
    »In Tahiti — Honolulu —
irgendwo an einem dieser Orte?«
    »Nein.«
    »Wenn du dich einmal von uns
allen hier erholst, wohin gehst du dann?«
    »Meistens nach San Diego.
Zweimal war ich in Los Angeles.« In dem heiseren Flüstern neben mir lag ein
Unterton von Spannung, die sich gerade an der Grenze des Erträglichen zu halten
schien.
    »Na schön, das ist schon viel
besser, Sebastian«, krächzte Bruno. »So wie du eben den Mund aufgerissen hast,
hätte der Lieutnant uns irrtümlicherweise für eine Ansammlung von Millionären
halten können.«
    »Entschuldigung.« Ich stellte
mein Glas auf die Bar. »Ich muß mich noch um ein paar andere Dinge kümmern.«
Ich wandte mich bedächtig zu der stummen über dem Glas kauernden Gestalt um.
    »Nochmals vielen Dank,
Sebastian«, sagte ich, »für diese prachtvolle Schießkunstvorführung, der ich im
Kellergeschoß unten beiwohnen durfte.«
    »Wieso?« Er wandte mir schnell
den Kopf zu, und eine flüchtige Sekunde tauchte so etwas wie Entsetzen in
seinen Augen auf. Dann lachte er matt. »Ach — das meinen Sie. Auf ein paar alte
Blechbüchsen schießen ist doch nichts Besonderes.«
    »Jetzt bist du aber zu
bescheiden, Sebastian!« zwitscherte Bruno. »Der Lieutnant ist offensichtlich
beeindruckt, und er ist ein Mann, der etwas von Schußwaffen versteht.«
    »Ich sage dir doch, es war gar
nichts!« Sebastian leerte sein Glas, schob sich dann brüsk an mir vorbei und
rannte beinahe aus dem Wohnzimmer.
    Bruno kicherte. »Lieutnant,
glauben Sie, ich habe irgendwas gesagt, das ihm unangenehm war?«
    »Ich muß mich endlich um diese
bewußten Angelegenheiten kümmern«, sagte ich mit kalter Stimme. Ich wollte an
ihm vorübergehen, änderte dann aber meinen Entschluß. »Nur Interesse halber,
Bruno: Wo verbringen Sie denn Ihren Urlaub, wenn Sie nicht hier bei Pop Livvy
sind?«
    »Ich bin seit urdenklichen
Zeiten nicht von hier weggewesen, Lieutnant«, sagte er leichthin.
    »Da Sie Sebastian gegenüber so
großzügig mit Ratschlägen gewesen sind«, sagte ich milde, »haben Sie sicher
nichts gegen einen Rat von meiner Seite einzuwenden?«
    »Ich bin entzückt, Lieutnant«,
kicherte er.
    »Ein wirklich fachkundiger
Lügner strebt immer danach, sich den Anschein von Ehrlichkeit und
Wahrheitsliebe zu geben«, sagte ich mit aufrichtigem Lächeln, »Solange er also
lügt, wendet er sorgfältig jenes leichte Zögern, den abgewandten Blick, das
gelegentliche Stottern und das verlegene Schweigen an, das allen ehrlichen
Leuten unterläuft, wenn sie die reine Wahrheit sagen. Sie sind einfach

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