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Al Wheeler und das unheimliche Haus

Al Wheeler und das unheimliche Haus

Titel: Al Wheeler und das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Ganze zu gehen«, sagte sie mit Kälte. »Glauben Sie das
wirklich, Wheeler?«
    »Was sonst, Campbell?« fragte
ich.
    »Ausgezeichnet«, sagte sie
leichthin. »Es wäre mir nicht recht gewesen, wenn dieser Pyjama Sie
irrtümlicherweise dazu bewogen hätte, Ihr Mah-Jongg-Spiel herauszuholen.«
    Nach dem ersten Glas überlegten
wir uns, daß es irgendwie albern sei, die ganze Zeit über auf getrennten
Stühlen einander gegenüberzusitzen, und so wanderten wir zum Bett hinüber, auf
dem wir gemeinsam sitzen konnten.
    Nach dem zweiten Glas fanden
wir es dumm, jedesmal, wenn unsere Gläser leer waren, zur Kommode gehen zu
müssen, und so brachte ich den Shaker gleich mit zurück.
    Nach dem dritten Glas stimmten
wir beide darin überein, daß selbst eine abgeschirmte Tischlampe unter
Umständen zu hell sein konnte und daß das einzige Vernünftige sei, sie
auszuknipsen.
    Nach dem vierten Glas sprach
Celeste von einem fünften, aber ich wies mit klarer und bündiger Logik darauf
hin, daß es zur Erreichung dieses Ziels erforderlich wäre, mich um
hundertachtzig Grad zu drehen und mich in einem Winkel von neunzig Grad
hinabzubeugen, um nach dem Shaker zu suchen, der irgendwo auf dem Boden stand.
Und schlimmer noch, es hätte für uns beide ein völliges Durcheinander
verschiedener persönlicher Utensilien, wie Arme, Beine und so weiter, bedeutet.
Unter dem erbarmungslosen Druck meiner kalten und brillanten Analyse sagte
Celeste, sie verzichte auf das fünfte Glas; und sie fragte, wie es käme, daß
ich im Hellen so normal wirkte — und wo ich eigentlich die ganze Zeit über
meine dritte und vierte Hand verstecke?
    Es ist mir nicht ganz klar,
wieviel Uhr es genau war, aber es war jedenfalls früher Morgen — vielleicht
kurz nach Sonnenaufgang. Ein heftiges Geschüttel brachte mich mit schmerzlicher
Schnelligkeit zu mir, und das erste, was ich sah, waren Celestes riesige Augen,
die vorwurfsvoll auf mich herabstarrten. »He!« sagte sie mit wütender Stimme.
»Meine Knochen tun weh!«
     
    Ich kam gegen halb sieben in
mein eigenes Zimmer zurück, duschte und rasierte mich, zog mich an und war um
sieben Uhr bereit, mich aus dem Haus zu schleichen, als die Nemesis im Hausflur
auf mich herabstieß, mich in ihre Arme raffte und in die Küche trug.
    »Sie alberner Lieutnant«, sagte
Antonia in beinahe liebevollem Ton. »Warum versuchen Sie denn, sich ohne
Frühstück aus dem Haus zu schleichen?«
    Von einer nahezu zwei Meter
großen Amazone um sieben Uhr morgens buchstäblich aufgehoben und weggetragen zu
werden, ist ein entnervendes Erlebnis. Die Tatsache, daß sich Antonia
offensichtlich noch nicht der Mühe des Anziehens unterzogen hatte und noch
immer ein Nachthemd trug, verbesserte die Situation keineswegs. Es war ein sehr
respektables Nachthemd aus undurchsichtigem Nylon-Material, das vom Hals bis zu
den Füßen reichte. Das Irritierende war nur, daß es genauso aussah wie die
Zelte, die man benutzt, um darin Friedensverträge zu unterschreiben, wenn das
örtliche Schloß dazu nicht geeignet ist.
    Vermutlich hatten meine
gesamten frühmorgendlichen Erlebnisse eine leichte seelische Störung
hervorgerufen — jedenfalls, je öfter Antonia neben nur auftauchte, um mir mehr
zu essen anzubieten, als ich normalerweise binnen einer Woche zu mir nahm,
desto verführerischer wirkte das Nachthemd als sicherer Zufluchtsort auf mich.
Aus dem Nachthemd wurde ein Zelt; und aus dem Zelt wurde ein zukünftiger
sicherer Hafen, in dem ich die seelische Havarie im Sinne Freuds auskurieren
konnte, die ich durch das Erlebnis erlitten hatte, hilflos von einer Riesin
davongetragen worden zu sein, die einen möglicherweise in jedem ihr passend
scheinenden Augenblick in Windeln wickeln konnte.
    Zu dem Zeitpunkt, als ich ein
weiteres halbes Dutzend Eier ablehnte und mir eine vierte Tasse Kaffee
einschenken ließ, hatte ich genügend Mut zusammengerafft, um zu beschließen,
das nächstemal, wenn Antonia mir den Rücken zuwandte, mit einem Hechtsprung
unter dem Rand des Zeltes durchzutauchen und mich darunter zu verstecken.
    Sie wäre nie auf den Gedanken
gekommen, dort nach mir zu suchen.
    »Lieutnant?« Sie tätschelte
spielerisch meine Wange, wobei sie meiner Ansicht nach nur einen Weisheitszahn
einschlug. »Sind Sie auch satt geworden?«
    »Satt reicht gar nicht aus«, sagte
ich schwach. »Ich habe bereits meinen Lunch, das Abendessen und noch das
Frühstück von morgen früh auf einmal gegessen.«
    »Das ist gut«, sagte sie und
kicherte

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