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Al Wheeler und das unheimliche Haus

Al Wheeler und das unheimliche Haus

Titel: Al Wheeler und das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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eigentlich
wirklich hier: Es ist mir natürlich ein Vergnügen, Sie als Gast hier zu haben.
Aber warum sind Sie offiziell hier?«
    »Eine gute Frage, Pop«, sagte
ich. »Die Antwort ist vielleicht ein bißchen verwirrend. Ich bin insoweit nicht
offiziell hier, als mir der Sheriff keinen Auftrag dazu erteilt hat. Aber ich
bin mit den Ermittlungen in einem Mordfall beauftragt, und deshalb bin ich mehr
oder minder doch offiziell hier, auch wenn es meine eigene Idee war.«
    »Ich verstehe, was Sie mit
>ein bißchen verwirrend< meinen, Lieutnant.« Er grinste. »Dann darf ich
vielleicht fragen, weshalb Sie sich dazu entschlossen haben, einige Nächte lang
hierzubleiben?«
    »Eddie Moran ist in Ihrer
Garage ermordet worden, Pop.« Ich zuckte die Schultern. »Also ist es wohl das
Nächstliegende, erst einmal in diesem Haus nach dem Mörder zu suchen. Ich habe
gestern nacht keine Gelegenheit gehabt, mehr als einen flüchtigen Blick auf die
Bewohner zu werfen.«
    »Aber jetzt haben Sie die
Möglichkeit, ihm wirklich in nächster Nähe zu begegnen?« murmelte er. »Das
leuchtet mir sehr ein, Lieutnant.«
    »Sebastian hat — wenigstens die
meiste Zeit über — seit fünfzehn Jahren hier bei Ihnen gewohnt?« sagte ich.
»Wie steht es mit Bruno?«
    »Er ist vielleicht ein Jahr
länger hier, mit Unterbrechungen. Ganz wie Sebastian.«
    »Wissen Sie, ob Bruno jemals
wirklich als Komiker aufgetreten ist — beruflich, meine ich?« Ich schüttelte
zweifelnd den Kopf. »Seine Witze beängstigen mich. Niemand kann so schlecht
sein, ohne sich darin versucht zu haben!«
    »Daß er früher beruflich
Ansager war, weiß ich sicher«, erwiderte Pop und dachte dann ein paar Sekunden
lang tief nach. »Ich kann wirklich nicht sagen, ob er je als Komiker engagiert
war.«
    »Was ist mit Antonia? Woher
kommt sie?«
    »Sie ist die Tochter eines sehr
alten Freundes von mir, der plötzlich vor drei Jahren starb.« Pop schüttelte
bedauernd den Kopf. »Es wird Sie nicht überraschen, zu hören, daß er
Gewichtsathlet beim Zirkus war. Seine Frau war schon ein paar Jahre zuvor
gestorben, so daß Antonia völlig allein war. Solange sie mit ihrem Vater
zusammen im Zirkus gearbeitet hatte, hatte sie unter seinem Schutz gestanden —
Zirkusleute sorgen immer für sich selbst. Aber nach dem Tod ihres Vaters war
sie nicht gut genug, um ihren Job als Schaustellerin zu behalten — und so
brachte ich sie mit mir hierher zurück. Sie ist eine wunderbare Köchin, sie tut
niemandem im Ernst etwas zuleide, und sie hegt beharrlich ihren Traum, daß sie
dieser Tage wieder als Starnummer in den Zirkus zurückkehren wird. Ich vermute,
die Verwirklichung dieser Vorstellung ist nicht besonders wichtig für sie —
solange sie ihrem Traum nachhängen kann.«
    »Ich verstehe«, sagte ich. »Wie
steht es mit Celeste?«
    »Sie ist erst seit zwei oder
drei Monaten bei uns.« Pop ließ sich Zeit, um an seinem Glas zu nippen. »Es
ist, wie ich Ihnen heute nachmittag schon gesagt habe: Wenn sie einmal ihre
Schnapsidee mit ihrem Schlangenmenschentum aufgegeben hat und sich auf
exotischen Tanz verlegt, steht ihrer Karriere nichts mehr im Weg.«
    Der Perlenvorhang klingelte
erneut, und ich warf automatisch einen Blick in den bernsteinfarbenen Spiegel —
und brachte ihn von dort nicht mehr los. Ein dunkelhaariges, geistesabwesendes
Chinesenmädchen kam durch das Zimmer auf uns zu. Chinesisch, weil sie einen
schönen hüftlangen Mandarin-Kittel aus grüner Seide mit zarten Stickereien an
der Vorderseite trug; geistesabwesend, weil sie anscheinend völlig vergessen
hatte, die untere Hälfte ihres Kostüms anzuziehen.
    Ich drehte mich um und wandte
der Bar den Rücken zu, weil die Wirklichkeit der schlanken Beine ihrem
bernsteinfarbenen Spiegelbild entschieden vorzuziehen war. Als sie näher kam,
mußte ich meinen ersten Eindruck revidieren. Der Mandarin-Kittel war die obere
Hälfte eines Pyjamas, und sie hatte die untere Hälfte doch nicht vergessen. Sie
trug die Hongkong-Version einer Baby-Doll-Ausrüstung — was bedeutete, daß sie
unter dem Mandarin-Kittel ein dazupassendes kurzes Höschen anhatte. Aber die
allgemeine Wirkung war trotzdem durchschlagend.
    »Ich habe festgestellt, daß ich
noch was zu trinken haben muß.« Celeste gähnte und sank auf den Barhocker neben
mir. »Es ist Ihr besonderes Vorrecht, Al, mir was Nettes einzuschenken.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Vielleicht Gin und Tonic?«
    »Bitte sehr, bitte gleich.« Ich
glitt vom Hocker und wan-derte hinter die Bar,

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