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Al Wheeler und das unheimliche Haus

Al Wheeler und das unheimliche Haus

Titel: Al Wheeler und das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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gleich
herausfinden.« Sie lächelte dünn.
    »Ich wollte nur sagen, keinem
würde es im Traum einfallen, Ihren Verstand einfach als >gesunden
Menschenverstand< zu bezeichnen, Annabelle, meine Süße«, sagte ich in einem
sehr guten Durchschnittstempo pro Minute. »>Gesunder Menschenverstand<
ist eine unzureichende Bezeichnung. Ausgezeichnet, brillant, hervorragend—das
sind doch die Adjektive, die den Verstand der Annabelle Jackson kennzeichnen!«
    Ich kreuzte die Arme über der
Brust und lächelte ihr so strahlend und aufrichtig zu, daß mein Gaumen
schmerzte. Nur, fürchte ich, war das verlorene Liebesmühe. Die südliche Schöne
bemerkte es nicht einmal. Sie stand mit verblüfftem Gesicht da, und es sprach
wirklich für Annabelle, daß sie selbst mit aufgerissenem Mund noch attraktiv
aussah.
    Dann schüttelte sie plötzlich
den Kopf. »Na«, ihre Stimme klang genauso, wie ihr Gesicht aussah, »da haben
Sie ja gerade noch mal die Kurve gekratzt, Al Wheeler!«
    »Ich muß mit dem Sheriff
reden«, sagte ich nervös. »Wenn Sie nichts dagegen haben, gehe ich jetzt in
sein Büro und warte auf ihn.«
    Ich begab mich in einer
krebsartigen seitlichen Gehweise auf Lavers’ Büro zu, womit es mir gelang,
seiner Sekretärin nicht allzu nahe zu kommen.
    »He!« In ihren großen blauen
Augen glänzte plötzlich ein boshafter Schimmer. »Sie haben sich aber verändert,
Lieutnant.«
    »Ich bin eben einer dieser Burschen,
die sich fortwährend verändern«, murmelte ich. »Das ist nichts Besonderes.«
    »Das meine ich nicht, und das
wissen Sie auch ganz genau!« Ihre Augen wurden schmal, während sie mein Gesicht
mit intuitivem, weiblichem Scharfsinn betrachtete. »Sie haben sich wirklich
verändert! Irgendwas muß seit gestern passiert sein. Haben Sie irgendein
Erlebnis gehabt?«
    »Annabelle!« protestierte ich.
»Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich die ganzen Jahre über herumgestanden
und auf ein Erlebnis gewartet habe — und gestern war es endlich soweit?«
    »Sie wissen genau, was ich
meine!«
    Ihre Augen wurden noch
schmaler, und dann verwandelte sich der Ausdruck in ihren Augen von bösartig
geradezu in teuflisch. Sie kam langsam auf mich zu, strich sich den engen Rock
über den schwingenden Hüften glatt und gab einen weichen, schnurrenden,
kehligen Laut von sich. Das gab mir den Rest. Es bedurfte nur dieses
Schnurrens, um erneut dieses Trauma auszulösen — schnurrende Frauen — Katzen —
Tigerinnen — Dschungel — Antonia. Ich wich, während Annabelle vorrückte,
verzweifelt zurück, bis ich schließlich mit dem Rücken gegen die geschlossene
Tür prallte, die zum Büro des Sheriffs führte.
    »Wie wär’s mit einer
Verabredung heute abend, Al, Süßer?«
    Sie holte tief und gemächlich
Luft und glättete die seidene Bluse über dem wohlgeformten Busen. »Abendessen
in Ihrer Wohnung, und Sie lassen Ihren Hi-Fi-Apparat laufen?« Ihr
bedeutungsvolles Lächeln war von solch süßer Schwere, daß ich mich verbittert
fragte, wieso es nicht von ihren Lippen fiel und auf dem Boden zerplatzte. »Ich
habe mein athletisches Training völlig eingestellt, Al, Süßer, deshalb
verspreche ich Ihnen, daß Sie nicht mehr um Ihre Couch herum hinter mir her
jagen müssen. Was meinen Sie dazu, hm?«
    »Nein!« Ich zog mein
Taschentuch heraus und wischte mir damit die Stirn ab.
    »Wußte ich’s doch!« sagte sie
beglückt. »Sie sind irgendwie ausgerutscht, Al Wheeler! Oh, Mann! Daß ich den
Tag noch erlebe, an dem Sie — der ungekrönte König der Boudoirs von Pine
City—Angst vor Frauen haben.«
    »Sie sind nicht bei Trost«,
knurrte ich.
    »Das mußte wohl einmal
passieren.« Sie gurgelte förmlich vor Entzücken. »Einmal mußte die große
Abrechnung kommen!«
    »Ich — Angst vor F-F-Frauen?
Lächerlich!« Ich wollte, meine Zähne hätten nicht jedesmal so geklappert, wenn
ich dieses Wort aussprach.
    »Sie haben also keine Angst,
was?« sagte sie boshaft. »Okay—küssen Sie mich!«
    Für eine Kleinigkeit konnte ich
dankbar sein: Wenn Annabelle schon darauf bestand, sich in meinen persönlichen
Dämon zu verwandeln, so stellte sie es wenigstens nicht sehr gerissen an. Sie
stand erwartungsvoll mit geschlossenen Augen da, genügend lange für mich, um in
das Büro des Sheriffs schlüpfen und die Tür verschließen zu können.
    Ungefähr eine Viertelstunde
später hörte ich seinen schweren Schritt durch das Vorzimmer dröhnen. Ich
schloß schnell die Tür auf und nahm meinen Platz wieder ein. Lavers trat

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