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Al Wheeler und das unheimliche Haus

Al Wheeler und das unheimliche Haus

Titel: Al Wheeler und das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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drohenden Augen über mich beugenden Annabelle Jackson wilde Panik erfaßte.
Das einzige, was mich rettete, war das gleich darauf einsetzende plötzliche und
beharrliche Klingeln des Telefons. Mein Gemüt hatte sich bereits wieder
verwirrt. Ich litt erneut an diesem Nachthemd-Zelt-Komplex und hatte eben
beschlossen, zu meinem Schutz unterzutauchen und mich verborgen zu halten, bis
die Welt sowieso untergegangen war. Ich dankte soeben der Vorsehung für diesen
Telefonanruf, als mir klar wurde, daß Annabelle einen sehr engen Gabardinerock
trug. Es wäre einfach nicht genügend Platz für uns beide dagewesen — und wie
hätte ich später erklärt, daß ich nur durch eine Amazone erschreckt worden sei,
deren Hauptvergnügen daraus bestand, mit lebenden Bullen zu kämpfen?
    »Hier Lieutnant Wheeler vom
Büro des Sheriffs. Miß Annabelle Jackson steht, wenn nötig, zur Verfügung — das
heißt für ein Gespräch. Sheriff Lavers ist im Augenblick nicht da, wird aber
jede Minute zurückerwartet. Was kann ich für Sie tun?« plapperte ich in den
Apparat.
    Ein schicksalsträchtiges
Schweigen folgte — die Art von langer Pause, in der Paps sein Schießgewehr lädt
—, und dann stotterte eine leicht verblüffte Stimme: »Ich wollte das Büro des
Sheriffs haben.«
    »Das haben Sie ausgezeichnet
gemacht«, sagte ich in herzlichem Ton. »Sie haben es auf Anhieb bekommen.«
    »Ja?« Die Sprecherin schien aus
diesem oder jenem Grund plötzlich alles Interesse verloren zu haben. »Hier ist
das Starlight Hotel. Bitte verbinden Sie mich mit Lieutnant Wheeler.«
    »Der bin ich«, sagte ich.
    »Sie machen wohl Spaß!«
    »Wenn Sie einen Blick auf meine
Dienstmarke werfen wollen, bringe ich sie Ihnen gleich hinüber und stopfe sie
Ihnen in den Schlund«, sagte ich kalt.
    »Mr. Jones möchte Sie sprechen,
Lieutnant, bitte bleiben Sie am Apparat.« Dem Ton ihrer Stimme nach zu
schließen, wurde das Mädchen an der Vermittlung langsam von jemandem
erdrosselt. Es schien mir eine ungewöhnliche Weise, ein Hotel zu leiten, aber
vielleicht waren sie dort bemüht, jeder Laune ihrer Gäste nachzugeben,
überlegte ich.
    »Lieutnant?« Die volle saftige
Stimme gehörte unzweifelhaft zu Parson Jones.
    »Was kann ich für Sie tun,
Parson?« fragte ich höflich, aber ohne jede Begeisterung.
    »Ich habe mir das, was Sie über
Eddie Moran erzählt haben, durch den Kopf gehen lassen«, sagte er langsam.
»Vielleicht haben Sie recht. Ich bin dreißig Jahre hinter der Zeit zurück, und
ich fürchte, es müßte erst wieder zur Prohibition kommen, bevor ich eine Chance
hätte.«
    »Philosophische Betrachtungen
morgens früh um neun, Parson?« sagte ich zweifelnd. »Was ist los? Ist Ihnen die
Rothaarige davongelaufen oder ist sonst was passiert?«
    Er gab ein deutlich
unmoralisches Kichern von sich. »Nein, die ist noch hier! Hören Sie, Wheeler,
vielleicht sollten wir uns noch einmal unterhalten. Wer weiß, es könnte für uns
beide gut sein, was?«
    »Großartig«, stimmte ich zu.
»Wann?«
    »Wie wär’s mit zehn Uhr
dreißig?«
    »Okay.«
    »Würden Sie mir einen kleinen
Gefallen tun, Polyp?« fragte er. »Ich möchte nicht gern in Ihr Büro kommen, es
stinkt mir zu sehr nach Auge des Gesetzes, und davon habe ich die letzten
dreißig Jahre genug gehabt. Wie wär’s, wenn Sie hierher ins Hotel kämen? Nichts
für ungut — Sie verstehen schon!«
    »Klar, Parson«, sagte ich. »An
Ihrer Stelle ginge es mir wahrscheinlich ähnlich. Ich werde gegen halb elf bei
Ihnen sein.«
    Ich legte auf, hob den Kopf und
blickte in das steinerne Antlitz Annabelle Jacksons, die mich mit
unheildrohendem Ausdruck anstarrte.
    »Und wie haben Sie Ihr
Wochenende verbracht, Annabelle, meine Süße?« Ich lächelte ihr breit und
aufmunternd zu.
    »Heute ist Mittwoch, falls Sie
das vergessen haben sollten«, stellte sie mit eisiger Stimme und akzentuierter
Aussprache fest. »Und wir unterhielten uns über meinen Verstand, erinnern Sie
sich? Sie waren so freundlich, darauf hinzuweisen, daß ein gesunder
Menschenverstand Intelligenz und Logik umfaßt. Niemand könnte selbst in seinen
kühnsten Träumen behaupten, ich hätte einen gesunden Menschenverstand — und
dann hat Sie das Telefon unterbrochen.« Sie trat einen Schritt näher auf mich
zu, und ihr Bizeps schien sich zu spannen. »Ich möchte gern, daß Sie diesen
Satz vollends zu Ende sprechen, Lieutnant Wheeler, wenn Sie nichts dagegen
haben.«
    »Warum sollte ich etwas dagegen
haben?«
    »Das werden Sie

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