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Al Wheeler und das unheimliche Haus

Al Wheeler und das unheimliche Haus

Titel: Al Wheeler und das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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plötzlich. Einen Augenblick lang drängte sich mir der Gedanke an einen
Dammbruch auf, und ich bereitete mich innerlich zur Flucht vor.
    »Sie vergessen es doch nicht,
Lieutnant, nein?« Sie blickte auf ihre Zehen hinab, und sie bewegten sich
schüchtern in der stummen Erkenntnis, daß sie alle zu demselben Monstrum
gehörten.
    »Was vergessen?« krächzte ich.
    »Sie wissen schon!« Ein Knuff
mit ihrem Ellbogen schleuderte mich gegen die unnachgiebige Ecke des Tisches,
was schmerzhafte Folgen hatte. »Sie haben es versprochen«, sagte sie und
errötete.
    Ich spürte instinktiv, daß mein
Haar jeden Augenblick schlohweiß werden würde. Aber meine innere Stärke ließ
mich dem Unausweichlichen ins Auge sehen.
    »Was versprochen?« wimmerte
ich.
    »Sie wollten doch dafür sorgen,
daß er heute rechtzeitig kommt?« Sie kicherte wieder. »Damit ich ihn über den
Berg tragen kann und er mir zusieht, wie ich mit den Stieren kämpfe?«
    »Sie meinen — Polnik?« schrie
ich mit hysterischer Erleichterung.
    »Mein Klößchen«, sagte sie und
seufzte schwer.
    Meine Psychose löste sich ins
Nichts auf. Und mit ihr verschwand der verzweifelte Wunsch, mich unter dem
schützenden Nachthemd-Zelt zu verstecken. Hinterher überlegte ich, daß das ein
Glück war, denn ich wäre in den ersten zwei Minuten zu Tode getrampelt worden.
    »Auf Wiedersehen, Lieutnant.«
Antonias Flüstern folgte mir den Korridor entlang wie ein Hurrikan. »Sagen Sie
meinem kleinen Gorilla, sein Schätzchen wartet auf ihn.«
    Auf der Fahrt nach Pine City
zurück fragte ich mich, was Polnik wohl getan hatte, um diesen plötzlichen Ausbruch
der Zuneigung von seiten Antonias der Großen zu verdienen? Was es auch sein
mochte, es mußte sich um etwas ausgesprochen Mieses handeln, dachte ich.

8
     
    Bevor ich zum Büro des Sheriffs
zurückfuhr, ging ich zuerst bei der Mordabteilung vorbei. Dort arbeitete einer
meiner alten Freunde im Archiv, und das ersparte mir die Mühe, erst Captain
Parkers schwerfälligen Humor über mich ergehen lassen zu müssen, bevor ich
bekam, was ich brauchte. Offiziell wurde das Äußerste an Zusammenarbeit
zwischen Stadtpolizei und dem Büro des Sheriffs erwartet — und auch erzielt.
    In Wirklichkeit betrachteten
sie uns als eine Art Dorftrottel, und da wir kein Recht hatten, ihre volle
Unterstützung anzufordern, war das etwas, das man mit tapferem Lächeln zu
ertragen hatte.
    Don Bastin, mein alter Freund,
sagte, es sei eine Kleinigkeit, mir die Unterlagen zu beschaffen, die ich
brauchte.
    Ich gab ihm also Namen und
Beschreibung aller derzeit in Pop Livvys Haus wohnenden Leute, einschließlich
Pop selbst. Don versprach, mich anzurufen, sobald er etwas herausgefunden
hatte, und ich setzte mehr oder minder erfreut meinen Weg fort.
    Es war noch immer erst Viertel
vor neun, als ich das Büro des Sheriffs betrat, und es bedeutete entschieden
ein einmaliges Erlebnis für mich, noch vor dem Chef selbst da zu sein; und ich
beschloß, dieses Erlebnis gelegentlich einmal zu wiederholen — vielleicht in
zwei Jahren.
    Der Blick auf Annabelle
Jacksons Gesicht, als sie ungefähr zwanzig Minuten später eintraf und mich
bereits vorfand — in nonchalanter Haltung dasitzend, als ob ich zusammen mit
dem Mobiliar geliefert worden wäre — war allein schon fast die Mühe wert.
    »Al?« Sie starrte mich an. »Sie
sind krank!«
    »Ich wußte doch, daß dieses
Büro ohne mich nicht bestehen kann, Süße«, sagte ich behaglich. »Aber
schließlich kann ich nicht die ganze Zeit über hier sein, und deshalb ist es
wichtig, daß meine Untergebenen — Sie und Lavers — über ein gewisses
Verantwortungsgefühl verfügen. So muß ich — glaube ich — mich wohl gelegentlich
davon überzeugen.« Ich warf einen Blick auf meine Uhr. »Sie sind vier Minuten
zu spät, Miß Jackson. Bitte sorgen Sie dafür, daß das nicht wieder vorkommt.«
    Sie errötete zornig.
    »Wenn ich nicht genügend
gesunden Menschenverstand hätte…«
    »Keineswegs«, unterbrach ich
sie. »Ein gesunder Menschenverstand umschließt ein gewisses Maß an Intelligenz,
Logik und so weiter.« Ich lächelte sie mit gewinnender Offenheit an. »Machen
wir uns nichts vor, Annabelle, kein Mensch könnte selbst in seinen wildesten
Träumen behaupten, Sie hätten einen gesunden Menschenverstand—«
    Es war mir nicht klargewesen,
daß das traumatische Erlebnis mit Antonia der Großen am frühen Morgen einige
psychoneurotische Symptome hinterlassen hatte, bis mich beim Anblick der sich
mit

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