Al Wheeler und der falsche Mann
gehört.«
»Haben Sie irgendeine Idee,
warum ihn jemand hätte töten können?«
»Vielleicht ist jemand
eifersüchtig geworden«, meinte er. »Aber ich wüßte nicht, wer.«
»Nicht Sie?«
»Scherzen Sie, Lieutenant? Ich
kann sie alle haben, wenn ich nur will. Ich brauche nur den kleinen Finger zu
heben.«
Seine Stimme triefte vor
arroganter Überheblichkeit, doch ich glaubte ihm.
»Wo waren Sie letzte Nacht?«
»Im Klub.«
»Um wieviel Uhr sind Sie gegangen?«
»Da bin ich nicht sicher«,
sagte er. »Irgendwann am frühen Morgen.«
»Kann irgend
jemand das bestätigen?«
»Das nehme ich an.« Er zögerte
einen Moment. »Das Schlimme ist nur, ich kenne seinen Namen nicht.«
4
Ich lunchte in einem Restaurant
und kehrte gegen drei Uhr nachmittags ins Büro zurück. Auf meinem Schreibtisch
erwartete mich der Autopsiebericht . Er verriet mir
nichts, was ich nicht schon wußte, dank der verbindlichen Madeline Carmody . So rief ich Ed Sanger an und fragte ihn, was er
herausgefunden hätte. Er brauchte eine Weile, um mir alles zu erzählen, aber es
führte letztlich zu nichts.
Wenn ich im Büro herumlungerte,
würde ich sicher einen Haufen weiterer schlauer Kommentare bekommen. Die
logische Schlußfolgerung war daher, wieder abzuhauen und die Ermittlungen
fortzusetzen. Nur wie, das war das Problem. Vielleicht konnte mir Madeline Carmody mehr über den Verstorbenen erzählen; und wenn sie
es nicht konnte — mein Geist machte einen eindeutigen Aufwärtsschwung —, dann
möglicherweise ihre Kusine Carol.
So ging ich also zu meinem
Wagen zurück und fuhr zur Pine Street.
Madeline Carmody öffnete mir die Tür, und ich bemühte mich wirklich sehr, nicht enttäuscht
auszusehen. Sie trug wieder einen Pullover und Jeans, die äußerst knapp saßen.
»Schon wieder Sie!« sagte sie.
»Ich hoffe, ich störe Sie
nicht.«
»Ich arbeite im Moment nach
einem sehr präzisen Zeitplan«, sagte sie kühl. »Aber wenn es nicht länger als
ein paar Minuten dauert...«
Sie machte die Tür ein bißchen
weiter auf, und ich folgte ihr ins Wohnzimmer, das noch chaotischer aussah als
in der vergangenen Nacht, falls das überhaupt möglich war.
»Lou Stevens«, sagte ich, »ein
Freund von Nigel Barrett und auch von Peter Lewis. Kennen Sie ihn?«
Sie runzelte die Stirn, dann
schüttelte sie den Kopf. »Ich glaube nicht. Warum?«
»Er hat in >Hales Photography < mit Nigel für einige Pornoaufnahmen Modell
gestanden. Irgendwann gab es mal Streit um Geld, und Nigel hat seinen Agenten
antanzen lassen, dessen Beschreibung sehr auf Lewis zu passen scheint.«
»Peter ist kein Agent«, sagte
sie ungeduldig. »Er leitet eine Kunstgalerie.«
»Vielleicht spielt er für spezielle
Freunde den Agenten. Wenn sie zum Beispiel jemanden brauchen, der auf jemanden
Druck ausüben soll — dann bitten sie wahrscheinlich Lewis. Er hat die richtige
Statur dafür.«
»Ich weiß es nicht«, behauptete
sie. »Ist es wichtig?«
»Das weiß ich auch nicht.«
»Ist das alles?«
»Letzte Nacht waren Sie eine
große Hilfe für mich, als Sie mir von Hales Fotoladen erzählten und all dem
anderen. Wie kommt es, daß Sie plötzlich das Interesse an dem Fall verloren
haben?«
»Ich habe nicht das Interesse verloren«,
erwiderte sie scharf. »Ich bin einfach nur beschäftigt. Wahnsinnig beschäftigt,
Lieutenant. Wenn Sie also nichts dagegen haben — ich meine, wenn Sie keine
weiteren Fragen mehr haben, dann würde ich es sehr zu schätzen wissen, wenn Sie
mich in Ruhe ließen, damit...«
Wieder einmal leierte ihre
Stimme weiter, und ich hörte nicht hin. Hinter ihr war abermals plötzlich eine
Erscheinung aufgetaucht: etwa ein Meter siebenundfünfzig groß und blaue Augen.
Die langen, blonden Haare lagen glatt und glänzend zu beiden Seiten des Kopfes
an, und der mollige Körper war in ein seidenes, blaues, knielanges Gewand
gehüllt. Seide ist ein geschmeidiges Material, und wann immer sie sich bewegte,
zogen ihre Kurven jeden nur möglichen Nutzen aus dieser Tatsache.
Ich beobachtete entrückt, wie
sie einen Finger an ihre Lippen hielt und sich dann lautlos bewegte, bis sie
direkt hinter Madeline Carmody stand.
»Ich muß einen Termin
einhalten«, leierte diese gnadenlos weiter. »Wenn es Ihnen also nichts
ausmacht, jetzt zu gehen... Autsch !«
Sie schien buchstäblich in die
Luft zu gehen.
»Nun, das nenne ich mir einen
guten Stoß ins Hinterteil«, schnurrte Carol.
Madelines Absätze schlugen laut
klappernd auf dem Boden auf. Sie fuhr
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