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Al Wheeler und der falsche Mann

Al Wheeler und der falsche Mann

Titel: Al Wheeler und der falsche Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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kalt.
    »Hales Fotoladen?« Er schluckte
krampfhaft.
    »Ich habe die Fotos in meinem
Wagen draußen, wenn Sie sie sehen wollen. Vielleicht helfen sie, Ihr Gedächtnis
aufzufrischen.«
    »Lou!« rief eine weibliche
Stimme von irgendwoher hinter uns. »Oh, da bist du ja!«
    Eine mittelalte Lady tauchte im
Patio auf und kam auf uns zu. Sie war so an die Fünfzig, schätzte ich, gab sich
aber große Mühe, um zehn Jahre jünger auszusehen. Ihr blondes Haar wirkte
irgendwie unecht, und die riesigen Brillengläser verbargen effektvoll den
größten Teil ihres Gesichts. Der Mund mit der dicken Unterlippe war breit und
hatte etwas Sanftes, Nachsichtiges. Sie trug einen losen Kaftan, der bis auf
ihre Knöchel herabreichte, und war barfuß; die Nägel hatten einen satten,
karmesinroten Farbton.
    »Das ist meine Mutter«, sagte
Stevens. Und eindringlich flüsternd: »Um Gottes willen, erzählen Sie ihr nicht,
worum es hier geht!«
    »Nun, dann haben Sie jetzt die
große Chance, zu improvisieren«, sagte ich. »Aber wir unterhalten uns später
noch.«
    »Natürlich.« Er nickte
nachdrücklich und zwang sich dann zu einem breiten Lächeln. »Mutter, Darling!«
    »Ich habe Stella gesagt, sie soll
die eisgekühlten Getränke in den Patio hinausbringen«, teilte sie mit. »Es ist
ein so zauberhafter Tag, und du mußt ja total erschöpft sein, nachdem du den
ganzen Morgen an deinem albernen, alten Wagen herumgebastelt hast.« Die dunklen
Brillengläser wandten sich mir zu. »Ich glaube nicht, daß ich deinen Freund
schon kenne, mein Lieber.«
    »Al Wheeler«, sagte ich rasch.
»Freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs. Stevens.«
    »Ganz meinerseits, Mr.
Wheeler.«
    Ihre Hände glätteten mit
geschickten Bewegungen den Kaftan über ihrem Bauch, so daß der dünne Stoff sich
eng an ihren Körper anschmiegte und die vollen, melonengroßen Brüste plötzlich
in den Vordergrund traten.
    »Möchten Sie sich uns
anschließen bei einem kalten Drink, Mr. Wheeler?«
    Ein uniformiertes Mädchen hatte
bereits einen kleinen Tisch und drei Stühle im Patio aufgestellt.
    »Danke«, sagte ich zu ihr.
    »Es ist entschieden die
richtige Zeit und auch der richtige Tag für einen großen Campari-Soda mit
Bergen von Eis«, sagte sie. »Stimmen Sie mir zu, Mr. Wheeler?«
    »O ja, ich stimme zu. Ich
stimme ganz entschieden zu«, erwiderte ich.
    Lou Stevens zuckte zusammen und
lächelte rasch, als die dunklen Brillengläser sich wieder ihm zuwandten.
    »Du hast so viele charmante
Freunde, von denen du mir niemals etwas erzählst, Darling«, sagte Mrs. Stevens in tadelndem Ton. »Wenn sie alle so
faszinierend sind wie Mr. Wheeler, dann finde ich, ist es sehr ungezogen von
dir, sie von mir fernzuhalten.«
    Sie lachte kurz und schrill,
dann drehte sie sich um und steuerte auf den Patio zu.
    Stevens und ich liefen hinter
ihr her, und ich überlegte automatisch, ob die übertriebenen Schwingbewegungen
ihrer Hüften ganz allein zu meinem Wohle bestimmt waren.
    Wir setzten uns, und das
schwarze Mädchen brachte die Drinks auf einem Tablett heraus, das sie auf dem Tisch absetzte. Sie grinste mir kurz
verständnisvoll zu, bevor sie wieder im Haus verschwand.
    »Nun«, Mrs. Stevens ergriff ihren Drink, »auf daß ich Sie besser kennenlerne, Mr. Wheeler!
Oder darf ich Sie Al nennen?«
    »Bitte, tun Sie das!« sagte ich
mit ausgesuchter Höflichkeit.
    »Und Sie nennen mich bitte
Blanche!« Ihr Lächeln enthüllte prachtvolle weiße Zähne. »Ich stelle mir gern
vor, daß jeder Freund von Lou auch mein Freund ist.«
    »Al ist einfach Klasse, wenn es
um Autos geht«, bemerkte Lou Stevens heiser. »Er ist vorbeigekommen, um mir ein
paar Ratschläge, meinen Stude betreffend, zu geben.«
    »Wie nett!« sagte Blanche
Stevens.
    Der eiskalte Campari-Soda
schmeckte gut. Wir saßen schweigend da und nippten an unseren Drinks. Ich sah,
daß Stevens’ Gesicht mit einer dünnen Patina von Schweiß bedeckt war, und hatte
das Gefühl, daß seine Mutter mein Gesicht sehr sorgfältig studierte. Aber wer
hätte schon mit Sicherheit sagen können, was sich, zum Teufel noch mal, hinter
jenen Brillengläsern abspielte.
    »Lou, Darling«, sagte sie
honigsüß, »deine dumme Mutter hat irgendwo im Haus ihr Notizbuch liegenlassen.
Sei ein Schatz und such es für mich!«
    »Kannst du dich nicht mehr
erinnern, wo du es liegengelassen hast?« fragte Stevens mürrisch.
    »Leider nein.« Sie lachte
wieder so schrill und gellend. »Laß mich nicht noch dümmer dastehen, als ich es
schon bin, Darling!

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