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Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Titel: Al Wheeler und der Tanz in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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die Sie
mir nennen .«
    »Er war schon beinahe
ruiniert«, sagte Natasha nüchtern. »Dann versiegten auch noch zwei Ölquellen.
Das meiste, was ihm verblieben war, hatte er in eine peruanische Zinnmine gesteckt, der nur eine Kleinigkeit fehlte, um eine
wirklich gute Geldanlage zu sein...«
    »Zinn ?« sagte ich trübselig.
    »Und seine
Unterhaltsverpflichtungen waren kolossal«, fuhr sie erbarmungslos fort. »Drei
verflossene Ehefrauen waren zu unterstützen — zumindest zwei seiner Exgeliebten bekamen je einen monatlichen Scheck über
dreitausend Dollar von ihm...«
    »Erpressung ?« knurrte ich.
    »Wollen wir mal sagen, er hegte
eine hohe Wertschätzung für ihre Diskretion«, erklärte sie.
    »All diese Frauen müssen ihn
also ein Vermögen gekostet haben ?« sagte ich mit
geheimer Bewunderung.
    »Das haben sie von jeher getan .« Natasha nahm sich Zeit, einen Schluck aus ihrem Glas zu
trinken. »Ich erinnere mich an einen Sommer vor vier oder fünf Jahren, als Cissie mich hier heraus einlud und ich nichts Besseres zu
tun hatte. In den ganzen vier Wochen, die wir uns hier aufhielten, wagte ihr
Vater nicht, auch nur vor die Haustür zu treten, weil er Angst hatte, seine
lästigen Frauen könnten einen niedrigfliegenden Helikopter gechartert haben und
ihn ausfindig machen!«
    »Ich dachte, außer Cissie und ihrem alten Herrn hätte bis zu seinem Tod
niemand etwas von diesem Haus hier gewußt ?«
    »Ich war Cissies Freundin, deshalb habe ich vermutlich nicht gezählt«, sagte sie und zuckte
leicht die Schultern.
    »Da ist noch etwas, das ich
nicht begreife«, sagte ich langsam. »Wie kam es, daß St. Jerome — mit all
diesen Weibergeschichten und mißglückten Investitionen — seine Tochter stinkreich hinterlassen hat, um ihre eigene zarte
Ausdrucksweise anzuwenden ?«
    »Sie hatte bereits einen Haufen
Geld auf ihren eigenen Namen von ihm überschrieben bekommen«, sagte sie ruhig.
»Und er hatte eine fantastische Lebensversicherung abgeschlossen. Warum hätten
sich sonst diese kleinen, fischäugigen Detektive so verdammt ins Zeug gelegt,
nachzuweisen, daß er Selbstmord begangen hatte ?«
    Das war eine überzeugende
Antwort, und ihre Logik bewog mich, zwei Sekunden schweigend den Verlust meines
neuesten Heros zu betrauern. Mit dem größten Spekulanten des Jahrhunderts,
dessen Bild noch vor zwölf Stunden in meiner Vorstellung von Fanfarenklängen
begleitet war, verband sich jetzt in meinem Inneren der schwache Wimmerlaut des
von Unterhaltsverpflichtungen gejagten, nahezu ruinierten, verängstigten
kleinen Burschen, der sich möglicherweise unter dem Druck der Umklammerung in
seine Bestandteile aufgelöst hatte.
    »Und was ist das für ein
bizarrer pas de deux , den ich da vor mir sehe ?« dröhnte eine resonante Stimme
durch das Zimmer.
    Der Choreograph Laurence
Beaumont stand an der Schwelle und beobachtete uns mit übertrieben satyrhaftem
Ausdruck auf dem scharfgeschnittenen, hübschen Gesicht.
    »Der Lieutenant ist gekommen,
um noch ein paar Fragen zu stellen«, sagte Natasha mit sanfter Stimme. »Aber
als er merkte, daß alle anderen im Bett waren, beschloß er — Gentleman, der er
von Natur aus ist, auch wenn er ein Bulle ist — , mir
die Fragen zu stellen, so daß er euch nicht zu stören brauchte.«
    »Was für ein rücksichtsvoller
Lieutenant!« Beaumont schlenderte mit athletischer Anmut auf die Bar zu. »Ich
liebe Fragen über alles, wissen Sie? Ich finde es nicht fair von Ihnen,
Lieutenant, sich mit allen Fragen allein an Natasha zu wenden. Sie werden schon
auch ein paar an mich richten müssen .« Er hob die
Hand, um jeden möglichen Protest im Keim zu ersticken. »Ich bestehe darauf !«
    Er setzte sich rittlings auf
einen Hocker neben der Ballerina und legte die Hände energisch auf die Theke.
»Sie können mich fragen, was Sie wollen«, sagte er ernsthaft. »Ich verspreche
Ihnen, jede Frage mit nichts anderem als der einfachen, ehrlichen Wahrheit zu
beantworten .«
    »Haben Sie Anton Leckwick umgebracht ?« fragte ich
abrupt.
    »Ich?« Seine buschigen weißen
Brauen zogen sich in mildem Erstaunen zusammen. »Sie machen natürlich Spaß? Es
muß der Voyeur gewesen sein, der den armen Anton umgebracht hat, das habe ich
Ihnen schon heute morgen gesagt, Lieutenant. Sie scheinen für einen Mann Ihres — wie nennen Sie das
genau? — Berufes ein einmalig kurzes Gedächtnis zu haben!«
    Ich suchte ein Glas heraus,
stellte es zu den beiden Flaschen und schob ihm die gesamten
Black-Velvet-Ingredienzien

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