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Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Titel: Al Wheeler und der Tanz in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Ich sterbe«, sagte sie kalt. »Und auch noch in einer solch
schmutzigen Umgebung.«
    »Darauf würde ich keine Wette
eingehen«, sagte ich. »Man kann nie wissen, was ein gerissener Rechtsanwalt
alles erreicht .«
    »Nur noch einen einzigen tout en l’air «, sagte sie sehnsüchtig. »Damit wäre ich völlig zufrieden .«
    Natasha glitt langsam und
anmutig auf ihre Knie, und das Lächeln verschwand plötzlich, während sich ihr
Gesicht schmerzlich verzog. »Es tut weh«, sagte sie mit erschrecktem Flüstern.
»Ich wußte nicht, daß es so weh tut .« Ihre Hand
tastete einen Augenblicklang unsicher vor sich in der Luft. »Al ?« wimmerte sie. »Wo sind Sie? Ich kann Sie nicht...«
    Bevor ich Gelegenheit hatte,
sie aufzufangen, stürzte sie plötzlich nach vorne auf den Boden, und ihr
Gesicht schlug mit brutaler Wucht auf dem harten Felsen auf. Dann sah ich den
großen Blutfleck auf dem schwarzen Trikot, unmittelbar unter ihrem linken
Schulterblatt, und erinnerte mich an den zweiten Schuß aus Solons Pistole, als
ich damit beschäftigt gewesen war, auf meine eigene, aus den leblosen Fingern
Beaumonts gefallene Achtunddreißiger zuzukriechen .
    Außerhalb der Höhle war es schon
fast dunkel, und ich stolperte über Solons Leiche, als ich mir meinen Weg durch
den Weinrankenvorhang bahnte. Die beiden schattenhaften Gestalten Cissies und Amandas waren beinahe zu einer einzigen
Silhouette verschmolzen, wie sie da eng beisammen standen, den Kopf jeweils auf
der einen Schulter der anderen, und sich das Herz aus dem Leib schluchzten. Ich
beobachtete sie flüchtig mit einer Art makabrer Faszination, während mich die
Erkenntnis überfiel, daß kein hundertprozentiger Mann je begreifen könne, was
in einem Frauenzimmer eigentlich vorging.
    Dann ging ich langsam auf sie
zu, bereit, die letzten der Raymond St. Jeromeschen Frauen den langen Weg hinunter zum Haus zu geleiten.

10
     
    Etwa drei Stunden später hielt
ich den Zeitpunkt für gekommen, an dem ich vernünftigerweise die Regelung der
Einzelheiten Sergeant Polnik überlassen konnte. Ich
enthielt mich großzügig der Erwähnung des Wagnisses, das die drei Leichen aus
der Höhle im Dunkeln über diesen lebensgefährlichen Pfad zurück ins Haus zu
schaffen darstellte. Statt dessen erklärte ich ihm, Cissie könnte ihm genau den Weg zur Höhle beschreiben und
erkundigte mich beiläufig, was er von einem Helikopter am Morgen hielte. Es war
eine dumme Frage, und ich hätte mir die Folgen denken können.
    »Himmel, Lieutenant !« Seine Stirn runzelte sich verzweiflungsvoll. »Ich habe
einfach noch keine Zeit gehabt, am Morgen über einen Helikopter nachzudenken«,
brummelte er in entschuldigendem Ton. »Meine Alte hält mich da immer so in
Atem, daß ich nicht schnell genug aus dem Haus kommen kann, bevor sie mir mit
einer Bratpfanne auf den Pelz rückt .«
    »Nun — «, ich spürte, wie mir
ein nervöses Lächeln sozusagen übers Gesicht krabbelte. »Ich meine nur,
vielleicht würde es eine Art Anreiz bedeuten, wenn Sie morgen früh an einen Helikopter
dächten, Sergeant .«
    »Glauben Sie, daß hier irgendwo
auch noch ein Lustmörder herumläuft, Lieutenant ?« grunzte er besorgt.
    Ich schloß für eine Sekunde die
Augen und wiederholte schweigend jedes Wort, das ich eben gesagt hatte. Es
konnte ihm nur das Wort >Anreiz< in die falsche Kehle gekommen sein.
    »Nein, es ist kein Lustmörder
hier, Sergeant«, beruhigte ich ihn. »Und ich glaube, jetzt gehe ich, bevor
einer einen zusammenbastelt, nur um mich zum Lügner zu machen .«
    Er begleitete mich zum Healey
und packte plötzlich meinen Ellbogen, als ich im Begriff war, die eine Stufe
vor dem Vordach herunterzutreten.
    »Immer sachte, Lieutenant«,
sagte er mit der widerwärtig süßlich zuredenden Art, die man normalerweise dazu mißbraucht , Invaliden gut zuzureden. »Sie wollen doch
nichts übers Knie brechen, oder ?«
    Ich zog meinen Arm weg und
starrte ihn voller Kälte an. »Läßt Ihre Sehschärfe nach, Sergeant ?« knurrte ich. »Finden Sie, daß ich wie eine alte kleine
Lady aussehe ?«
    »Wir kriegen alle mal von Zeit zu Zeit einen Knacks weg, Lieutenant«,
sagte er geheimnisvoll. »Sind Sie ganz sicher, daß niemand Sie heimfahren soll ?«
    »Ich schaffe es ausgezeichnet,
danke«, sagte ich mordlustig. »Ich habe bereits zwei Fahrstunden hinter mir .«
    Ich riß die Tür des Healey beinahe aus den Angeln, als ich sie öffnete und
wollte mich eben hinter das Lenkrad quetschen, als sich seine fleischige

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