Al Wheeler und der tote Partygast
wir diesen Trödel verkauften, aber für
uns war es schließlich die einzige Möglichkeit, zahlungsfähig zu bleiben.«
»Wie ist Ihr Verhältnis zu
Blake?«
»Gut. Persönlich mag ich ihn
nicht, und Wally mochte ihn wohl auch nicht. Im Grunde ist er ein dreckiger
Bastard. Aber er schaffte die Ware heran, und wir zahlten dafür. Eine reine
Geschäftsverbindung also.«
»Nun, es war wirklich
interessant, mit Ihnen zu plaudern, Mr. Pollock«, sagte ich und blickte kurz
auf meine Hände. »Danke, daß Sie mir Ihre Zeit geopfert haben.«
»Ich bin glücklich, wenn ich
Ihnen helfen kann, Wallys Mörder zu finden.«
Er begleitete mich zur Tür und
verabschiedete sich von mir.
Ich stieg in meinen Wagen und
ließ den Motor an. Pollock hielt offensichtlich nichts von langwierigen
Abschiedszeremonien, denn die Eingangstür war schon geschlossen, als ich
losfuhr.
Es war kurz vor fünf, als ich
Leon Getlers Büro betrat. Der ältliche Vorzimmerdrachen schürzte die Lippen und
warf mir einen mißbilligenden Blick zu.
»Ich glaube, Mr. Getler ist
soeben dabei wegzugehen, Lieutenant«, bemerkte sie frostig.
»Wieder auf dem Wege ins
Bordell?« Ich lächelte nachsichtig. »Es gibt keinen Zweifel, dieser Mann ist
tatsächlich unersättlich, habe ich recht?«
»Oh, Sie haben ja so recht«,
erwiderte sie lebhaft. »Diese Woche ist es die Blonde mit den großen Titten.
Letzte Woche war es eine Rothaarige mit einem dicken Arsch. Hauptsache, sie
haben irgend etwas, wonach er grabschen kann, stimmt doch?«
Mir wurde plötzlich bewußt, daß
mein Mund offenstand, und ich schloß ihn behutsam.
»In meinem Alter ist man nicht
mehr so leicht zu schockieren, Lieutenant.« Sie lächelte breit. »Soll ich Sie
anmelden?«
»Warum, zum Teufel, nicht?«
Sie nahm den Telefonhörer hoch
und legte wenig später wieder auf.
»Gehen Sie rein, Lieutenant!«
sagte sie formell.
Getler stand hinter seinem
Schreibtisch und stopfte eifrig Papiere in seine Aktentasche, als ich in sein
Büro spazierte. Seine dunklen Augen musterten mich grüblerisch, dann zwang er
ein Lächeln auf sein Gesicht.
»Sie haben sich einen
ungünstigen Moment ausgesucht, Lieutenant«, sagte er. »Ich habe in dreißig
Minuten am anderen Ende der Stadt eine Verabredung.«
»Es wird nicht lange dauern«,
erwiderte ich höflich.
Er schloß die Aktentasche und
ließ sich in seinen Stuhl plumpsen. »Also gut. Worum geht es?«
»Sie haben Minerva Trent
empfohlen, Blake unter die Arme zu greifen, als er mit seinem Importhandel
begann. Und Sie haben ihr auch empfohlen, Gerard Geld zu geben, damit er seinen
neuen Ausstellungsraum eröffnen kann.«
»So?«
Sein Blick war wachsam.
»Aber Sie haben ihr empfohlen,
Hamer nicht zu unterstützen, weil er ein sehr risikoreiches Geschäft betreiben würde
und Homosexuelle im Geschäftsleben stets ein großes Wagnis darstellten.«
»Das stimmt.«
»Ich habe mir überlegt, worin
der Unterschied zwischen Gerard und Hamer bestand. Ich meine, beide betreiben
risikoreiche Geschäfte, und beide sind homosexuell.«
»Stellen Sie mein
professionelles Urteilsvermögen in Frage?« erkundigte er sich kalt.
»Ich frage nur, worin bei den
zwei wirklich ähnlichen Fällen der Unterschied besteht.«
»Ich glaube nicht, daß ich mir
die Mühe machen werde, es Ihnen zu erklären. Ich habe die beiden so
beschrieben, wie ich sie gesehen habe, und habe meine Klientin dementsprechend
beraten. Alles übrige lag bei ihr.«
»Blake haben aber Sie Minerva Trent empfohlen«, erinnerte ich ihn.
»Auch das stimmt«, bestätigte
er. »Ich habe Minerva vertreten, als sie nach dem Tod ihres Mannes ihre
Ölaktien an Blake verkaufte. Blake hat mich beeindruckt. Er hat sich bei dem
Florida-Unternehmen ein krasses Fehlurteil geleistet, aber ich weiß, daß er
nicht dumm ist. Als er mir von seiner Absicht erzählte, sich im Importhandel zu
betätigen, und mir gleichzeitig einige Fakten und Zahlen nannte, war ich
jedenfalls sehr beeindruckt.«
»Und weshalb waren Sie dann
nicht von dem Handel beeindruckt, den Hamer mit dem asiatischen Trödel
angeleiert hatte, den er von Blake bezog?«
»Ich war es«, sagte er knapp.
»Das übrige an der Sache beunruhigte mich — und noch mehr die Leute, die sie
durchführten.«
»Und mit Gerard war das
anders?«
»Diese Unterhaltung beginnt
mich ziemlich zu langweilen, Lieutenant. Ich kann auch nicht erkennen,
inwiefern sie irgendeinen Zusammenhang mit dem Mord hat, den Sie angeblich
untersuchen.«
»Vielleicht
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