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Al Wheeler und der tote Partygast

Al Wheeler und der tote Partygast

Titel: Al Wheeler und der tote Partygast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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lag. »Nichts Aufregendes. Brieftasche,
Taschentuch, Schlüssel. Kein weiteres Heroin oder etwas dergleichen.«
    Ich ging zu dem Stapel und hob
den Schlüsselring hoch. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mir das bis morgen
ausborge?«
    »Bedienen Sie sich nur!«
    Ich brauchte etwa zwanzig Minuten,
bis ich das Cape-Cod-Haus in den Vista-Höhen erreicht hatte. Nachdem ich auf
der Kiesauffahrt geparkt hatte, fummelte ich ein paar Sekunden herum, bis ich
den richtigen Schlüssel gefunden hatte, der zur Eingangstür paßte. Dann ließ
ich mich selbst ins Haus hinein und knipste das Licht an.
    Das Wohnzimmer sah, abgesehen
von den aufgeschlitzten Kissen und Polstern, nur unordentlich aus. Durch die
Schlafzimmer schien indessen ein Tornado gebraust zu sein. Die Schubladen waren
herausgezogen und ihr Inhalt auf den Fußboden geschüttet worden; die Matratzen
waren von den Betten gezerrt und brutal zerfetzt worden, so daß ihre Füllungen
den Boden bedeckten. Wer immer das getan hatte, war bereits lange wieder
verschwunden.
    Ich kehrte zu meinem Wagen
zurück und fuhr nach Hause. Nach einem kurzen Schlummertrunk legte ich mich zu
Bett. Der morgige Tag, der mit Sheriff Lavers beginnen würde, versprach äußerst
lustig zu werden.
    Millionen unbeantwortete Fragen
geisterten vor dem Einschlafen durch meinen Kopf. Am meisten aber quälte mich
die Frage: War Bubbles jemals dazugekommen, für sich und Sophia Platzer im
Penthouse-Apartment ein Dinner zuzubereiten?
     
     
     

7
     
    Ich kam am nächsten Morgen etwa
gegen zehn Uhr ins Büro. Annabelle Jackson saß mit nachdenklichem Gesicht hinter
ihrer Schreibmaschine. Sie trug ein helles Kleid mit einem Blütenmuster, das
über den vertrauten Schwellungen ihrer Brüste eng saß, und sah entzückend aus —
um zehn Uhr morgens keine unbedeutende Leistung.
    »Wie war Ihr Rendezvous gestern
abend?« fragte ich höflich.
    »Langweilig«, erwiderte sie.
»Er interessiert sich für Philosophie, was immer das auch sein mag.«
    »Ein zotteliger Bart,
wasserblaue Augen und spindeldürr, wette ich.«
    »Er ist etwa ein Meter neunzig
groß, wiegt um die hundertsiebzig Pfund und sieht wie ein Wikinger aus«, sagte
sie.
    »Nun, da war ich ja nahe dran.«
    »Er hat mich den ganzen Abend
nicht zu verführen versucht«, beklagte sie sich. »Er hat einfach nur geredet.
Die meiste Zeit wußte ich nicht einmal, worüber er sprach.«
    »Ich vermute, er ist reich.«
    »Er unterrichtet an einer
Schule.«
    »Ihre amüsante Nacht scheint
demnach so vergnüglich wie meine gewesen zu sein«, bemerkte ich.
    »Ja, ich habe schon davon
gehört«, sagte sie. »Mir läuft immer ein Schauder über den Rücken, wenn ich Sie
einen Tag, nachdem Sie jemanden getötet haben, anschaue.«
    »Er hat als erster geschossen«,
verteidigte ich mich.
    »Die anderen schießen immer
zuerst. Gestern abend erschien mir die Vorstellung, wieder einmal von Ihnen um
Ihre olle Couch gejagt zu werden, ganz reizvoll — das muß ich eingestehen. Doch
jetzt haben Sie alles verdorben.«
    »Die Hand, die die Waffe
gehalten hat, soll nie und nimmer Annabelle Jackson anfassen«, sagte ich mit
rauher Stimme.
    »Der Sheriff wartet auf Sie«,
zwitscherte sie zurück. »Warum gehen Sie nicht zu ihm und fassen ihn mal an?«
    Allein die Vorstellung ließ
mich schaudern.
    Ich steuerte auf das Büro des
Sheriffs zu, klopfte an und trat ein.
    Lavers saß hinter seinem
Schreibtisch und hatte eine nicht brennende Zigarre zwischen seine Zähne geklemmt.
Sein Gesicht hatte jenen milden, sanften Ausdruck, dem ich besonders mißtraute.
    »So, das war also fällig, um
Sie ins Büro zu locken«, sagte er jovial. »Sie müssen nur die Nacht zuvor
jemanden umbringen.«
    Ich berichtete ihm, was
passiert war, und er lauschte teilnahmslos.
    Als ich geendet hatte, bemerkte
er: »Ich weiß, es ist eine dumme Frage, aber verraten Sie mir doch als erstes
einmal: Wie sind Sie in den Laden überhaupt hineingekommen?«
    »Ich hatte einen Schlüssel.«
    »Woher?«
    »Ich habe ihn mir von der dort
arbeitenden Angestellten ausgeliehen.«
    »Einem Mädchen?«
    »Einem Mädchen.«
    »Das paßt.« Er seufzte leise.
»Jetzt begreife ich das Ganze allmählich. Sie sind also mit Schlüsseln in den
Laden eingebrochen, die Sie von dem — wahrscheinlich verführten — Mädchen
bekommen hatten, das dort angestellt ist. Warum?«
    »Ich wollte mich umsehen«,
erklärte ich. »Und ich dachte mir, es wäre eine sehr viel diskretere Art
herauszufinden, ob dort noch mehr Heroin

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