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Al Wheeler und der tote Partygast

Al Wheeler und der tote Partygast

Titel: Al Wheeler und der tote Partygast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Sorgen zu machen brauchte.
    Er lag ausgestreckt auf dem
Boden vor der Tür, die in den Packraum führte. Aus dem Loch auf der einen Seite
seines Kopfes tropfte unaufhörlich Blut auf den Boden.
    Ich ging zu ihm hinüber und
kniete mich hin; dann fühlte ich seitlich an seinem Hals nach dem Puls. Nichts.
Mike Birchett war in das große Packhaus oben im Himmel abgewandert.
    Das Ganze ergab keinen Sinn. Er
arbeitete in dem Geschäft und hätte somit ein Recht gehabt, auch nachts dort zu
sein. Weshalb, zum Teufel, versuchte er einen Unbekannten in dem Moment, da
dieser zur Tür hereinspazierte, zu töten?
    Ich schritt über den Leichnam
und betrat den Packraum.
    Craig Pollock lag mit dem
Rücken auf einem Holztisch. Seine Arme waren über den Kopf gestreckt, die
Handgelenke mit einem Strick zusammengebunden, der am Kopfende des Tisches
festgenagelt war. Dieselbe Prozedur war an seinen Fußgelenken vorgenommen
worden. Sein Hemd war unter die Achseln hochgeschoben, und seine Hosen waren
bis zu den Knien heruntergezogen. Ein Knebel steckte in seinem Mund, und seine
Lippen waren zurückgestülpt. Seine dunkelbraunen Augen standen weit offen, die
langen, gebogenen Wimpern gaben ihnen einen besonders wehrlosen Ausdruck.
    Er war tot.
    Sein Körper war mit Wunden
übersät, und seinen Bauch und seine Hoden zierten häßliche Brandflecke, von
einer Zigarette stammend. Keine der Wunden sah so schlimm aus, daß sie ihn
getötet haben konnte, doch vermutlich hatten die Schmerzen und der Schock für
seinen Tod gesorgt.
    Nun begann sich fast so ein
Gefühl wie Zufriedenheit in mir auszubreiten, daß mir in der Finsternis dieser
Glückstreffer gelungen war, der Mike Birchetts Gehirn geöffnet hatte.
    Ich benutzte das Telefon im
Ladenraum, um das Büro des Sheriffs anzurufen, und erzählte dem diensthabenden
Sergeanten, was passiert war. Er versprach, so rasch er konnte, die übliche
Mannschaft zusammenzutrommeln.
    Dann kehrte ich zurück in den
Packraum. Unter all den sortierten Gegenständen, die auf ihre Verschiffung
warteten, befanden sich etwa acht glücklich lächelnde Buddhas aus Messing. Ich
untersuchte sie alle, aber keiner hatte einen abschraubbaren Kopf. Das
bedeutete, daß der Buddha, den Ed Sanger im Kofferraum des Rolls gefunden
hatte, eine Ausnahme darstellte.
    Ungefähr fünf Minuten später
fuhr ein Streifenwagen vor. Von nun an überließ ich die Angelegenheit den
beiden Streifenbeamten. Ich erklärte, daß ich Mike Birchett getötet hatte und
die Kugel in seinem Kopf zu meiner Waffe passen würde. Sie schienen nicht
sonderlich beeindruckt zu sein.
    Ich ging zu meinem Wagen und
fuhr die dreißig Blocks zurück zur Wohnung von Janie Larsen. Dort klingelte
ich. Sie öffnete fast augenblicklich. Ihr eisiger Blick taute etwas auf, als
sie erkannte, daß ich es war.
    »Ach, Sie sind es, Al!« sagte
sie. »Einen Moment lang hatte ich schon geglaubt, er hätte seine Meinung geändert,
und ich wollte ihm sagen, es gäbe keinen Rückweg.«
    »Wirklich?« fragte ich höflich.
    »Kommen Sie herein! Die Wohnung
ist in einem fürchterlichen Zustand, und ich bin es auch. Aber vermutlich
spielt das keine Rolle.«
    Ich folgte ihr ins Wohnzimmer,
und sie schmiß ein paar Kissen auf die Couch und forderte mich auf, ich sollte
mich hinsetzen.
    »Möchten Sie einen Sherry?«
    »Nein, danke«, murmelte ich.
    Sie trug ein schwarzes,
knielanges Kleid mit einem Gürtel um die Taille, das ihre markanten Kurven
nicht im mindesten verbarg. Ihr Haar schien von einer Autowaschanlage
bearbeitet und dann von einem Hurrikan getrocknet worden zu sein.
    »Wir haben gekämpft«, erklärte
sie. »Ich bin stärker als er, doch das hatte ich bisher nicht gewußt. Er brach
zusammen, begann zu weinen und gab zu, daß ich recht hätte. Er sagte, er wüßte
nicht, was er tun sollte, denn er wollte mich nicht verletzen. Denn er hat
einen festen Freund. Ich fragte ihn, warum er nicht sofort zu seinem Freund
ziehen würde. Wir könnten über die Scheidung ja später reden. Und er meinte,
daß das vermutlich das beste wäre. Er packte seinen Koffer, haute ab, und ich
bin froh und...« Sie schnappte kurz nach Luft. »Ich komme mir sehr dumm vor,
daß ich nicht schon seit langem dahintergekommen bin, was sein Problem war. Ich
möchte Ihnen, Al, für Ihre — Dienste danken.«
    »Absolut nicht der Rede wert«,
bedeutete ich ihr.
    »Ich muß schrecklich aussehen.«
    Sie versuchte erfolglos ihr
Haar zu ordnen.
    »Sie haben recht.«
    »Wie schade!« Sie grinste mich
an.

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