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Al Wheeler und die Besessene

Al Wheeler und die Besessene

Titel: Al Wheeler und die Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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man ein kleines
Unternehmen einbüßt, fängt man morgen ein anderes an. Verliert man aber seine
zentrale Kontrolle, ist man erledigt! Warum also ein Risiko eingehen? Warum
dieses Kontrollsystem inmitten all dieser kleinen Unternehmen aufziehen und das
Risiko auf sich nehmen, daß es ebenso leicht vom Tisch gefegt wird wie eine von
den ganz kleinen Mühlen?
    Ich sage dir, was man machen
muß. Man sucht sich eine hundert bis zweihundert Kilometer vom Operationsfeld
gelegene Stadt heraus. Dann zieht man dort irgendeinen legalen Laden auf —
egal, ob er sich rentiert, solange er nur respektabel wirkt und sich hält. Dorthin verlegst du deine zentrale Kontrolle. Wer kann dagegen etwas einzuwenden haben?
Du betreibst ja ein legales Geschäft. Du kannst dich als solider Bürger in der
Gemeinde niederlassen und in der Gegend herumstänkern, daß sich die Polypen
nicht mal in dem zwei Querstraßen weiter liegenden Friseurladen sehen lassen,
obwohl jeder Mensch im Umkreis von zehn Kilometern weiß, daß der Inhaber ein
Buchmacher ist.<«
    Die glänzenden blauen Augen
lächelten mich flüchtig an. »Klingt Ihnen das nicht vertraut, Al ?«
    »Ich glaube, ja«, sagte ich.
»Ihr Haus war also die zentrale Kontrolle für das Gebiet von San Diego ?« Sie nickte rasch. »Aber die Sache ist nicht groß genug,
um unabhängig zu sein: Für wen arbeitet Ihr Mann ?«
    »Für Joe > Needles < Carlu in Detroit«,
sagte sie. »Fragen Sie mich nicht, für wen Joe arbeitet, denn das weiß ich
nicht, aber jedenfalls arbeitet er für jemanden. Manchmal frage ich mich, ob
die Syndikate nicht wie ein einziger riesiger Kreis das ganze Land durchziehen,
Al. Ich meine, wenn man den obersten Mann sucht, so gibt es gar keinen. Er
arbeitet für den nächsten im Kreis — und so weiter. Verstehen Sie ?«
    »Paul Travers’ Name steht oben
an. Ich kann also annehmen, er ist der Boß des Unternehmens San Diego ?« fragte ich.
    »Stimmt .« Sie nickte wieder. »Joe hat ihm Dana Bladen zugeteilt, weil er wollte, daß Dana
von einem wirklich guten Mann eingearbeitet wird, so daß er nach drei oder vier
Jahren an irgendeinem anderen Punkt des Landes selbständig eingesetzt werden
kann. Das ist, wenn ich mir’s recht überlege, sehr
komisch .«
    »Ja?«
    »Ein ziemlich trüber Spaß«,
sagte sie leise. »Jedenfalls traf Dana Bladen vor ungefähr achtzehn Monaten
ein, um als Pauls rechte Hand zu arbeiten, und außerdem brachte er seine eigene
rechte Hand mit — Sonnyboy Johnny Crystal. Ich wußte, daß Paul das Ganze nicht
zusagte, aber Joe hatte seinen Segen dazu gegeben, und so konnte er nichts
dagegen unternehmen. Sie schienen sich mit der Zeit zu arrangieren — sie waren
beruflich sehr oft in unserem Haus.
    Dana hatte in seinem Verhalten
etwas Überlegenes. Er war höflich, aber niemals freundlich. Ich sah diesen Typ
von Leuten täglich in Valley Heights; der einzige Unterschied war, daß sie wirklich
legitime Unternehmen betrieben. Es ist die Sorte, die davon überzeugt ist, daß
sie ganz nach oben kommt, und die auf dem Weg dorthin keine Freundschaften
schließen will, weil es für sie peinlich werden würde, wenn sie dieselben Leute
zwei Jahre später ignorieren müßten .«
    »Deshalb bin ich so gern
Polizeibeamter«, sagte ich lässig. »Man hat zwar keine eigene
Gesellschaftsklasse, aber man kann mit allen Leuten sprechen, und allen Leuten
bleibt nichts anderes übrig, als zu antworten .«
    »Johnny war anders«, sagte sie,
als ob sie meine Bemerkung nicht einmal gehört hätte. »Er war stets freundlich,
höflich, aufmerksam. Man hatte die ganze Zeit über, wenn er da war, das
Empfinden, daß er einen als Frau betrachtete. Das ist ein Unterschied. Ein
paarmal waren Paul und Dana für drei oder vier Tage nach San Diego gefahren,
und Johnny war dageblieben. Er kam öfters auf ein paar Stunden, und wir tranken
ein paar Gläser miteinander. Sonst steckte gar nichts dahinter. Verstehen Sie?
    Dann, vor etwa einem halben Jahr,
als Paul und Dana für zehn Tage verreist waren, kam Johnny eines Abends gegen
zehn Uhr zu mir, so blau, wie ich ihn nie zuvor erlebt hatte. Ich schob ihn in
einen Sessel, machte ihm Kaffee — alles, was so dazugehört. Schließlich wurde
er soweit nüchtern, daß er mehr oder weniger klar sprechen konnte — zumindest
so klar, daß man den Zusammenhang verstehen konnte, wenn auch nicht jedes Wort.
    Er könnte es nicht mehr länger
aushalten, sagte er. Vielleicht verhielte er sich illoyal, aber kein Mensch
hätte das Recht, einen

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