Al Wheeler und die Besessene
neben
ihr lag, wußte ich, daß das Ganze von Anfang an Schwindel gewesen war! Ein
anderer mußte die hundertfünfzigtausend an sich genommen und Paul die Sache in
die Schuhe geschoben haben. Und bevor das möglich war, mußten sie einer Sache
sehr sicher sein. Nicht wahr?«
»Zweier Dinge, Margie«, sagte
ich höflich. »Erstens, daß er nie mehr in der Lage sein würde, alles
abzustreiten. Und zweitens, daß er irgendwo versteckt war, wo ihn niemand
finden würde .«
»Das bedeutet, daß er tot ist«,
sagte sie mit ausdrucksloser Stimme. »Wahrscheinlich war er in der Nacht, als
Dana und Johnny ins Haus kamen, bereits tot .«
Ich blickte sie neugierig an.
»Was soll dann das ganze Theater, ob der wirkliche Al durch und durch Polyp
sei? Vom Standpunkt der Polizei aus ist Ihnen nichts vorzuwerfen. Sie hatten
nichts mit dem Unternehmen zu tun, Sie waren nur mit dem Burschen verheiratet,
der es leitete. Alles, worum ich Sie jemals bitten werde, Süße, ist, im
Zeugenstand auszusagen, wenn es soweit ist .«
Sie wandte plötzlich den Kopf
ab. »Aber das ist ja noch gar nicht alles«, sagte sie mit zitternder Stimme.
»Da ist noch etwas, und ich wollte es Ihnen erzählen —
nur, jetzt kann ich’s nicht! Es ist zu entsetzlich! Abstoßend! Ich kann es
niemals jemandem erzählen .« Sie vergrub den Kopf in
den Händen und begann, haltlos zu schluchzen.
Ich versuchte, sie zu trösten,
und machte nur alles schlimmer. Dann schüttete ich weitere fünf Fingerbreit
reinen Whiskys in ein Glas und brachte es ihr an die Couch. Margie riß es mir
beinahe aus der Hand und goß mit finsterer Entschlossenheit den Inhalt
hinunter. Dann warf sie mir das leere Glas zu und sagte mit belegter Stimme:
»Mehr !« Ich ließ mir mit dem nächsten Glas ein wenig
mehr Zeit, und als ich es in das Wohnzimmer zurückbrachte, lag sie ausgestreckt
auf der Couch, den Kopf auf dem Arm, und schnarchte leise. Ich legte eine Decke
über sie und trank die fünf Fingerbreit selber als Nachttrunk.
Am nächsten Morgen erwachte ich
gegen acht Uhr, und als ich ins Wohnzimmer trat, war Margie verschwunden. Auf
dem Tisch lag ein Zettel:
Al!
Dank für alles. Ich habe Ihren
Dufflecoat genommen — mir hängt er ein paar Zentimeter übers Knie, und niemand
wird hoffentlich bemerken, daß ich darunter praktisch nichts anhabe. Ich habe
außerdem Ihre Brieftasche geleert — genau siebenunddreißig Dollar. Meine
Diamantohrringe liegen auf Ihrer Kommode. Bitte bringen Sie sie ins Leihhaus
und heben Sie den Pfandschein für mich auf. Ich muß erst mit diesem einen
großen Problem fertig werden. Und wenn es soweit ist, werde ich wahrscheinlich
wieder zurückkehren.
Gruß Margie.
P. S. Sie Wüstling! Die
wirkliche Margie ist nichts als ein Haufen blauer Flecken!
P. P. S. Warum haben Sie sich
meiner gestern nacht in
meiner Volltrunkenheit nicht bemächtigt? Vielleicht hätte es Spaß gemacht?
7
Um elf Uhr an diesem Morgen
waren wir bei einem »Unentschieden« angelangt, saßen einander gegenüber und
starrten uns an. Wir waren seit etwa neunzig Minuten im Büro des Sheriffs. Lavers hatte davon fünfundvierzig dazu benutzt, um mir zu
erzählen, was für ein Alptraum der vorhergehende Tag für ihn gewesen sei — ohne
die geringste Hilfe meinerseits. Dann hatte ich die nächsten fünfundvierzig
Minuten dazu benutzt, um ihm dasselbe zu erzählen, was meinen Tag anbetraf —
ohne die geringste Hilfe seinerseits.
Es wurde munter an die Tür
geklopft, und Annabelle Jackson trat herein. »Doktor Murphy ist draußen,
Sheriff«, sagte sie. »Er möchte Sie gern ein paar Minuten sprechen .«
»Nur zu«, bellte Lavers . »Es muß eine nette Abwechslung sein, mal jemanden
da zu haben, der hier im Büro etwas von seinem Fach versteht !«
»Sheriff«, sagte ich beglückt,
»Sie sollten Ihre eigenen Fähigkeiten nicht so unterschätzen. Ich kenne
zumindest drei Leute in der Stadt, die Sie für einen erstklassigen Sheriff
halten .«
Tiefes Scharlachrot verbreitete
sich beängstigend über seine gedunsenen Backen. »Sie — Sie...« Er hielt inne,
bevor er erstickte. »Schicken Sie den Doktor rein, Miß Jackson !«
»Ja, Sir«, sagte sie munter und
warf mir beim Hinausgehen einen mörderischen Blick zu. Aus irgendeinem Grund
steht sie immer auf Lavers ’ Seite.
Ich lächelte ihr freundlich zu
und sagte höflich: »Entschuldigen Sie, Miß Jackson, gehören das Höschen dort
hinter Ihnen auf dem Boden vielleicht Ihnen ?«
Sie gab einen
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