Al Wheeler und die Besessene
einzutrommeln.
Nina Ross wich langsam vor ihm
zurück. Ihre dunklen Augen waren weit aufgerissen und hatten einen fragenden
Ausdruck. Ihre Kniekehlen prallten gegen die Kante des Stuhls, auf dem sie eben
gesessen hatte, und brachten sie zum Halten.
Sie blieb regungslos stehen und
beobachtete Crystal mit einer unverwandten Konzentriertheit, die in ihrer
Aufrichtigkeit etwas Erschreckendes hatte.
Johnnys Faustschläge gegen die
Wand wurden schwächer und schwächer, bis sie aufhörten. Er legte den einen Arm
gegen die Wand, lehnte den Kopf darauf und begann, leise zu weinen.
»Johnny ?« flüsterte Nina Ross. Sie wandte langsam den Kopf und warf mir einen flehenden
Blick zu. »Können Sie ihm denn nicht irgendwie helfen, Lieutenant ?«
»Fragen Sie ihn nach Paul
Travers’ Frau — nach Margie«, knurrte ich sie an. »Die beiden waren recht dick
miteinander, bis sie für Johnny vor zwei Monaten plötzlich ihre Nützlichkeit
einbüßte. Fragen Sie ihn nach der Zeit, als er ihr erzählte, daß Diana Arist die neue Geliebte ihres Mannes sei, und so entrüstet
über die lausige Art, eine so schöne Frau wie Margie zu behandeln, zu sein
vorgab, daß er gleich die nächsten fünf Nächte hintereinander bei ihr blieb.«
»Nein, nein!« Nina Ross
schüttelte verzweifelt den Kopf, während ihr Tränen über die Wangen liefen . »Nein, ich glaube es nicht! Ich glaube es nicht !«
»Fragen Sie ihn doch danach,
auf welche Weise er Margie mißbraucht hat, um ihren
eigenen Mann auszuspionieren !« knurrte ich. »So lange,
bis Travers verschwunden war — dann brauchte er sie nicht mehr.
Sie durfte einen ganzen Monat
lang nicht mehr aus dem Haus, und er kam in der ganzen Zeit nicht einmal zu
ihr. Als er dann schließlich kam, rannte sie den Korridor entlang, warf ihm die
Arme um den Hals und küßte ihn. Fragen Sie ihn, was er da getan hat !«
Nina Ross schüttelte wortlos
den Kopf, und die Tränen strömten ihr noch immer übers Gesicht.
»Johnny ?« fuhr ich ihn an. »Warum erzählen Sie ihr nicht, wie Sie Margie mit dem
Handrücken so ins Gesicht schlugen, daß sie auf den Boden fiel .«
Seine Schultern zitterten noch
immer krampfhaft, und er rieb unentwegt langsam seine Stirn am Unterarm, als
beruhige ihn das irgendwie.
»Er hätte zu Hause bleiben sollen,
als die große weite Welt zum erstenmal an ihn
herantrat«, sagte ich angewidert. »Ohne Leine hätten Sie ihn überhaupt nie
laufen lassen sollen!«
Johnny Crystal riß sich
zusammen, stieß sich von der Wand ab und taumelte wie hilflos auf die Tür zu.
»Nein, Johnny !« stöhnte Nina und rannte hinter ihm her. »Geh nicht! Du kannst doch nicht
einfach so gehen, du darfst nicht !« Sie schlang von
hinten die Arme um ihn, und das plötzliche, unerwartete Gewicht brachte ihn
beinahe zu Fall. Voll böser Wut fuhr er zu ihr herum und riß ihre Arme von
seiner Brust.
»Laß mich in Ruhe, du blödes
Miststück !«
Sein Arm hob sich, und dann
fiel sein Handrücken mit einem explosionsartigen Knall wie ein Gewehrschuß auf ihre Wange. Sie sank auf dem Boden
zusammen, während er blindlings aus dem Haus und dann die Betonrampe
entlangstürmte.
Einen Burschen wie Johnny
Crystal zu lieben, mußte das schiere Gift sein, denn seinerseits hatte er in
dieser Beziehung nicht das geringste zu bieten. Es
wäre nicht schwierig gewesen, ihn davon abzuhalten, sie zu schlagen, aber Nina
Ross war — wie viele Frauen — einem Anfall mütterlicher Liebe für den Burschen
erlegen, dem einmal ihre jetzt plötzlich erloschene Leidenschaft gegolten
hatte. Der schnellste, bisher bekannte Weg, diese Art Mutterliebe im Keim zu
ersticken, ist, Mama eines mit dem Handrücken über den Mund zu geben. Damit,
Bruderherz, hat sich die Sache! Und, dem Ausdruck auf ihrem Gesicht nach zu
schließen, als ich ihr vom Boden aufhalf, hatte es sich auch wirklich.
Etwa eine Viertelstunde später
lächelte sie mich schwach aus ihrem tränennassen, mit roten Flecken versehenen
Gesicht an — und das Lächeln war ein wenig verzerrt, denn die eine Seite ihres
Mundes war geschwollen und hatte da, wo ihn Johnnys Siegelring getroffen hatte,
einen Riß.
»Ich glaube, das ist das, was
man als >mit Gewalt Ordnung schaffen< bezeichnet«, sagte sie schließlich
mit zitternder Stimme.
»Es gibt einen positiven
Gesichtspunkt bei der Sache«, sagte ich. »Wenn Sie jemals in Ihrem Leben Ärger
mit einem gemeinen, wirklich üblen Charakter haben und fertiggemacht werden,
können Sie dabei denken — na ja —, es ist
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