Al Wheeler und die Besessene
zumindest nicht dieser Al Wheeler .«
»Ich sollte Ihnen sehr dankbar
sein«, sagte sie traurig.
»Das werden Sie mir nie sein,
Süße«, sagte ich zuversichtlich. »Man haßt die Leute, die einen vor etwas wie
dem Ertrinken, Bermudashorts oder Johnny Crystal bewahren, immer. Und Sie
werden mich noch mehr hassen, weil ich keineswegs am Ende bin .«
»Sie werden mir jetzt wohl von
seiner Frau und seinen sieben Kindern in Montana oder sonstwo erzählen ?« fragte sie vorsichtig.
»Das wäre wesentlich leichter«,
sagte ich. »Ich möchte, daß Sie mir erzählen, weshalb Sie und Margie Travers
dasselbe schlechte Gewissen und dasselbe Gefühl der Scham haben. Was hat das
für einen Grund ?«
In ihre Wangen stieg flammendes
Rot, und sie wandte schnell den Kopf ab. »Nein! Ich kann es Ihnen nicht sagen !«
»Nina«, sagte ich, »wenn Sie
diese Erfahrungen, die Sie offenbar gemacht haben, mit Margie Travers teilen,
dann könnten Sie dadurch, daß Sie mir davon erzählen, ihr Leben retten. Sie
hinterließ mir heute morgen einen Zettel, auf dem stand, sie hätte ein großes persönliches Problem zu
bewältigen und sie käme zurück, wenn es soweit wäre. Wenn Sie beide diese
Erfahrungen mit Diana Arist geteilt haben, könnte
ich, wenn ich weiß, um was es sich handelt, möglicherweise ihren Mörder
erwischen. Wenn Sie mit gutem Gewissen sagen können, daß es nichts mit all
diesen Dingen zu tun hat, dann Schwamm darüber .«
Sie wandte mir langsam wieder ihr
Gesicht zu und blickte mich lange Zeit mit großen, ernsten braunen Augen an.
»Zum Kuckuck mit Ihnen !« sagte sie schließlich ohne
jeden Zorn. »Sie haben mit jedem Wort recht .«
»Nichts ist so schlimm, daß man
es nicht aussprechen könnte«, sagte ich im Ton des sprichwörtlichen großen
Bruders, eine Rolle, für die mir im allgemeinen jeder
Ehrgeiz fehlt.
»Nun...« Sie holte tief Luft.
»Ich lernte Diana kennen, als sie mir von der Agentur als Modell geschickt
wurde. Sie war ein gutes Modell, und wir kamen gut miteinander aus. Wir fingen
also an, uns mehr oder minder regelmäßig zu treffen. Eines Tages, als sie hier
war, kam Johnny, und es stellte sich heraus, daß er ihren Onkel, James Arist , kannte. Er sei Dämonologe ,
sagte Johnny, und zu diesem Zeitpunkt wußte ich noch nicht einmal, was das Wort
bedeutete!
Ungefähr zwei Monate später
brachte Johnny das Thema erneut aufs Tapet. Wir waren gerade in einem dieser
unmäßig hochgeistigen Gespräche begriffen, die nach dem vierten Martini
auszubrechen pflegen. Sie kennen das sicher — eine Welt voll winzigkleiner , unbedeutender Leute, aus der wir beiden genialen Geister hervorleuchten wie Flammenzeichen!
Und mitten im Gespräch fragte mich Johnny, ob ich nicht einmal an einer Orgie
teilnehmen wolle.
Ich hielt das für einen gewaltigen
Witz und brach in Gelächter aus, und erst als ich mich beruhigt hatte, wurde
mir klar, daß er seinerseits nicht lachte — daß er es ernst meinte. Arist organisiere das Ganze, sagte er. Es sei nur ein
halbes Dutzend sorgfältig ausgesuchter Leute dabei, und jeder mußte eine
Kopfmaske tragen, die Arist austeilte, so daß dann
keiner der Anwesenden erkannt werden kannte.
Ich wollte nicht, wir begannen
zu streiten, und die Sache endete mit einem handfesten Krach. Johnny sagte, wir
seien miteinander fertig — er hätte mich immer für emanzipiert gehalten, aber
jetzt sei ihm klar, wie sehr er sich da getäuscht habe — und so gab ich nach.
Ich hatte zuviel Angst, ihn sonst zu verlieren .«
»Orgie ?« fragte ich. »Das ist ein Begriff, den ich nie recht ernst nehmen konnte. Ich
sehe dabei immer fette römische Senatoren vor mir, die auf dem Rücken liegen
und Sklavenmädchen auf ihren Wänsten tanzen lassen .«
»Nichts dergleichen«, sagte sie
leise. »Das Ganze fand draußen in Arists Blockhaus am
Paradise Beach statt. Sind Sie je dort gewesen ?«
»Gestern.«
»Es täuscht«, sagte sie. »Von
außen sieht es nach nichts aus, aber innen ist es enorm groß. Es hat einen
riesigen Keller, der wirklich gespenstisch ist — es lief mir eiskalt den Rücken
hinab, als ich die Treppe dort hinabstieg.
Die Sache sollte an einem
Freitag um Mitternacht beginnen, aber Johnny sagte, Arist wolle uns schon um elf Uhr da haben, damit alles rechtzeitig fertig würde.
Als es soweit war, war ich
derartig nervös, daß Johnny vorschlug, noch etwas zu trinken, bevor wir gingen,
und wir tranken drei oder vier Glas Whisky. Als wir in diesen Keller
hinabstiegen, starb ich beinahe
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