Al Wheeler und die Besessene
kam ein häßliches spöttisches Gelächter. Soll das
ein Witz sein? sagte eine ironische Stimme — nachdem er bereits
in einem Lagerhaus war? Ich wandte mit Festigkeit ein: Wir haben gerade
alles durchsucht — man könnte dort noch nicht einmal eine Katze verstecken,
ohne daß sie gefunden würde. Die schrille Stimme klang diesmal noch
scheußlicher. Wer hat was von verstecken gesagt? Alles, was er zu tun
brauchte, war, den Toten in eine Kiste zu verpacken und irgendwohin zu schicken
— vielleicht nach Hawaii? Auf der Route über Nome ,
Alaska, so daß das Ding nicht vor vier Monaten ankommt! Wie wär’s mit einem
langsamen Frachter nach Japan? Ich dachte ein paar Sekunden lang darüber
nach, und meine Füße begannen, bleischwer zu werden. Scher dich zum Teufel! antwortete ich schwach, und die schrille Stimme kam sofort zurück: Scher
dich ebenfalls zum Teufel! Mit samt deinen drei großen, teuren Haufen
verschrotteter Autos. Und weißt du, was du tun wirst, wenn sie alle
weggeschafft worden sind, Freundchen? Du wirst dafür bezahlen dürfen, daß sie
alle wieder an ihren alten Platz gebracht werden!
8
Am frühen Nachmittag parkte ich
den Healey auf dem Bergkamm in Pine Bluffs und ging
den steilen Weg hinter zu dem Haus, in dem Nina Ross wohnte. Ich erklomm
erwartungsvoll die Betonrampe, aber diesmal war die Vordertür fest geschlossen,
und ich mußte auf den Klingelknopf drücken.
Gleich darauf öffnete sich die
Tür, und mir entgegen trat dasselbe dunkelhaarige Mädchen mit dem im Nacken
verschlungenen und wieder über die Stirn zurückgekämmten Haar. Aber heute lag
in ihren dunklen Augen nicht der gleiche unbeschwerte, freundliche Blick.
»Oh ?« sagte sie trübe. »Sie sind’s, Lieutenant .«
»Ja, ich bin’s, Miß Ross«,
sagte ich schlagfertig. »Vermutlich ist zwischen einem Polizeibeamten und einem
Angestellten der Marktforschungsgesellschaft kein großer Unterschied? Wir
verbringen beide den größten Teil unseres Lebens damit, den Leuten, während wir
auf ihren Fußmatten stehen, dumme Fragen zu stellen .«
»Oh!« Sie errötete leicht.
»Entschuldigung. Wollen Sie nicht hereinkommen ?«
»Danke«, sagte ich unschuldig
und folgte ihr ins Wohnzimmer.
Sie trug ein jadegrünes
Baumwolloberteil und weiße Shorts von interessanter Kürze, vor allem oben am
Ende ihrer faszinierenden olivbraunen Beine. Sie forderte mich auf, Platz zu
nehmen, was ich auch tat, und fragte mich, ob ich etwas zu trinken wolle,
worauf ich »Ja, danke« sagte, und sie schenkte zwei Gläser ein und brachte sie
ins Zimmer zurück. Dann saßen wir wieder da, diesmal mit den Gläsern in der
Hand.
»Ich möchte nicht unhöflich
sein, Lieutenant«, sagte sie kühl, nachdem zwei Minuten lang gar nichts erfolgt
war, »aber ich erwarte in Bälde jemanden. Meinen Sie also nicht... ?«
»Johnny Crystal ?« fragte ich.
»Ja!«
Ihr schön geschwungener Mund
preßte sich wahrnehmbar zusammen.
»Großartig !« sagte ich. »Ich möchte ihn ebenfalls sprechen. Das erspart mir eine Menge Zeit .«
»Wie mich das freut,
Lieutenant«, sagte sie spröde.
»Was ich noch fragen wollte: Haben Sie eigentlich Ihre Koffer
zurückbekommen? Die, die Sie Diana Arist in der
betreffenden Nacht geliehen hatten?«
»Nein«, sagte sie und zuckte
die Schultern. »Ich bin ein bißchen betrübt darüber. Es waren zufällig gute
Koffer .«
»Ein Jammer«, stimmte ich bei.
»Ist es nicht möglich, daß sie sie im Sanatorium gelassen hat ?«
»Ich hielt es für sehr
unwahrscheinlich. Ich hatte den Eindruck, als habe sie alles von dort
mitgenommen, was sie mitgebracht hatte. Aber ich habe mich trotzdem erkundigt.
Die alte Schachtel, mit der ich sprach, behauptete, Diana habe nur einen Koffer
mitgebracht, und der Beschreibung nach unterschied er sich völlig von meinem.
Aber wer weiß? Vielleicht sind dort sogar die Angestellten Irre .«
»Hm. Nun, wahrscheinlich sind
Ihre Koffer an dem Ort, an dem Diana die Woche nach ihrem Fortgang aus dem
Sanatorium zugebracht hat, ob sie sie nun benutzt hat oder nicht. Und damit
kommen wir auch nicht weiter .«
Ich trank einen Schluck Whisky
und grinste sie dann an.
»Ich muß Sie übrigens um
Entschuldigung bitten. Miß Ross — wegen gestern .«
»Ja?« Sie hob eine Spur die Brauen.
»Ich sagte doch, Sie hätten
mich eigentlich wesentlich früher fragen müssen, woher ich wußte, daß sie —
Nina Ross — Diana Arist war. Erinnern Sie sich ?«
»Ich erinnere mich,
Lieutenant«, sagte sie mit steinernem
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