Al Wheeler und die Callgirls
einem seiner
heimlichen Besuche bei seiner Schwägerin und fand statt ihr seinen Bruder dort
auf ihn wartend vor. Sie gingen in die Bibliothek, sie stritten, und dann nahm
vielleicht Nick seine Pistole aus der Schreibtischschublade. Und daraufhin nahm
George den Bronzekopf und brachte Nick damit um. Da er nun ein Alibi brauchte,
überredete er seine Frau, ihm eins zu geben. Das ging alles so lange gut, bis Sie hinter die Beziehung zwischen ihm und Nicks Frau kamen. Er wußte, es würde nur
eine Frage der Zeit sein, daß es seine eigene Frau erfahren und daß sie dann
mit Sicherheit uns die Wahrheit erzählen und sein Alibi sich in Nichts auflösen
würde. Deshalb mußte er ihr den Mund schließen, bevor sie ihn geradewegs in die
Gaskammer brachte.«
»Vielleicht«, sagte ich.
»Zum Teufel mit irgendwelchen
Vielleichts!« fuhr er mich an. »Das Ganze gefällt Ihnen bloß nicht, weil es zu
einfach ist und weil Sie nicht gleich darauf gekommen sind.« Er blickte
erwartungsvoll auf Murphy. »Was halten Sie davon?«
»Seit wann bin ich ein Polyp?«
fragte Murphy lakonisch.
»Na, jedenfalls, so ist’s.«
Lavers starrte uns beide bösartig an. »Und George ist bereits nahe daran,
zusammenzubrechen und auszupacken. Zwei Stunden Vernehmung, und er wird ein
Geständnis unterschreiben.«
»Ich möchte gern mit ihm
reden«, sagte ich. »Wo ist er?«
»Im Zimmer über der Diele
drüben.« Die Stimme des Sheriffs klang belegt vor Mißtrauen. »Worüber wollen
Sie mit ihm reden, Wheeler?«
»Über den anonymen Anruf«,
sagte ich. »George ist immer sehr hilfsbereit in solchen Dingen. Vielleicht
bekommen Sie ein Geständnis, wenn Sie nur recht höflich fragen. Als ich heute
morgen in Nick Kutters Haus kam, wartete George bereits darauf, mir
mitzuteilen, daß er derjenige war, der mit der Frau seines Bruders ein
Verhältnis gehabt hatte. Und heute abend war er recht hilfsbereit, indem er
sofort die Mordwaffe als die seines Bruders identifiziert hat, nicht wahr?«
»Worauf, zum Teufel, wollen Sie
eigentlich hinaus?« fragte Lavers mit dünner Stimme.
»Ich habe bloß gesagt, daß
George der Typ des mitteilsamen Mörders ist, den man nur selten trifft«,
antwortete ich glatt. »Vielleicht sollte man ihm eine Art Orden verleihen,
bevor er in die Gaskammer wandert. >Für den hilfsbereitesten Mörder des
Jahres< oder so was.«
»Noch ein paar Figuren wie er
mehr, und Sie werden arbeitslos, Sheriff«, sagte Doc Murphy mit einem Ausdruck
der Aufrichtigkeit auf dem Gesicht. »Haben Sie je daran gedacht?«
Ich warf einen schnellen Blick
auf Lavers’ karminrotes Gesicht und überlegte, daß nun der Augenblick gekommen
sei, mich woandershin zu verziehen. Der uniformierte Polizeibeamte trat auf die
Diele hinaus, als ich ins Zimmer trat, in dem George Kutter zusammengekauert in
einem Sessel saß und die gegenüberliegende Wand anstarrte.
»Mr. Kutter?« sagte ich leise.
Er drehte langsam den Kopf und
sah mich an. All die arrogante Selbstsicherheit war von ihm geschwunden, und
trotz seiner muskulösen und massigen Gestalt wirkte er irgendwie zerbrechlich.
»Eve ist tot.« In seiner Stimme
lag völliges Nichtbegreifen. »Das ist etwas, was anderen Leuten zustößt,
Lieutenant. Etwas, über das Sie in den Schlagzeilen lesen, bevor Sie sich der
Sportseite zuwenden. Es stößt einem nicht bei seinem Bruder zu«, seine Stimme
sank zu einem Flüstern herab, »und es stößt einem nicht bei seiner Frau zu.«
»Was hat sich heute abend
ereignet?« fragte ich.
Er schien mich nicht gehört zu
haben und starrte eine Weile auf die Wand, dann begann er wieder mit leiser,
wie abwesender Stimme zu reden. »Eve hatte nie irgendwelche Probleme. Sie war
meine Frau, und sie liebte mich, und mehr wollte sie nie. Sie glaubte völlig an
das Ehegelübde: >Zu haben und zu halten, zu lieben und zu sorgen, in guten
und in schlechten Zeiten—<«
»Bis daß die Versuchung uns
trennt?« sagte ich.
»Was meinen Sie?«
»Miriam«, sagte ich. »Die Frau
Ihres Bruders, erinnern Sie sich?«
»Miriam«, wiederholte er dumpf.
»Ach ja — das. Ich hatte schon fast vergessen, was zwischen Miriam und mir
war.«
»Erzählen Sie mir, was heute
abend vorgefallen ist!« beharrte ich mit scharfer Stimme.
»Der Doktor gab Miriam ein
Schlafmittel, und so kam ich gegen drei Uhr heute nachmittag hierher. Es war
eine Möglichkeit, mich nach den letzten zwei Tagen ein wenig zu erholen, und
Eve sagte, sie würde gern für uns beide etwas kochen. Wir hatten eben
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