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Al Wheeler und die Callgirls

Al Wheeler und die Callgirls

Titel: Al Wheeler und die Callgirls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mußten Sie bei ihm gewisse charakterliche Mängel feststellen. Er war
nervös wegen der Erpressung und, schlimmer noch, nervös, weil er seiner
Fähigkeit, Projekte von der Größe der Nick Kutterschen durchzuführen, nicht
sicher war. Sie brauchten einen Größeren und Stärkeren als Donovan. Da fiel
Ihnen die Blutfehde zwischen Nick und Burt Evans ein.« Ich hielt inne und
lauschte auf das Echo meiner eigenen Stimme in meinem Kopf. »Halt! Es war
natürlich genau anders herum. Ursprünglich war es Evans und vielleicht war
Evans derjenige, der Donovan als Strohmann vorschlug, weil er nicht wollte, daß
Nick erfuhr, wer eigentlich hinter der ganzen Sache steckte, zumindest nicht gleich.
Nicht bevor Evans bereit war, den Mord durchzuführen.«
    Die Witwe Landau stellte
vorsichtig ihr Glas auf der Bar ab. »Sie sind völlig übergeschnappt«, sagte sie
mit spröder Stimme. »Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden. Ich habe Ihnen
erzählt, ich hatte eine Affäre mit Nick, und das ist alles. Ich habe Ihnen
sogar gesagt, wie Sie Burt Evans finden können. Nicht? Sie werden doch wohl
nicht erwartet haben, daß ich Ihnen freiwillig erzähle, was ich in Santo Bahia
getrieben habe — und daß Evans ein zahlender Kunde von mir war! Wollen Sie mir
verdenken, daß ich versucht habe, das zu vertuschen?«
    »Okay.« Ich trank den Scotch in
drei schnellen Schlucken hinunter. »Noch einmal, Lisa: Wo waren Sie in der
Nacht, als Nick umgebracht wurde?«
    »Hier in dieser Wohnung.«
    »Allein?«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt,
ich war mit Lennie Silver zusammen.«
    »Danke für den Drink.« Ich
stand vom Barhocker auf. »Ich finde selber hinaus.«
    »Al?« Sie beugte sich über die
Bar, und die Spitzen ihrer Brüste bohrten sich beinahe durch den dünnen Stoff
des scharlachroten Hemdes. »Gehen Sie jetzt nicht einfach wütend weg. Bitte,
bleiben Sie noch eine Weile, und vielleicht kann ich Ihnen klarmachen, daß ich
nicht so schlecht bin, wie Sie jetzt glauben.«
    »Ich habe meine Reitstiefel
wieder vergessen«, sagte ich, »und ich glaube nicht, daß mir die von Lennie
allzugut passen.«
    »Halten Sie mich für so etwas?«
sagte sie leise. »Für eine Frau, die so von ihrem begehrlichen Körper
beherrscht wird, daß sie an nichts anderes als an Sex denken kann?«
    »Sie sind viel mehr als das,
Süße«, sagte ich müde. »Sie sind eher wie ein begieriger Körper, der von einem
rasiermesserscharfen Verstand beherrscht wird. Bis heute abend hatte ich es für
möglich gehalten, daß Sie in diese Sache nur hineingestoßen wurden, aber nun
bin ich der Überzeugung, daß Sie mit beiden Beinen hineingesprungen sind.«
    Ihre Lippen preßten sich
zusammen, aber sie schwieg. Ich entbot dem überlebensgroßen Akt, der mich von
der gegenüberliegenden Seite aus mechanisch anlächelte, einen stillen Abschiedsgruß
und strebte der Wohnungstür zu. Der Aufzug, der mich schnell und lautlos nach
unten brachte, war ein Urbild technischer Perfektion, und ich fragte mich
beiläufig, ob es sich eigentlich um eine Art psychischen Traumas handelte, was
derartige Einrichtungen veranlagte, abzustürzen oder zwischen den Stockwerken
zu halten.
    Damit war ich auf dem Gehsteig
draußen angelangt, und gleichzeitig wurde mir bewußt, daß ich dringend eines
Drinks bedürftig war. Auf der anderen Straßenseite befand sich eine Kneipe, und
so vergeudete ich dort eine Stunde, in der ich überlegte, was ich nun als
nächstes tun sollte. Nach drei Drinks beschloß ich mutig, mich den Teufel um
alles zu scheren, nach Hause und ins Bett zu gehen. Gegen zehn Uhr kam ich in
meiner Wohnung an, stellte fest, daß dies eine Nacht für die makabre Seite der
Wheelerschen Psyche war, und legte eine Platte von Sibelius auf. Als die zweite
Seite etwa zur Hälfte abgelaufen war, klingelte das Telefon.
    »Wheeler?« Die Stimme des
Sheriffs klang unterdrückt, als fürchte er, belauscht zu werden. »Ich bin in
George Kutters Haus, und Sie kommen am besten auch gleich hierher.«
    »Wo ist es?«
    »Etwa anderthalb Kilometer von
dem seines Bruders entfernt. Sergeant Polnik wartet draußen auf Sie.«
    »Okay«, sagte ich. »Was ist
denn so dringend?«
    »Kutters Frau ist ermordet
worden«, sagte Lavers gelassen und legte auf.
     
     
     

9
     
    Eine urtümliche Gestalt tauchte
im Strahl der Scheinwerfer auf, und ich hielt neben Sergeant Polnik. Er stieg
neben mir ein und machte eine vage Geste mit einer Hand.
    »Das Gartentor ist zwanzig
Meter weiter unten zu Ihrer Linken,

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