Al Wheeler und die Füchsin
auf den
türkisfarbenen Bettüberzug und den in seiner Mitte mit gespreizten Armen
daliegenden weißen Körper.
Ich starrte endlos lange
darauf. Wesentlich länger, als ich zu der Feststellung brauchte, daß sich die
einzigen Falten im Bettüberzug unmittelbar in der Umgebung des Körpers
befanden. Die Ränder waren vollkommen glatt, weder an den Seiten noch an dem
oberen und unteren Ende waren Falten zu sehen.
»Sehen Sie, was ich meine ?« sagte Murphy ruhig.
»Sie meinen, es hat keinen
Kampf gegeben, weil es keinen Widerstand gab ?« Ich
schüttelte den Kopf. »Es ist, wie Sie schon sagten, höchst unwahrscheinlich.
Danke, daß Sie mich auf die wahrscheinlichste Lösung des Rätsels hingewiesen
haben, Doc — nämlich, daß sie erwürgt und erstochen und dann von einem
Mörder mit einem wirklich scheußlichen Sinn für Humor in dieser Pose hingelegt
worden ist!«
2
Dem Telefonbuch zufolge war
Raymond H. Walters im Pelzgroßhandel tätig, und ich hatte mir immer
eingebildet, dies bedeute, daß ein Bursche irgendwo im Keller eines schmutzigen
alten Lagerhauses bis unter die Achselhöhlen in einem Berg stinkender Tierfelle
stehe. Infolgedessen bildete das ultramoderne, aus Aluminium und Teakholz
bestehende Büro eine wirkliche Überraschung für mich. Die ultramodern mürrisch
dreinschauende und offenbar auf Druckluftbasis funktionierende Empfangsdame war
ebenfalls eine große Überraschung für mich — genauso wie für sie ein
wirklicher, lebendiger Polizeilieutenant , vermutete
ich.
»Lieutenant Wheeler? Vom Büro des Sheriffs ?«
Sie wiederholte meine Worte mit schockierter Stimme, als hätte ich ihr eben
mitgeteilt, ich käme aus dem Weltenraum und sammele menschliche Jungfrauen.
Nicht daß mich das an ihrer Stelle beunruhigt hätte, dachte ich, denn damit
wäre sie todsicher automatisch außerhalb meines Tätigkeitsbereichs geraten.
»Stimmt«, antwortete ich in
beruhigendem Ton. »Würden Sie bitte Mr. Walters mitteilen, ich möchte ihn sofort
sprechen ?«
»Mr. Walters — jetzt gleich ?«
»Ganz recht«, versicherte ich
ihr.
Ihre weiße Seidenbluse war um
einen Knopf zu weit geöffnet, so daß man, sofern man scharf spähte, eben den
Ansatz der prachtvollen Rundung ihres Busens und ein paar Zentimeter tiefer
feines schwarzes Spitzengekräusel erkennen konnte.
Ich nutzte die Zeit, die sie brauchte, sich zu entschließen, damit aus, so
scharf wie möglich zu spähen.
»Aber das ist unmöglich«, sagte
die Empfangsdame etwa zehn Sekunden später. »Mr. Walters ist im Augenblick
beschäftigt .«
»Es ist wichtig, eine dringende
polizeiliche Angelegenheit, die keinen Zeitaufschub duldet .« Ich ließ ihr ein Grinsen reiner Bosheit zukommen. »Und ich bin überzeugt, ein
nettes Mädchen wie Sie hegt kaum den Wunsch, im County-Gefängnis einem Verhör
dritten Grades unterzogen zu werden, und zwar von einer häßlichen
flachbrüstigen Matrone, die wahrscheinlich ein lausiger verkleideter Lieutenant
namens Wheeler ist?« Ich starrte erwartungsvoll auf ihren Busenansatz. »Oder
würde Ihnen das vielleicht zusagen ?« Aber sie war
bereits am Telefon, um Walters anzurufen.
Also ging ich wenige Sekunden
später in Raymond H. Walters’ Büro und war beeindruckt. Es sah so aus, wie
eigentlich jeder Wunschtraum eines Generaldirektors vom Büro eines Generaldirektors
aussehen mußte. Ich war wirklich beeindruckt. Ich dachte, falls einem der Beruf
als Gangster dies einbrachte, dann wäre es hoch an der Zeit, den Job endlich zu
wechseln.
Walters war ausreichend groß,
um nicht in der luxuriösen Ausstattung seines Büros verlorenzugehen, und auch
das beeindruckte mich. Er war ein großer grobknochiger Bursche, der meine
hundertvierundachtzig Zentimeter noch etwas überragte. Seinem Händedruck nach zu schließen, mußte er noch einer einträglichen Betätigung in
der Knochenbrecherbranche nachgehen.
»Setzen Sie sich, Lieutenant«,
sagte er mit mäßiger Baßstimme . »Was kann ich für Sie
tun ?«
Ich ließ mich in einem
eleganten, mit Pelz überzogenen Polstersessel nieder und lächelte ihm vage zu.
»Sie können mir erzählen, wo Sie gestern nacht waren,
Mr. Walters .«
In seinem Gesicht malte sich
ausgesprochene Überraschung, und ich lächelte ihn unverdrossen weiter vage an.
Es war ein interessantes Gesicht: breitflächig, dichte gesträubte Brauen,
berechnende graue Augen. Ein Gesicht, überlegte ich, das meistens erbarmungslos
war und gelegentlich vielleicht sentimental werden konnte — aber
Weitere Kostenlose Bücher