Al Wheeler und die Füchsin
wartete und...«
»Leichenwagen?« Ich starrte ihn
aufgebracht an. »Der hätte doch zum Lagerhaus fahren sollen !«
»Dort war er doch bereits«,
krächzte er verzweifelt. »Deshalb mußte ich so lange in dem Haus warten, weil
er erst auf dem Rückweg vom Lagerhaus dorthin kommen konnte !«
»Wozu denn ?« schrie ich.
»Wegen des alten Pace !« schrie er zurück.
»Warum ?« brüllte ich.
»Himmel !« Polniks Cro - Magnon -Gesicht erbleichte. »Habe ich Ihnen das noch gar
nicht gesagt, Lieutenant? Der Alte starb etwa fünf Minuten, nachdem Sie fort waren !«
Es war eine halbe Stunde
später, als ich in meine Wohnung zurückkehrte und der Küche zustrebte, um mir
einen überdimensionalen Drink einzugießen. Morgen war auch wieder ein Tag,
überlegte ich, oder heute war auch wieder ein Tag — oder später in der Nacht
war auch wieder ein Tag-. Zum Teufel damit! Sheriff Lavers konnte noch ein paar Stunden länger auf seine Erklärungen und Aussagen warten.
Ich fand, ich hatte die Arbeit zweier Wochen in zwei Tagen gepackt und hatte
daraufhin das Anrecht auf ein paar Stunden Schlaf. Und wenn er anderer Meinung
war, so war ich liebend gern bereit, ihm meine Dienstmarke zu verehren und ihm
zu sagen, was er damit tun könnte — in allen grausigen Einzelheiten!
Ich trug mein Glas ins
Wohnzimmer zurück, nahm eine Handvoll Schallplatten vom Stapel und legte sie
auf. Musik, um die wilde Bestie zu beruhigen. Im nächsten Augenblick donnerte
ein mexikanischer Tanzrhythmus aus allen fünf Lautsprechern in der Wand. Ich
dämpfte die Lautstärke, drückte auf den Abschalteknopf und wartete hoffnungsvoll. Die nächste Darbietung bestand in einer Auswahl
spanischer Fiesta-Musik — dem Geräusch nach zu schließen, verbringen die
Spanier ihre gesamte Zeit damit, sich zum Klang zweier Gitarren und einem Paar
schizophrener Kastagnetten langsam und rhythmisch der Liebe hinzugeben.
Das war in meiner Stimmung
haargenau die richtige Musik, dachte ich verbittert, und gleich darauf
schnarrte der Türsummer. Ich grübelte längere Zeit darüber nach, ob ich
aufmachen sollte. Ich hatte keine große Lust, mich mit Sheriff Lavers langsam und rhythmisch der Liebe hinzugeben — abgesehen
von allen anderen Überlegungen, war er einfach nicht dafür gebaut. Der Summer
schnarrte erneut ungeduldig, und ich dachte, verdammt, ich konnte ihm meine
Blechmarke ebensogut jetzt wie später am Morgen
zurückgeben.
Ich riß die Tür weit auf und
sagte: »Der Teufel soll Sie holen, Sie elender, alter Sch ... !« Und dann hielt ich mit weitgeöffnetem Mund inne, während
ich entgeistert in zwei große dunkle Augen starrte, die vor einer an Erbarmungslosigkeit
grenzenden Vitalität förmlich funkelten und knisterten.
»Das finde ich nicht besonders
nett«, sagte eine weiche, ergebene Stimme. »Wo ich gerade vorbeikommen wollte,
um Ihnen für meine Lebensrettung zu danken, Lieutenant !«
»Äh — hm«, murmelte ich. »Ich
dachte sozusagen, es sei der Sheriff, Miß Donworth ,
und ich habe einen langen Tag hinter mir und so. Und — würden Sie vielleicht
gern etwas trinken ?«
»Liebend gern!« Sie lächelte
strahlend. »Vielen Dank!«
»Kommen Sie doch bitte herein,
Miß Donworth .«
»Karen«, sie lächelte noch
immer strahlend.
»Klar — äh — Karen«, sagte ich
und schloß die Tür hinter ihr.
»Und Sie sind Al«, sagte sie.
»Ich weiß es, denn ich habe Ihren Sergeant im selben Augenblick danach gefragt,
als ich ihn nach Ihrer Privatadresse fragte .«
Irgendwie waren wir ins
Wohnzimmer geraten und standen einander gegenüber. Sie trug wieder eines dieser
dünnen Baumwollkleider — ein flammenfarbenes — , nur wirkte dieses hier weniger frisch — mehr
anschmiegsam, dachte ich.
»Ich habe mir alles durch den
Kopf gehen lassen, Al«, sagte sie mit Wärme. »Es hätte durchaus alles so
vorgefallen sein können, wie ich gedacht hatte. Ich hatte einen solchen
Widerwillen gegen Virginias fortgesetzte intime Beziehungen zu allen Sorten von
Männern, daß ich — nun, ja — frigid wurde. Es war ein schrecklicher Warnschuß für mich; und ich kann Ihnen gar nicht genug
danken, nicht nur dafür, daß Sie mein Leben gerettet haben, sondern auch dafür,
daß Sie mir geholfen haben, meinen Irrtum zu erkennen. Ich bin eine junge und
gesunde Frau, und meine natürlichen Instinkte total zu unterdrücken, ist ein
dummer und sehr gefährlicher Fehler. Glauben Sie nicht auch ?«
»Äh —«, brachte ich erstickt
hervor. »Nun — sicher — ,
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