Al Wheeler und die Füchsin
nicht sehr
oft. Er mochte Ende Dreißig oder Anfang Vierzig sein, vielleicht auch älter.
Der Schopf dichten dunkelbraunen Haars konnte täuschen.
»Ist das Ihr Ernst, Lieutenant ?« Langsam verschwand das Erstaunen aus seinem Gesicht und
machte einem kalten, berechnenden Ausdruck Platz.
»Natürlich«, sagte ich barsch.
»Nun —«, er zuckte die breiten
Schultern, »ich verließ gegen sieben das Büro, holte ein Mädchen, mit dem ich
verabredet war, von zu Hause ab und nahm sie mit zum Abendessen in die Villa d’Artes . Vielleicht kennen Sie das Lokal? Es ist
eines der neueren Restaurants in der Stadt — ein bißchen schi-schi, und die
Maîtres haben schlaffe Handgelenke, aber das Essen ist nicht von dieser Welt .«
»Ich esse die ganze Zeit über
dort«, sagte ich höflich. »Wir Polypen haben alle Mühe, die Reichtümer
loszuwerden, die wir fortgesetzt aus Schmiergeldern einnehmen. Sie wissen doch,
wie das ist ?«
»Es war nur eine beiläufige
Bemerkung«, knurrte er.
»Es war nur eine beiläufige
Antwort«, sagte ich. »Also Sie und Ihre Bekannte haben auf dem Obstmarkt zu
Abend gegessen. Was dann?«
»Ich brachte sie heim«, sagte
er, seine Gereiztheit unterdrückend. »Wir tranken bei ihr zu Hause noch ein
paar Glas, und dann ging ich irgendwann gegen halb eins fort. Als ich in meine
Wohnung zurückgekehrt war, trank ich noch ein Glas und ging ins Bett. Das wird
etwa eine Stunde später gewesen sein .«
»Vermutlich kann Ihre Bekannte
das alles bestätigen? Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, als Sie ihre Wohnung
verließen ?« fragte ich.
»Sicher. Warum nicht?« Er
bohrte ohne Eile mit dem Daumen eine Zigarette aus der Packung, die auf seinem
Schreibtisch lag, während er mich die ganze Zeit über scharf im Auge behielt.
»Was soll das Ganze überhaupt bedeuten ?«
»Vielleicht können Sie mir
ihren Namen und ihre Adresse geben ?« sagte ich
gelassen.
»Ohne weiteres«, knurrte er.
»Sie heißt Virginia Meredith, und ihre Adresse ist Bayside ...«
»Ich kenne die Adresse bereits,
Mr. Walters .«
»Sie kennen die... ?« In seinen Augen glimmte Ärger
auf. »Was, zum Teufel, soll das dann eigentlich alles bedeuten, Lieutenant ?«
»Gibt es jemanden, der
bestätigen kann, wann Sie in Ihre Wohnung zurückgekehrt sind? Eine Mrs. Walters vielleicht?«
»Es gibt keine Mrs. Walters«, fuhr er mich an. »Und ich verbitte mir
ausdrücklich Ihre billige Verdächtigung, daß ich...«
Er brach plötzlich ab und
zündete sich mit einem goldenen Feuerzeug seine Zigarette an.
»Warum ist es denn eigentlich
so verdammt wichtig, daß jemand bezeugt, wann ich gestern
nacht nach Hause gekommen bin ?«
»Weil Virginia Meredith
irgendwann gegen vier Uhr heute morgen ermordet
worden ist«, sagte ich. »Und im Augenblick sieht es ganz so aus, als ob Sie der
letzte gewesen seien, der sie lebend gesehen hat .«
»Virginia — ermordet ?« Alle Farbe wich aus seinem Gesicht, und er sank in seinen
Stuhl zurück. »Das kann ich nicht glauben, Lieutenant! Sind Sie sicher... ?« Er schüttelte schnell den Kopf. »Natürlich sind Sie
sicher, sonst wären Sie nicht hier! Es besteht keine Möglichkeit, daß Sie die
Person verwechselt haben — oder so was ?«
»Nein, nicht die geringste«,
sagte ich. »Wie ging es ihr, als Sie sie verließen, Mr. Walters ?«
»Ausgezeichnet.« Er starrte
mich ein paar Sekunden lang an, und seine Augen weiteten sich. »Um Himmels
willen! Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich sie umgebracht habe ?«
»Ich denke im Augenblick
überhaupt nichts«, sagte ich. »Ich stelle lediglich Fragen .«
»Sie sagte, sie sei müde und
wolle bald schlafen«, antwortete er mit dumpfer, mechanisch klingender Stimme.
»Halb eins war für Virginia sehr früh. Also tranken wir, wie ich schon sagte,
ein paar Glas, und dann ging ich .«
»Es war niemand mehr auf, als
Sie gingen ?«
»Nein«, sagte er überzeugt.
»Der Alte bekommt sein Seconal ziemlich früh jeden
Abend und ist bis zum nächsten Morgen sozusagen gestorben. Und die Donworth — sie sorgt für ihn — ist immer noch vor elf Uhr
im Bett .«
»Sie kennen die Gepflogenheiten
des Haushalts ziemlich gut, Mr. Walters .«
»Klar .« Er nickte bedächtig. »Ich bin oft genug dort gewesen. Der alte Pace ist mein
Partner .« Eine Grimasse verzerrte für einen Augenblick
sein Gesicht. »Die Sorte stiller Teilhaber, die Seconal brauchen, damit sie nicht ihre Nase die ganze Zeit über ins Geschäft stecken
und auch noch dreinreden, sobald sie
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