Al Wheeler und die letzte Party
Glas. Zwei
Sekunden lang erstarrte sein Körper, dann schüttelte er sich heftig und öffnete
die wäßrigen Augen wieder.
»Großartiges Zeug!« keuchte er
atemlos. »Dieser Napoleon hat weiß der Kuckuck gewußt, wie man Cognac macht!«
Ich trank einen Whisky und
rauchte meine Zigarette zu Ende.
»Ist Ravell zu Hause?« fragte ich.
»Jeden Morgen macht er einen
Spaziergang«, erklärte Polnik . »Er ist ganz versessen
auf sein Training. Vor ungefähr einer Viertelstunde ist er weggegangen, Lieutnant . Warum bleiben Sie nicht so lange hier — er wird
in einer halben Stunde zurückkommen, vielleicht auch schon früher.« Mit
achtloser Hand füllte er von neuem seinen Schwenker. »Gießen Sie sich doch noch
einen ein, Lieutnant «, sagte er großzügig.
»Vielleicht möchten Sie auch etwas essen?« Er schwieg einen Augenblick, während
er sich bemühte, einen lässigen Eindruck zu erwecken.
»Kaviar?« Aufmerksam
beobachtete er meine Reaktion. »Das ist ein Haufen kleiner schwarzer Kügelchen,
die alle aneinanderhängen und ein bißchen nach Fisch schmecken«, fügte er
hinzu.
»Wo ist Judy Manners ?« fragte ich ihn.
»Als ich Ihnen geöffnet habe, Lieutnant «, sagte er, »lag sie neben dem Schwimmbecken. Ich
zeige Ihnen den Weg.«
»Ich kenne den Weg«, sagte ich
ungnädig. »Bleiben Sie ruhig hier und trinken Sie noch ein paar Gläschen von
Napoleons Destillat — ich muß mit ihr sprechen.«
»Wie Sie wollen, Lieutnant «, sagte er erfreut. »Sie wissen ja, bei mir kommt
die Pflicht immer vor dem Vergnügen!« Er nahm den Schwenker wieder zwischen die
Handflächen und versenkte die Nase hinein.
Ich ging durch den Speisesaal
und dann in den Raum mit dem Schwimmbecken. Judy Manners lag rücklings auf dem dicken roten Teppich, der bis an den Rand des Beckens
heranreichte. Sie trug einen einteiligen Badeanzug aus weißem Satin, und
langsam erwachte in mir der Neid, wenn ich an Polnik dachte.
Sie mußte gerade aus dem Becken
geklettert sein. Ihr flachsblondes Haar schimmerte feucht, und an ihren Beinen
hingen noch kleine Wassertropfen. Vielleicht war der Badeanzug ein bißchen
eingegangen, jedenfalls schmiegte sich der weiße Satin so innig an ihre
unwahrscheinlichen Rundungen, daß kein Zweifel an ihrer Echtheit verblieb.
»Hallo, Lieutnant .«
Sie lächelte träge. »Nett, Sie wiederzusehen.«
»Danke«, entgegnete ich. »Das
Vergnügen ist ganz meinerseits, Mrs. Manners . Ich hätte mir nie träumen lassen, einmal so viel
zu sehen — das heißt, in Wirklichkeit und nicht nur auf der Leinwand.«
Ihr Lächeln verstärkte sich.
»Ich bin mir bei Ihnen nie ganz
sicher, Lieutnant «, bekannte sie. »Sie sagen etwas,
das wie ein Kompliment klingt, aber wenn ich dann darüber nachdenke, bekomme
ich Zweifel!«
»Sie kümmern sich sehr
liebevoll um Polnik «, sagte ich. »Eigentlich war es
so gedacht, daß er sich um Sie kümmert.«
»Tut er auch«, sagte sie
heiter. »Ich fühle mich völlig sicher, wenn er in der Nähe ist. Gestern nacht erzählte er uns von einigen Kriminalfällen,
die er aufgeklärt hat — ich war wirklich beeindruckt. Jetzt kann ich verstehen,
warum er von allen der ungewöhnliche Polizist genannt wird.«
Ich lächelte schwach. »Er denkt
eben mit seinen Füßen«, sagte ich. »Das ist allerhand Leistung, wenn man Füße
hat wie Polnik — platt wie eine Flunder.«
»Keine Sorge, Lieutnant .« Sie lachte hell auf. »Mir war die ganze Zeit
klar, daß er sich mit fremden Federn geschmückt hat — mit Ihren. Sie sind
nämlich in Pine City ziemlich bekannt!«
»Man tut, was man kann«,
entgegnete ich unglücklich. »Sie wissen doch, wie manche Mädchen sind — die
plappern über alles und jedes.«
Mit einer geschmeidigen
Bewegung stand sie auf und strich mit den Händen über die Hüften. »Wie weit
sind Sie mit Ihren Ermittlungen in diesem Fall gekommen?«
»Ich habe einige Fakten
beisammen«, sagte ich. »Ich bin sogar bis obenhin voll mit Tatsachen. Aber sie
bringen mich nicht weiter. Ich dachte mir, vielleicht könnten Sie mir ein
bißchen beim Sortieren helfen?«
»Ich wäre glücklich, wenn ich
es könnte«, sagte sie. »Glücklich und geschmeichelt.«
»Vielen Dank, Mrs. Manners «, sagte ich.
»Bitte nennen Sie mich doch
Judy«, sagte sie. »Wir gehen am besten in mein Zimmer.«
»Großartig«, sagte ich und meinte
es ehrlich.
Ich folgte ihr in den Flügel
des Hauses, in dem sich die Schlafzimmer befanden. Das Hauptschlafzimmer
bestand aus zwei Schlafzimmern, von
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