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Al Wheeler und die letzte Party

Al Wheeler und die letzte Party

Titel: Al Wheeler und die letzte Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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denen jedes ein separates Ankleidezimmer
besaß, und die durch ein zwischen beiden Räumen liegendes Bad verbunden waren.
    »Bitte setzen Sie sich, Lieutnant «, sagte sie, nachdem wir ihr Zimmer betreten
hatten. »Ich verspreche Ihnen, daß es nicht lang dauern wird. Ich möchte nur
rasch diesen Badeanzug ausziehen.«
    »Warum?«
    »Wie bitte?« Ihre Augen wurden
immer größer.
    »Judy«, sagte ich völlig ernst,
»Sie sind die schönste Frau, die ich je im Leben gesehen habe. Ich weiß, daß
Sie mit Ravell nicht glücklich sein können. Geben Sie
mir nur einmal die Gelegenheit —«
    » Lieutnant !«
sagte sie barsch. »Sind Sie nicht mehr bei Trost?«
    Ich war ohnehin am Ende meiner
Kenntnisse in Liebesromandialogen, und so machte ich das bewußte
Alles-nur-Ihre-Schuld-Ihre-Schönheit-macht-einen-einfach-wahnsinnig-Gesicht und
hoffte das Beste.
    Ihr Blick war eisiger als die
Mahnung eines Kreditbüros, daß die Raten überfällig seien.
    »Vielleicht warten Sie besser
im Wohnzimmer, Lieutnant «, sagte sie. Und beim Ton
ihrer Stimme hatte ich das Gefühl, daß ich die zwei Prozent von Rudis nächster
Gage niemals bekommen würde, die er mir versprochen hatte.
    »Bitte, verzeihen Sie«,
entschuldigte ich mich. »Ich glaube, ich habe den Kopf verloren, ich wußte
nicht mehr, was ich sagte, Aber hier in Ihrem Zimmer — und Sie in diesem
hinreißenden Badeanzug, ich habe einen völlig falschen Eindruck bekommen.«
    »Das haben Sie allerdings!«
sagte sie eisig. »Wie kommen Sie überhaupt auf die Idee, zu glauben, daß ich
meinen Mann betrügen würde, Lieutnant ?«
    »Nun ja«, sagte ich mit sanfter
Stimme. »Vermutlich, weil ich weiß, daß er Sie betrügt.«
     
     
     

10
     
    Wie jeder vollblütige Mann habe
auch ich schon gelegentlich Ohrfeigen bezogen, aber diesmal erwischte es mich
gründlich. Sie schlug mir mit der Handfläche ins Gesicht, dann holte sie noch
einmal aus und bedachte mit dem Handrücken meine andere Gesichtshälfte.
    »Sie Lügner!« schrie sie. »Sie
gemeiner, dreckiger, kleiner —«
    Ich stieß ihr den steifen
Zeigefinger heftig zwischen Brustbein und Magengrube, und sie hörte plötzlich
zu schreien auf. Mein Kopf dröhnte noch immer, und jemand hatte die Haut an
beiden Seiten meines Gesichts in Brand gesteckt.
    Judy sackte leicht vornüber
zusammen, während sie mit offenem Mund nach Luft schnappte. Als sie wieder
einigermaßen atmen konnte, hatte auch ich inzwischen meinen klaren Kopf zurück.
    Sie bedachte mich mit einem
Blick unendlichen Abscheus und kam dann mit drohend erhobenen Fäusten auf mich
zu. Ich packte ihr linkes Handgelenk und drehte es herum, so daß sie gezwungen
war, sich von mir abzuwenden, während ich weiter an ihrem Arm drehte. Ich ließ
nicht locker, bis ich den Arm in einem halben Nelson hielt und genügend Druck
auf das Handgelenk ausübte, so daß es ihr nicht übermäßig, aber ausreichend weh
tat.
    Ihre nackten Fersen trommelten
gegen meine Schienbeine, als sie wild nach hinten ausschlug und vor Wut
schluchzte. Ich drückte das Handgelenk noch höher, so daß sie den Oberkörper
weit nach vorn beugen mußte, und so trieb ich sie vor mir her. Ich steuerte sie
geradewegs unter die Dusche im Bad und drehte den Kaltwasserhahn ganz auf. Dann
ließ ich rasch ihr Handgelenk los und verließ das Bad.
    Draußen zündete ich mir eine
Zigarette an und wartete. Ich hörte, wie das Wasser fast unmittelbar darauf
abgedreht wurde, aber es dauerte zehn Minuten, bevor sie herauskam. Sie
trocknete sich ab und hatte ein riesiges Badetuch von den Schultern bis zu den
Knöcheln um den Körper gewickelt. Ihr Gesicht war bleich, aber gefaßt — keine
Träne, gar nichts. Für Bruchteile von Sekunden tauchte ein stählernes Glitzern
in ihren Augen auf, aber dann lächelte sie, und es verschwand.
    »Vielleicht sollten wir beide
uns gegenseitig entschuldigen«, sagte sie. »Fangen wir noch einmal von vorn an
und tun so, als sei nichts geschehen.«
    »Klingt gar nicht schlecht«,
sagte ich.
    »Ich ziehe mich an«, sagte sie.
»Ich werde Sie nicht lange warten lassen.« Sie ging in das Ankleidezimmer,
sorgsam die Tür hinter sich schließend.
    Weitere fünf Minuten meines
Lebens verflossen, und dann kam sie zurück. Sie trug ein tieftürkisblaues
Kostüm aus Leinenstoff, das aus einer Hemdjacke und einem glatten einfachen
Rock bestand, dessen Farbe mich an meine Fahrt nach Oakridge erinnerte. Ihr blondes Haar war ordentlich frisiert und ihre Lippen bemalt.
    »Ich hoffe, Sie haben

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