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Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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daß der
Sänger oder die Sängerin, wer immer gerade sang — geradewegs durch mich
hindurchblickte, wenn der Passus Wherever you are kam. Nach den
ersten paar Malen ging einem das auf die Nerven.
    Ich sorgte also dafür, daß
diese Seite nicht abgespielt wurde, stapelte die Platten im Apparat, schaltete
ihn ein, um die fünf Lautsprecher anzuwärmen, während ich ein paar Verstärker
auf drehte und einen besonders schönen Speziallautsprecher für die
Hochfrequenztöne abstimmte. Ein paar Sekunden später erfüllte die prachtvolle
männliche Stimme das Zimmer. Ich schlenderte beglückt auf die riesige Couch zu —
wenn sie nur hätte sprechen können, so hätte sie jeden Psychiater für sechs
Monate in ihren Bann geschlagen — und streckte mich behaglich auf ihr aus.
    Etwa drei Nummern später wurde mir plötzlich bewußt, daß das schwache Klirren von
Geschirr aus der Küche bereits vor einer Weile verstummt war. Ich erwog
ernsthaft, hinauszugehen, um nachzusehen, nur für den Fall, daß Hilda
vielleicht kopfüber ins Spülwasser gefallen war. Aber ich nahm nicht an, daß
sie so beschickert war. Und außerdem, selbst wenn sie
hineingefallen wäre, hätte ein Mundvoll des teuflischen Spülmittels, das ich
benutze, sie schneller ernüchtert als ein Tank voll Sauerstoff. Meine Wohnung
war nicht groß genug, um sich darin zu verirren; und so kam ich zu dem Schluß,
daß sie ihre eigenen triftigen Gründe hatte, bis jetzt noch nicht im Wohnzimmer
aufgetaucht zu sein.
    Ich griff eben nach einer
Zigarette, als eine körperlose Stimme geradewegs in mein Ohr: »He, Al, mein
Süßer ?« sagte. Hilda mußte unmittelbar hinter mir
beziehungsweise hinter der Couch stehen, überlegte ich. Es hatte keinen Sinn,
den Kopf zu wenden, denn es war mir klar, daß ich mir längst den Hals
ausgerenkt haben würde, bevor sie in Sichtweite kam.
    »Hallo, meine Schöne !« sagte ich höflich.
    »Sie sollen wissen, daß ich ein
Mädchen bin, das seine Versprechungen einhält«, sagte sie atemlos.
    »Ich habe es nie bezweifelt«,
sagte ich galant.
    »Die lasagne haben Sie bereits
erlebt, nicht ?«
    »Ein Traum«, sagte ich
sehnsuchtsvoll, »ein Segen, großmütig meinen von Begierde erfüllten Magensäften
gespendet — «
    »Lassen wir die biologischen
Funktionen beiseite, Süßer«, sagte sie hastig. »Es hat Ihnen geschmeckt, das
ist prächtig. Dann sind da die schwarzen Spitzen, nicht wahr ?«
    »Es ist ein wundervolles
Kleid«, sagte ich aufrichtig. »Aber ich finde, Sie waren ein wenig
hinterlistig, indem Sie die schwarzen Spitzen sozusagen als Verzierung auf dem
Kuchen applizierten — so schick es auch aussieht. Ich meine, als Sie heute vormittag schwarze Spitzen
erwähnten, dachte ich, Sie meinten...«
    »Genau das habe ich gemeint«,
sagte sie kalt. »Warum überzeugen Sie sich nicht selber ?«
    Ein schwach raschelnder Laut
entstand, als sie um die Couch herumging, und mein Inneres explodierte
förmlich, als sie in Sichtweite trat.
    »Ich fühle mich ein bißchen
schamlos«, sagte sie mit nervösem Lächeln. »Aber ich habe es ja nun einmal
versprochen. Und das kleine Cocktailkleid hat mich einhundertfünfzig Dollar
gekostet, und ich möchte es — nun ja — ungern, daß es zerknittert wird .«
    Der trägerlose Büstenhalter war
eine atemberaubende Kombination des absoluten Minimums mit einem Maximum an
schwarzer Spitze und enthüllte die tiefe Schlucht zwischen ihren stolzen
Brüsten in einer Art sich der Qualität des Gebotenen aufs äußerste bewußten
Ausstellergeste. Die Höschen waren ein absolutes Minimum straffgezogenen
schwarzen Nylons, das jeden ihrer Oberschenkel mit einem Flaum duftiger
schwarzer Spitze umkränzte. Ihre langen Beine verjüngten sich von den festen
runden Oberschenkeln hinab auf die tadellos schlanken Knöchel; und als ich mit
meinen Blicken dort angelangt war, dachte ich, es sei nunmehr einen Versuch
wert, herauszufinden, ob ich die Sprache wiedergefunden hatte.
    »Hilda, Schöne«, krächzte ich.
»Ich kenne niemanden, der im Halten von Versprechen so überwältigend ist .«
    »Das freut mich .« Sie biß sich einen Augenblick lang unentschlossen auf die
Unterlippe. »Finden Sie mich noch immer schön ?«
    »Schön, erhaben, ekstatisch !« sagte ich leidenschaftlich.
    »Das freut mich .« Sie lächelte voller Wärme. »Ist das die Couch, auf der
wir uns zusammenrollen, während wir Musik hören ?«
    »Gewiß«, sagte ich.
    »Sie ist ziemlich geräumig,
nicht wahr ?« Sie kicherte plötzlich. »

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