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Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ein
Gedächtnis wie ein Elefant, aber was man ihm nicht sagte, darauf kam er von
selber niemals.
    Seine Lippen hörten etwa eine
halbe Minute später auf, sich zu bewegen. »Ja, Lieutenant«, sagte er und nickte
zuversichtlich. »Alles klar .«
    »Wir treffen uns gegen Mittag
wieder hier«, sagte ich.
    Ich sah zu, wie er wegging, und
überlegte, daß Polnik , falls Hilda noch über
irgendwelche überschüssigen Energien verfügen sollte, sich ihrer bestens
annehmen würde. Dann stieg ich wieder in den Healey und fuhr in die Innenstadt
zum Büro von Dekker & Mayer, Ölberater, das für die gesamte Stadt ein
leuchtendes Beispiel darstellte, wie eine Partnerschaft zu florieren vermochte,
sofern sie ausschließlich auf Treue und gegenseitiges Vertrauen gegründet war.
    »Guten Morgen«, sagte ich zehn
Minuten später zu der Empfangsangestellten.
    »Guten Morgen, Sir .« Sie hob den Kopf und das warme geschlechtslose Lächeln
auf ihrem Gesicht wurde sofort durch unerbittliche, kalte Wut ersetzt, als sie
sah, wer ich war. »Sie !« zischte sie. »Ich hätte gute
Lust, Ihnen das Herz aus dem Leib zu reißen !«
    »Was ist passiert ?« fragte ich interessiert.
    »Ich bin schreiend in Mr.
Mayers Büro gerannt«, sagte sie, »und dachte, er sei möglicherweise am
Verbluten .« Ihr Gesicht wurde bei der Erinnerung fahl.
»Und da saß er vergnügt an seinem Schreibtisch und zündete sich eine Zigarre an !«
    »Sie schienen so begierig auf
Blut zu sein; ich hatte nicht das Herz, Sie zu enttäuschen«, sagte ich
mitfühlend.
    »Ich versuchte, ihm alles zu
erklären .« Es würgte sie bei dem Gedanken im Hals.
»Natürlich machte das alles nur schlimmer! Als er heute morgen hereinkam, warf er mir einen behutsamen Blick
zu und achtete darauf, daß er ja nicht allzu nahe an meinen Schreibtisch
herankam. Und wenn ich in zwanzig Jahren noch hier arbeiten sollte, so wird er
bei der Erwähnung meines Namens immer den Kopf schütteln und allen zuflüstern,
ich sei das Mädchen, das nicht alle Tassen im Schrank habe .«
    »Vielleicht haben Sie wirklich
nicht alle Tassen im Schrank, Süße«, sagte ich in tröstendem Ton. »Haben Sie je
darüber nachgedacht ?«
    Ein plötzlicher heftiger Krampf
ließ ihren ganzen Körper zittern. »Sie können sich noch nicht die Hälfte
dessen, was ich Ihnen gern antun würde, vorstellen«, flüsterte sie inbrünstig.
    »Halten Sie mich für alt genug,
um mir das anhören zu dürfen ?«
    »Bitte !« sagte sie leidenschaftlich. »Sie haben bereits mein Leben ruiniert. Warum
lassen Sie mich jetzt nicht in Ruhe ?«
    »Ich wollte mit Mr. Vernon
sprechen«, sagte ich.
    »Er ist noch nicht da .«
    »Dann mit Mr. Mayer. — Ich
weiß, daß er hier ist .«
    »Sie wissen ja, wo er zu finden
ist«, sagte sie müde. »Gehen Sie nur hinein und renken Sie ihm ein paar weitere
Muskeln aus. Ja?«
    Seinem Gesichtsausdruck nach
war Mayer, als ich in sein Büro trat, ohnehin drauf und dran, sich ohne jede
Hilfe von außen ein paar Muskeln auszurenken.
    »Lieutenant !« knurrte er. »Ich werde beim County-Sheriff eine offizielle Beschwerde einlegen
über die unmenschliche Weise, in der meine Frau gezwungen wurde, gestern nachmittag Ihren
Sergeanten zum Leichenschauhaus zu begleiten und...«
    »Sie war eine der wenigen zur
Verfügung stehenden Personen, die Gilbert Hardacre identifizieren konnten«, erklärte ich ihm. »Es war unangenehm, aber notwendig .«
    »Hören Sie zu !« Sein animalisches Gesicht war ziegelrot. »Ich habe mir von Ihnen das Äußerste
gefallen lassen, Wheeler, aber verlassen Sie sich darauf, jetzt...«
    »Wenn Sie mir einmal ein paar
Minuten zuhören würden, wäre ich vielleicht in der Lage, Sie vor der Gaskammer
zu retten .«
    »Was?« Er starrte mich mit
wilden Augen an. »Sind Sie übergeschnappt ?«
    »So wie die Dinge im Augenblick
liegen, war es Ihre Frau, die für Hardacre Aktmodell
stand«, sagte ich brutal. »Und wenn sie das für einen Mann getan hat, der
angeblich ein konventionelles Kopf-Schulter-Porträt von ihr malen sollte, so
wird jede Jury mit Sicherheit annehmen, daß sie mehr als das getan hat. Damit
haben Sie ein verteufelt gutes Motiv für einen Mord: Eifersüchtiger Ehemann
bringt Liebhaber seiner Gattin um. Es ist ein Klischee, und Klischees sind, was
die Justiz anbelangt, gefährlich, Mayer .«
    »Aber das ist verrückt«, sagte
er mit schwacher Stimme. »Ich habe Hardacre nicht
umgebracht. Ich glaube nicht einen Augenblick lang, daß er der Liebhaber meiner
Frau war — oder

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