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Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ihr
Zimmer hinauf und zu Bett gebracht hatte, dachte ich schon, dies sei das Ende
unserer Verabredung. Aber glücklicherweise«, sie strahlte mich wie ein soeben
eingeschalteter Kronleuchter an, »kam Mr. Mayer nach Hause und sagte, er würde
sich um sie kümmern .«
    »Hat mein Sergeant auch an ihn
irgendwelche Fragen gestellt ?«
    »Er hatte keine Gelegenheit
dazu. Er war zehn Minuten, bevor Mr. M. kam, weggefahren .«
    »War Kent Vernon im Haus? Ich
meine, konnte Polnik ihn ebenfalls ausfragen ?«
    »Nein, Sir. Aber ich hörte, wie
Ihr Sergeant Mrs. Mayer nach seiner Adresse fragte — vielleicht
ist er dorthin gefahren, nachdem er sie vom Leichenschauhaus heimgebracht hatte .«
    »Hoffen wir das Beste !« murmelte ich.
    Sie trank den Rest ihres Kirsches mit einem einzigen schnellen Schluck, so als
handelte es sich um Wasser, und lächelte mich dann strahlend an. »Wenn Sie mir
noch mehr Fragen stellen wollen, können Sie das tun !« Ihre Stimme klang, als käme sie auf einem Minicar dahergebraust .
»Fragen Sie mich, was Sie wollen, Al, mein Süßer. Ich habe keine Geheimnisse
vor Ihnen, denn Sie sind derjenige, der mich für schön hält !«
    »Nur noch eine Frage wegen gestern abend , Hilda, meine Schöne«, sagte ich. »Sie wissen
nicht zufällig, wo Mr. Mayer sich aufgehalten hat ?«
    Sie runzelte einen Augenblick
lang konzentriert die Stirn. Ich glaube, es war nicht einfach, ganze
vierundzwanzig Stunden zurückzudenken, ohne sich gewaltig anzustrengen.
    »Er kam nach Hause«, sagte sie
langsam, »früh — gegen fünf Uhr. Ich fragte mich noch, ob er vielleicht
dahintergekommen sei, wo dieser Vernon neuerdings den größten Teil seiner Zeit
zubringt. Später kam dann ein Telefonanruf für ihn — etwa um halb sieben. Ich
ging an den Apparat, und irgendein Mann sagte, er müsse mit Mr. M. sprechen und
es sei dringend. Gleich nach diesem Anruf, das fällt mir jetzt ein, fuhr Mr. M.
wieder weg. Er nahm den Cadillac und brauste ab !«
    »Danke, Kleines«, sagte ich.
»Jetzt habe ich keine Fragen mehr .«
    »Soll ich für Sie tanzen ?« fragte sie ernsthaft. »Ich kann einen wundervollen
Bläschentanz, aber ich bestehe auf Champagnerbläschen. Haben Sie vielleicht
zufällig irgendwelche alten Champagnerbläschen aufgehoben, die ich mir für ein
paar Minuten ausleihen kann ?« Sie streckte plötzlich
die rechte Hand aus und streichelte liebevoll mein Gesicht. »Für Sie würde ich
sogar mit Seifenblasen tanzen«, gurrte sie. »Denn Sie sind derjenige, der mich
für schön hält und...«
    »Hilda !« knurrte ich, und sie fiel beinahe vom Stuhl.
    »Was ist los ?« Sie blinzelte unter Tränen. »Finden Sie mich nicht mehr schön ?«
    »Dieser Kirsch ist nahezu
tödlich«, sagte ich. »Und ich glaube, Sie sind ein kleines bißchen beschwipst.
Wie wäre es mit einem kurzen Spaziergang um den Häuserblock ?«
    Sie schauderte. »So beschwipst
kann ich nicht sein, Süßer! Ich will Ihnen was sagen, wir schließen einen Kompromiß . Ich wasche ab, was für ein Hausmädchen an seinem
freien Abend eine ernüchternde Aufgabe ist, während Sie Ihr großartiges HiFi -Gerät in Gang setzen. Okay?«
    »Okay«, sagte ich vorsichtig.
»Aber mehr als dreimal Scherben, und Sie sausen zweimal um den Block herum !«
    Ich wanderte hinüber zum
Plattenständer und überlegte, daß es kein Problem war, die passende Musik zu
Hildas Bedürfnis, sich auf der Couch zusammenzukuscheln ,
zu finden. Im Augenblick schwebte sie eine Spur zu sehr über den Wolken; aber
wenn sie mit dem Spülen des Geschirrs fertig war, würde sie etwas ernüchtert
sein. Dann würde sie natürlich nicht sofort wieder etwas zu trinken haben
wollen. Ich wünschte mir Hilda nüchtern, aber nicht so stocknüchtern, daß sie
frigide wurde, bevor ich mich’s versah. Was ich
brauchte, war nichtalkoholische Beschwingtheit, die ihre gesellige Stimmung aufrechterhielt;
und wenn dabei der Gefühlsgehalt zunahm, so war dies ein berechnetes und
keineswegs verheerendes Risiko. Also, wie gesagt, die Auswahl der Musik, die
zum Zusammenkuscheln auf der Couch paßte , war kein
ernsthaftes Problem: Ich nahm einfach die ersten fünf Sinatra-Alben und trug
sie zum Apparat.
    Zwei Sekunden später erkannte
ich, daß ich einen kleinen Fehler begangen hatte. Die erste Seite des ersten
Albums enthielt Hallo, Young Lovers, Wherever You Are; und aus irgendwelchen Gründen konnte ich seit ein paar Jahren diese Platte nie
hören, ohne zusammenzuzucken. Immer hatte ich das unangenehme Gefühl,

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