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Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Wieviel Leute haben Sie eigentlich erwartet ?«
    »Falls jetzt noch einer
auftauchen sollte, muß er erst die Wohnungstür mit Dynamit auf sprengen«,
knurrte ich.
    »Na schön, da komme ich — ob
Sie darauf gefaßt sind oder nicht !« sagte sie sorglos
und nahm einen Anlauf.
    Ich glaube, sie hatte auf
meinen Schoß gezielt, aber zu dem Zeitpunkt, als sie auf ihm angelangt, hatte
sie in Anbetracht des nahezu zwei Meter langen Satzes eine erhebliche
Fluggeschwindigkeit erreicht. Ein Ellbogen bohrte sich in meine Brust, ließ
mich rücklings auf die Couch fallen; und im nächsten Augenblick lag sie
ausgestreckt über mir.
    »Hi!« Ihre Augen lächelten in
einem Abstand von höchstens fünfzehn Zentimeter in die meinen. »Das hat nicht
so hingehauen, wie ich dachte .«
    »Ich finde, es hat großartig
hingehauen«, sagte ich.
    Sie runzelte einen Augenblick
lang die Stirn. »Irgendwie habe ich den Eindruck, als hätte ich auf dem Weg
hierher meinen BH verloren .«
    »Sie haben recht«, teilte ich
ihr fünf Minuten später ehrfurchtsvoll mit. »Es stimmt .«
    »War das nicht ein bißchen
hinterlistig, Al, Süßer ?« Sie schürzte die Lippen und
warf mir aus nächster Nähe einen mißbilligenden Blick
zu. »Ich meine, wenn Sie schon derlei Dingen frönen wollen, warum sind Sie dann
nicht absolut offen und ehrlich — so zum Beispiel ?«
     
    Ich weiß nicht, wieviel Lichtjahre später ich meinen Arm vorsichtig nach
einer Zigarette ausstreckte, um nicht das warme Bündel Weiblichkeit, das gegen
meine Seite geschmiegt dalag, zu stören. »Du kannst mir auch eine anzünden«,
sagte eine hellwache Stimme.
    Ich tat es und reichte ihr zwei
Sekunden später die angezündete Zigarette. »Es ist mir zuwider, ein
unangenehmes Thema erwähnen zu müssen, Süße, aber wann mußt du wieder bei den
Mayers sein ?« sagte ich.
    »Kein Problem, Al, mein
Unermüdlicher«, erwiderte sie zufrieden. »Mr. M. selber hat zu mir gesagt, es
reiche, wenn ich gegen Mittag zurückkäme. Er müsse sowieso früh weg. Er wolle
gleich nach neun Uhr in der Stadt sein, behauptete er .«
    »Wirklich?« Ich gähnte höflich
und zog an meiner Zigarette.
    »Wirklich«, sagte sie. »Er
behauptete, zu wissen, wer dafür verantwortlich sei, daß dieser Sergeant seine
Frau in das Leichenschauhaus geschleppt habe, und er wolle vor dem Büro des
Sheriffs warten, so daß er diesen Lieutenant in kleine Fetzen reißen und sie
direkt auf den Schreibtisch des Sheriffs verstreuen könnte.«
    »Wirklich!« Ich warf einen
schnellen Blick auf meine Uhr und stellte fest, daß es bereits sechs Uhr
dreißig war. »Vielleicht nehme ich mir einen Tag frei«, sagte ich.
    »Das würde dir nichts nützen«,
sagte sie liebevoll. »Ich habe ihm deine Privatadresse mitgeteilt .«
    »Die Art Freundschaft finde ich
reichlich überraschend«, sagte ich verbittert.
    »Lasagne und schwarze Spitzen habe ich
versprochen — und geliefert«, sagte Hilda gelassen. »Von Freundschaft war nie
die Rede, soweit ich mich erinnere. Oder?«
    »Du meinst also, im Augenblick
sind wir nichts als beiläufige Bekannte ?« fragte ich
verwundert.
    »Im Augenblick sind wir ein
Liebespaar«, sagte sie selbstzufrieden. »Und, was das betrifft, kein
schlechtes. Nicht wahr, alter Kumpel ?«
    »Hilda«, sagte ich bescheiden,
»wie bist du je dazugekommen, Hausmädchen zu werden ?«
    »Ich hatte die Marktforschung
so satt .« Sie gähnte behaglich. »Möchtest du jetzt
schlafen — oder was sonst ?«
    »Sonst«, sagte ich, ohne zu
zögern.
     
     
     

SIEBTES KAPITEL
     
    I ch fuhr erst einmal den
Häuserblock in der einen und dann in der anderen Richtung entlang, nur um
sicher zu sein, daß George Mayer nicht in irgendwelchen Hauseingängen lauerte,
bevor ich parkte und ins Büro ging. Es war erst drei Viertel neun Uhr, und der
Gedanke, daß ich schon seit Jahren nicht mehr so früh ins Büro gekommen war,
ging mir gegen den Strich.
    Hüda hatte uns ein Frühstück
zubereitet, das verglichen mit meinen gewohnten zwei Tassen Kaffee ein
Mittagessen mit fünf Gängen gewesen war; und ich war müde überrascht gewesen,
festzustellen, daß ich einen Appetit wie ein verhungernder Wolf hatte. Ich gab
meiner Verwunderung darüber laut Ausdruck, um gleich anschließend hinzuzufügen,
daß ihr darauf erfolgtes Kichern das ungezogenste sei, das ich je gehört hätte.
    Polnik wartete mit düsterem
Gesichtsausdruck im Büro des Sheriffs auf mich. »Hallo, Lieutenant !« sagte er ohne jede Begeisterung. »Wieder so ein

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