Al Wheeler und die Teufelsbrut
seine Heißgeliebte umgebracht habe; und er raste ins Valley hinaus, um
eigenhändig Rache an ihm zu nehmen. Wir unterstützten ihn dabei aus
Leibeskräften. Wir liehen ihm sogar eine Pistole!«
»Und der Anruf von Mickymaus
war dabei wieder mal eine große Hilfe«, knurrte ich. »Haben Sie sich
ausreichend lange Zeit gelassen, um sicher zu sein, daß ich zu spät dorthin
kommen würde?«
Sie nickte lässig. »Natürlich!
Das Problem von Chucks Rückkehr wurde auf diese Weise sehr zufriedenstellend
gelöst.«
»Aber hat nicht Mendoza
dadurch, daß er selbst bei der Gelegenheit umkam, Ihre brillanten Pläne ein
bißchen verpfuscht?« fragte ich spöttisch.
»Das war ein Bonus«, sagte sie
in erfreutem Ton. »Mendoza war schon seit langem auf dem absteigenden Ast. Der
erste Teil unserer Aktion sollte daraus bestehen, ihn für alle Zeiten
loszuwerden. Wir hatten allerdings, wie ich gestehen muß, ein anderes und
dramatischeres Hinscheiden für ihn geplant.«
»Wird Ihnen jetzt nicht ein
bißchen die Pointe verpatzt?« beharrte ich. »Ich meine, wenn die
Plantagenbesitzer erfahren, daß ihr importierter großer Organisator im
Zusammenhang mit dem Racheakt eines Mannes umgekommen ist, der ihn für den Tod
seiner Geliebten verantwortlich machte?«
»Sie sind so naiv, Lieutenant«,
murmelte sie. »Ich könnte mich direkt an den Gedanken gewöhnen, Sie wie einen
einfältigen kleinen Pudel als Schoßtier im Haus zu halten. Wir haben unser
Bestes getan, um im Valley zu verbreiten, daß Chuck Henry mit den Kommunisten
sympathisiert und mit Hernandez zusammengearbeitet habe. Wenn nun morgen der
Marsch beginnt, werden die Plantagenbesitzer in Weißglut sein.«
»Was, zum Teufel, hatte dann
vorhin Hernandez hier zu suchen?« sagte ich in ersticktem Ton.
»Haben Sie noch nie was davon
gehört, daß man eine Kerze an zwei Enden abbrennen kann?« fragte sie
liebenswürdig.
»Was ist mit Rona Henry?«
fragte ich verzweifelt. »Was empfindet sie der Gruppe gegenüber, jetzt, da sie
weiß, daß ihr Bruder tot ist?«
»Sie ist wahrscheinlich ganz
erfreut.« Ihre grünen Augen glitzerten in kaltem Vergnügen. »Sie hat ihn seit
ihrer frühesten Kindheit gehaßt .« Sie trat einen
Schritt näher ans Bett heran, die Injektionsspritze in der erhobenen Hand. »Nun
muß ich darauf bestehen, daß Sie schlafen, Lieutenant.«
»Noch etwas«, knurrte ich.
»Was, zum Teufel, wollen Sie eigentlich mit dem Ganzen erreichen?«
»Ein bißchen Chaos«, sagte sie.
»Ein weiteres Detail im großen Plan. Unruhe unter der Bürgerschaft, weiterer
Hader, mehr Unsicherheit in der großen, gottesfürchtigen Masse des Mittelstandes,
der nur den Status quo erhalten möchte, der es ihm ermöglicht, Geld zu
verdienen und nachts ruhig zu schlafen.« Das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde
starr. »Unser Ziel — das von H.U.R.E. und ihren verbündeten Gruppen — ist die
totale Katastrophe, Lieutenant; und wir werden alles dafür in Szene setzen, was
sich dafür eignet — einschließlich einer örtlich begrenzten läppischen Rauferei
zwischen einer Bande dickköpfiger Plantagenbesitzer und einer Bande von
Möchtegern-Gewerkschaftern. Das trägt alles zu unserer Sache bei, vor allem
wenn die Beseitigung eines unfähigen Außenseiters — Mendoza — ins allgemeine
Konzept paßt.«
»Sie sind ja komplett irre«,
sagte ich.
»Es ist eine völlig neue Idee,
Charlie«, sagte sie mit harter, verächtlicher Stimme. »Ich kann nicht erwarten,
daß ein kleinkarierter Polyp wie Sie so etwas versteht. Im Endeffekt wird die
einfach geartete Mehrheit alles akzeptieren, was auch nur nach einer Lösung
ihrer Probleme aussieht. Revolution — Bürgerkrieg — alles, was das Chaos
beenden könnte. Und dann werden wir die Herrschaft übernehmen.«
»Sind Sie ganz sicher, daß es
sich bei dem, was in der Spritze ist, wirklich nur um Demerol handelt?« fragte ich.
»Warum zweifeln Sie daran?«
»Ich fürchte, Sie haben mir
bereits zuviel erzählt«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Das heißt, sofern Sie vorhaben,
mich für den Rest der Nacht am Leben zu lassen.«
Sie lachte erneut, und ich
zuckte bei dem Laut zusammen. »Sie spielen dabei überhaupt keine Rolle,
Lieutenant. Das haben Sie nie getan. Überlegen Sie mal. Wenn alles vorüber ist
und wir aus Pine City verschwunden sind, wer wird dann — sofern er seine Sinne
beisammen hat — Ihr verrücktes Geschwätz über eine politisch orientierte Gruppe
von Frauen glauben, die sich auch noch mit der verrückten
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