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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sie mit leicht mokanter Stimme.
    »Bis auf die Fortsetzung Ihrer
Reime bin ich bereit, alles anzuhören«, sagte ich.
    »Heute abend hatte ich gegen
zehn Uhr Besuch«, bemerkte sie. »Angela und Rickie Willis. Sie kamen vom Büro
des Sheriffs direkt ins Hotel. Angela vergeudete keinerlei Zeit, um auf den
Kern der Sache zu sprechen zu kommen. Sie wollte wissen, ob ich die
anwaltschaftliche Vertretung für sie beide übernehmen würde. Ich sagte, ich
könne das nur, wenn ihre Mutter zustimme, worauf sie erwiderte, sie würde ihre
Mutter auf der Stelle aufsuchen, und mich mit ihrem Intelligenzprotz zurückließ.«
Ilona zog eine Grimasse. »Offensichtlich spreche ich nicht einmal dieselbe
Sprache wie dieser Schwachkopf.«
    »Dem Ursprung nach spricht er
englisch«, sagte ich, »nur daß Rickie noch ein bißchen ursprünglicher ist als
die meisten Menschen.«
    »Wie dem auch sei«, fuhr Ilona
fort, »eine halbe Stunde später kam Angela ganz aufgeregt mit gerötetem Gesicht
und ganz und gar triumphierend zurück. Sie schwenkte ein Bündel Dollarscheine
vor meiner Nase hin und her und sagte, dies sei ein Vorschuß. Ich brauchte auch
keinerlei Sorgen wegen meines Honorars zu haben. Da, wo das Geld herstamme, sei
noch eine Menge zu holen. Ich sagte ihr, sie solle ihr Geld behalten, ich müßte
die Sache erst mit Lyn, ihrer Mutter, besprechen. Dann erzählte sie Rickie, daß
sie beide mittlerweile im Starlight Hotel wohnten und nicht mehr in das
obskure Bums zurückbrauchten, in dem sie bisher gehaust hätten. Sie hätte zwei
Etagen tiefer für ihn und sich ein Zimmer besorgt, in dem es sehr gemütlich
sei.«
    »Die stets liebende Mutter hat
sich also umbesonnen«, sagte ich.
    »Das dachte ich auch«, nickte
Ilona. »Ich begab mich daher in ihr Apartment, um sie zu sprechen. Als ich ihr
von Angela erzählte, sah sie mich an, als ob ich verrückt geworden sei und
sagte, daß sie ihre Tochter überhaupt nicht gesehen, geschweige denn ihr Geld
gegeben habe. Das setzte mich einigermaßen in Verwirrung, und ich gestehe, ich
bin noch verwirrt.«
    »Einer von den beiden muß
lügen«, sagte ich.
    »Instinktiv würde ich sagen
Angela«, bemerkte sie. »Aber von wem außer von Lyn kann sie das ganze Geld
bekommen haben?«
    »Wie steht’s mit Hillary?«
    Sie schüttelte langsam den
Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß er ihr lediglich, weil sie zu ihm kam
und ihn darum bat, so ein Bündel Geld gegeben hat. Und da ist außerdem noch
etwas.«
    »Das wäre?«
    »Diese Heiratsurkunde«, sagte
sie. »Ich habe sie mir genau angesehen, nachdem die beiden weg waren. Es
handelt sich um eine Fälschung und, was das anbetrifft, nicht einmal um eine
gute.«
    »Sind Sie da ganz sicher?«
    Ilona warf mir einen eisigen Blick
zu. »Nächste Frage, bitte.«
    »Entschuldigung.« Ich trank
mein Glas aus und wartete ein paar Sekunden, während sie das gleiche tat. »Wozu
also die gefälschte Heiratsurkunde — nur um Mama hinters Licht zu führen?«
    »Vermutlich«, antwortete sie.
»Wie ich schon sagte, Al, ich bin es langsam müde geworden, mir allein den Kopf
zu zerbrechen.«
    Ich füllte die Gläser aufs
neue, und als ich ins Wohnzimmer zurückkam, hatte sie sich vom Sessel erhoben
und betrachtete meine HiFi-Anlage. »Sind Sie ein HiFi-Fan?« fragte sie, während
ich ihr das Glas in die Hand drückte.
    »So ein bißchen«, sagte ich.
»Nicht gerade ein ganz wilder. Ich ziehe Musik immer noch dem Geräusch von sich
durch Beton fressenden Termiten vor.«
    »Spielen Sie doch irgendwas«,
sagte sie leise.
    Ich zog Julie Londons Calendar
Girl aus dem Ständer und legte die Platte auf. Julie ist das richtige
Mädchen für späte Stunden und gedämpftes Licht.
    »Das ist hübsch«, sagte Ilona
einige Minuten später.
    »Sehr erholsam«, sagte ich.
»Solange Sie stehen, können Sie es gar nicht richtig würdigen. Warum machen wir
es uns nicht auf der Couch gemütlich?«
    »Ich weiß, daß es auf diese
Einladung eine passende Antwort gibt«, sagte sie nachdenklich. »Aber im
Augenblick fällt sie mir nicht ein.«
    Sie schlenderte quer durch das
Zimmer auf die Couch zu, setzte sich, und als sie ihre Beine
übereinanderschlug, vernahm ich erneut dieses erregende Rascheln. Ich setzte
mich neben sie, nah, aber nicht zu nah, denn die Nacht war noch lang, und ich
wollte vermeiden, sie in schmerzliche, schlaflose Stunden des Alleinseins zu
verwandeln, nur weil ich mein Temperament nicht zu zügeln vermochte, um mich
vorsichtig auszudrücken.
    »Glauben Sie,

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