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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Locken
umrahmten ihr Koboldgesicht, als sie einen Augenblick lang auf mich
herabblickte.
    »Hier drin brennt viel zuviel
Licht«, sagte sie mit unsicherer Stimme. »Sie sind ein richtiger Verschwender,
Wheeler.« Sie ging durch das Zimmer und knipste sämtliche Lichter aus, bis nur
noch eine kleine Lampe in der Ecke über dem HiFi-Apparat brannte. Als sie zur
Couch zurückkehrte, fummelte sie an ihren Trägern herum, und zwei Sekunden
später glitt das schwarze Abendkleid mit sanftem Rascheln auf ihre Fesseln
hinab. Das matte Licht verlieh ihrer perlweißen Haut einen fast durchsichtigen
Schimmer, als sie sich über mich beugte.
    »Ich zweifle, daß dies
gesetzlich zulässig ist«, flüsterte sie, »aber ich bin sicher, daß es dafür
Präzedenzfälle gibt.«
    »Ist das der Old Look, der die
große Mode bei allen Mädchen in dieser Saison ist?« fragte ich, sie bewundernd
betrachtend.
    Sie packte mich mit beiden
Händen am Kragen und zog mich hoch. »Ich hasse Couchs«, sagte sie schlicht,
»sie sind das Symbol unsicherer Verhältnisse.« Als ich sie daraufhin auf die
Arme nahm, schnurrte sie zufrieden wie eine Katze.
    »That’s September«, sang Julie einschmeichelnd, »in
the rain.«
     
     
     

7
     
    Als ich Mr. Jones, den
Motelmanager, am nächsten Morgen zum zweitenmal aufsuchte, sah er um kein Haar
ansehnlicher aus. Sein Stoppelbart war lediglich vierundzwanzig Stunden älter
geworden, sein blaues Hemd war noch ein bißchen ausgebleichter, und seine graue
Hose war an den merkwürdigsten Stellen um weitere Falten bereichert.
    »Wenn Sie fortfahren, es sich
ohne ersichtlichen Grund bei mir gemütlich zu machen, werde ich anfangen, Ihnen
Miete abzuverlangen«, sagte er säuerlich.
    »Ich möchte mir diese beiden
Räume noch einmal ansehen«, sagte ich zu ihm. »Es hat keinen Sinn, sich so früh
am Morgen zu streiten, aber wenn die Sonne erst richtig scheint, sehen Sie zu
verboten aus. Also machen Sie keine Mätzchen, geben Sie mir die Schlüssel, und
ich sehe mich um, ja?«
    Er brummte vor sich hin und
spuckte nach einer grauen Katze, Marke Mülltonne, die sich mit gesträubtem Fell
verächtlich duckte.
    »Okay«, brummte er. »Aber
beeilen Sie. sich, Leutnant. Herumwimmelnde Polypen sind schlecht fürs Geschäft.«
    Ich nahm die Schlüssel, die er
mir widerstrebend gab. »Wenn das Geschäft schlecht geht, liegt’s an Ihnen«,
sagte ich nachdenklich. »Sie sehen wie ein schreckliches Menetekel für jeden
jungen Mann aus, der sich einer Nacht lasterhafter Sünde hingeben will. Warum
werden Sie nicht endlich schlau und besorgen sich einen Job beim
Temperenzlerverein, wo Sie den geheilten Säufer spielen können? Sie würden ein
Vermögen verdienen.«
    Da ich mir für seine Antwort
sowieso nichts hätte kaufen können, wartete ich sie erst gar nicht ab. Ich
verbrachte die nächste Stunde damit, die beiden Räume Zentimeter für Zentimeter
abzusuchen.
    Aber obwohl ich mich wirklich
anstrengte, das Ergebnis entsprach einer doppelten Null, um bei dem Namen Ray
Willis’ Schlüsselklub zu bleiben.
    Mr. Jones saß in seinem Büro,
als ich eintrat, den Stuhl zurückgekippt und beide Füße auf dem Schreibtisch.
Ich ließ die Schlüssel zwischen seine Knöchel fallen.
    »Haben Sie irgendwas gefunden,
was Ihnen gestern entgangen ist, Leutnant?« fragte er.
    »Nicht das geringste«, sagte
ich. »Irgendwie haut es nicht hin, jedenfalls bei Marvin nicht. Ich hab’ noch
nie einen Kerl gesehen, der mit so leichtem Gepäck gereist ist. Nicht mal ein
Hemd zum Wechseln hat er dabeigehabt.«
    »Er hat eine Reisetasche
gehabt«, sagte Jones. »So ein ganz billiges vergammeltes Ding. So ‘ne Art
Segeltuchkoffer.«.
    »Warum haben Sie mir das nicht
gleich gesagt?« fauchte ich ihn an. »Wo ist sie?«
    »Sie haben mich ja nicht
gefragt«, sagte Jones und zuckte die mageren Schultern. »Ich hab’ sie hier.
Aber irgendwas von Wert ist sowieso nicht drin.« Er stellte seine Füße wieder
auf den Fußboden und beugte sich einen Augenblick hinter seinen Schreibtisch.
Dann hob er eine schäbige senffarbene Tasche hoch und stellte sie vor sich hin.
»Überzeugen Sie sich doch selber«, sagte er ruhig.
    In diesem Augenblick war ich so
wütend, daß ich kein Wort herausbringen konnte. Und das will bei Wheeler etwas
bedeuten. Ich starrte ihn an, als ob ich ihm im nächsten Augenblick sämtliche
Glieder einzeln ausreißen wollte, aber er zuckte nicht mit der Wimper. Ich ließ
den Verschluß aufspringen und öffnete die Tasche. Schmutzige

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