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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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wenn ich den alten Denby für Sie beruhige,
den Knaben, der für eine Rothaarige bezahlte und statt dessen ein blaues Auge
bekam. Sie entsinnen sich doch seiner, nicht? Der Bursche, der Joe Diment nicht
aus dem Kopf ging.«
    Er zündete sich eine Zigarette
an und sah mich dann mit finsterem Blick an. »Okay«, sagte er mit schneidender
Stimme. »Sie wissen ja jetzt Bescheid. Was wollen Sie also nun?«
    »So gefallen Sie mir viel
besser«, sagte ich ihm aufrichtig. »Wenn Sie so ganz Sie selbst sind, Ray.
Kerle ohrfeigend und ihnen den Schnaps ins Gesicht feuernd. Die Kupplermanieren
stehen Ihnen auch wesentlich besser als die Pfadfindertour, die Sie den ganzen
Abend im Sheriffbüro zu spielen versucht haben, immer hilfreich und jeden Tag
eine gute Tat!«
    »So?«
    »Ihr Klub hier läßt mich völlig
kalt«, sagte ich. »Er liegt innerhalb der Stadtgrenzen, und ich arbeite für den
County Sheriff. Die städtische Sittenpolizei würde natürlich äußerst
interessiert sein — aber was mich anbelangt, so bin ich lediglich daran
interessiert, den Mann zu finden, der diesen Marvin umgebracht hat.«
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen
helfen«, sagte er ausdruckslos. »Aber was ich weiß — und das ist nicht viel—,
habe ich Ihnen schon erzählt.«
    Ich kostete von meinem Glas. Es
handelte sich, wie ich erwartet hatte, um erstklassigen Scotch.
    »Wo waren Sie gestern gegen
Mitternacht?« fragte ich.
    »Hier, im Klub«, sagte er
prompt.
    »Können Sie das beweisen?«
    »Ich muß es wohl. Es gab eine
Menge Leute, die mich gesehen haben. Sie werden doch nicht annehmen, daß ich
diesen Astlochgucker abgemurkst habe?«
    »Ein nicht uninteressanter
Gedanke«, sagte ich. »Sind Sie vorbestraft, Ray?«
    »Nein.«
    »Ich kann das mühelos
überprüfen«, sagte ich zu ihm.
    »Meine Antwort lautet nach wie
vor nein.«
    »Was ist mit Ihrem jüngeren
Bruder?«
    Er trank sein Glas mit einem
Schluck aus und stellte es dann so vorsichtig auf der Theke nieder, als
befürchte er, es würde ihm in der Hand zerbrechen.
    »Auch das kann ich nachprüfen.
Wir erwarten jeden Augenblick Auskunft aus New York«, fügte ich hinzu.
    »Rickie hat vor längerer Zeit
mal zwei Jahre gesessen«, sagte Ray zögernd. »Er war damals noch ein halber
Junge, er hatte Umgang mit den falschen Leuten.«
    »Wie lang ist das her?«
    »Vielleicht drei Jahre.«
    »Dann war er damals also
zweiundzwanzig«, sagte ich. »Aber vielleicht ist er jemand, der sich
ausgesprochen langsam entwickelt?«
    »Er hat eben einen Fehler
gemacht, ist erwischt worden und hat seine Zeit abgesessen«, sagte Ray. »Wollen
Sie ihm das für den Rest seines Lebens vorhalten?«
    »Das weiß ich noch nicht«, knurrte
ich. »Ich habe es allmählich satt, mir die Nacht mit einem billigen kleinen
Bordellbesitzer um die Ohren zu schlagen und zu keinem Ergebnis zu kommen. Ich
möchte von Ihnen die Wahrheit hören, Willis. Den wahren Grund, warum Ihr
jüngerer Bruder Sie letzte Nacht aufgesucht hat. Und eins will ich Ihnen
verraten — dies ist Ihre letzte Chance, mir die Wahrheit zu sagen.«
    Er rieb sich nervös das Kinn,
wobei seine kurzen Finger sich in sein Fleisch gruben.
    »Er wußte nicht mehr aus und
ein«, sagte er rasch. »Er wußte nicht, was er tun sollte. Er hatte diese kleine
Summers in dem Bums in Greenwich Village kennengelernt, in dem er arbeitete,
sie hatte ihn völlig verhext und...«
    »Sie verliebten sich beide
ineinander, und vielleicht hatten sich da die beiden Richtigen gefunden«,
unterbrach ich ihn. »Sie erzählen mir nichts Neues.«
    »Ich versuche, Ihnen
klarzumachen, wie die Dinge lagen«, sagte er säuerlich. »Es war ihre Idee, daß
sie abhauen sollten, und Rickie kam zu der Einsicht, daß das vielleicht gar
kein schlechter Gedanke war — schließlich wußte er über die Mutter und den
vielen Zaster in der Familie Bescheid. Das Ganze sah sich wie ein prima
Geschäft an. Er konnte sich mit dem Flittchen vergnügen, und wenn er ihrer müde
war, würde sich die Gelegenheit zu einem Geschäft mit der alten Dame bieten.
Rickie bildete sich ein, daß sie eine Menge dafür bezahlen würde, wenn er
verschwände und sie einen Skandal vermeiden könne.«
    »Er kannte also das Verhältnis
zwischen Mrs. Summers und ihrer Tochter nicht?« sagte ich zweifelnd. »Sollte
ihm der ganze sublime Haß zwischen den beiden unbekannt geblieben sein?«
    »Dahinter kam Rickie erst
später«, sagte Ray und zog eine Grimasse. »Dann fiel ihm auch das neue
Strafgesetz betreffs Entführung

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