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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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die Stimmung, in die ich mich mit Hilfe
Peggys versetzt hatte, zerstörte. Ich ging aufmachen, wobei ich mir einzureden
versuchte, daß Ray Willis mit seinem
»Ich-kriege-Sie-noch-Wheeler-und-wenn-es-das-Letzte-ist-was-ich-tue« es nicht
ernst gemeint hatte. Wie dem auch sei, ich fühlte mich erleichtert, nachdem ich
die Tür aufgemacht und gesehen hatte, daß mein Besucher schlecht Willis sein
konnte, weil ungeachtet der Wunder der modernen Chirurgie, niemand sein
Geschlecht so rasch zu ändern vermochte. Auf Ilona Brents Koboldgesicht wurde
ein schwacher Ausdruck von Verlegenheit sichtbar, wie sie so vor mir stand.
»Ich hoffe, ich habe Sie nicht aus dem Bett geholt, Al«, sagte sie zögernd.
    »Macht nichts«, sagte ich
chevaleresk. »Wenn es Sie beruhigt, können Sie mich ja wieder hineinstecken.«
    »Kann ich Sie ein paar Minuten
sprechen?«
    »Jederzeit«, versicherte ich
ihr.
    Als wir ins Wohnzimmer traten,
half ich ihr, die Polarfuchsstola abzunehmen, was einen raschen atmosphärischen
Umschlag zum Tropischen auslöste. Sie trug ein rückenfreies schwarzes
Abendkleid mit hauchdünnen Trägern. Ich blickte auf ihre cremefarbenen
vollendeten Schultern, um dann mit dem Zeigefinger an ihrem Rückgrat bis zur
Taille entlangzufahren.
    Sie schauerte plötzlich.
»Lassen Sie das!«
    »Wie hätte ich widerstehen
können?« fragte ich ganz zerknirscht. »Mich so einfach und ohne jede Warnung
plötzlich mit Ihrer hübschen nackten Wirbelsäule zu konfrontieren! Das würde
sogar einen Doktor aus der Fassung bringen, von einem Polizeibeamten ganz zu
schweigen.«
    Ein leichtes Lächeln auf den
Lippen, drehte sie sich zu mir um, und ich erlitt den zweiten Schock. Das Kleid
war nicht nur rückenfrei, sondern auch vorne bis zum äußerstmöglichen Punkt
ausgeschnitten.
    »Erzählen Sie doch mal, wie ich Sie außer Fassung bringen kann«, sagte sie leicht atemlos. »So, wie Sie
mich anstarren, habe ich das Gefühl, die ganze Anzieherei sei überhaupt
Zeitverschwendung gewesen.«
    »Das scheinen mir höchst
fruchtbare Gedankengänge«, sagte ich. »Haben Sie in der Richtung noch was auf
Lager?«
    Sie setzte sich in den nächsten
Armsessel, wobei sie ihre Beine mit jenem entzückenden Rascheln übereinander
schlug, das man heute nur noch so selten hört. Ich schätze, daß die prozentuale
Mitgliederzunahme bei den >Klubs der einsamen Herzen< in direkter
Beziehung zur steigenden Beliebtheit von Bermuda-Shorts steht.
    »Ich dachte, wir könnten
vielleicht zu einem gemütlichen Schwatz zusammen sitzen, wie schon gehabt, Al?«
sagte sie. »Gewissermaßen ganz inoffiziell.«
    »Ganz wie Sie wollen, meine
Liebe«, sagte ich zu ihr. »Es macht mich glücklich, hier zu sitzen und Sie
anzusehen.«
    »Können Sie nicht mal für einen
Augenblick ernst sein?« seufzte sie.
    »Glauben Sie, daß ich Witze
mache?«
    »Nachdem wir das Büro des
Sheriffs verlassen hatten«, sagte sie, »war ich sehr fleißig. Ich mache mir
Sorgen, und ich muß jemandem mein Herz ausschütten, und kein anderer fiel mir
ein als Sie.«
    »Wäre ein prima Schlagertitel«,
sagte ich. »Vielleicht denken Sie sich schon mal den Text aus, während ich uns
was zu trinken hole. Was möchten Sie?«
    »Einen Whisky sauer«, sagte sie
prompt. »Erzählen Sie mir jetzt nicht, das sei ein Problem, weil Sie erst auf
einen Baum klettern und Zitronen pflücken müßten. In Kalifornien zieht doch
jeder angeblich seine eigenen Zitronen.«
    »In der Wohnung?« fragte ich.
    »Klar«, sagte sie
zuversichtlich. »Wenigstens auf der Schlafzimmertapete.«
    Wie jeder andere Bewohner
Kaliforniens entnahm ich den Zitronensaft der im Supermarkt gekauften
Plastikflasche und mixte damit den Whisky sauer für Ilona, zusammen mit einem
Scotch für mich.
    Als ich ins Wohnzimmer
zurückkam, trug Ilona den entschlossenen Blick zur Schau, der meiner Erfahrung
nach bei Damen nur zweierlei bedeuten kann — entweder, daß sie entschlossen
sind, sich splitternackt auszuziehen, oder mich zu einer dieser irren Sekten zu
bekehren, die an der Westküste wie die Zitronen auf der Schlafzimmertapete
wuchern.
    Ich drückte ihr das Glas in die
empfangsbereite Hand und setzte mich ihr gegenüber.
    »Kein andrer fiel mir ein als
Sie«, sagte sie träumerisch, »-zu dem ich mit den Akten flieh. — Sie wollten
doch einen passenden Text hören, nicht?«
    »Es war doch nur so ‘n blöder
Einfall von mir«, sagte ich eilig. »Lassen wir doch den Unsinn lieber.«
    »Sie wollen sich also meine
Sorgen anhören?« sagte

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