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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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daß die beiden
ihn umgebracht haben, Al?« fragte sie plötzlich. »Ich meine, angesichts dieser
gefälschten Heiratsurkunde können wir ihnen wohl kaum irgend etwas glauben?«
    Ich lehnte den Kopf zurück —
haarscharf an ihrer Schulter vorbei. »Ich fühle mich herrlich wohl«, sagte ich
vorwurfsvoll, »und Julie herrlich wohl. Was ist mit Ihnen los? Fällt es Ihnen
so schwer, sich zu entspannen?«
    »Bitte«, sagte sie mit einer
gewissen Nervosität, »ich muß es einfach wissen. Glauben Sie, daß Angela
und Rickie den kleinen Mann im Hotel umgebracht haben?«
    »Die beiden kommen in erster
Linie als Täter in Betracht«, sagte ich. »Aber wir haben keinerlei Beweise,
jedenfalls vorläufig nicht.«
    »Beweise hin, Beweise her, Sie
müssen sich doch eine Meinung gebildet haben, Al«, drängte sie. »Denken Sie,
daß die beiden es getan haben?«
    »Wie kann ich hiersitzen und
nachdenken und gleichzeitig den Kriminalbeamten spielen?« sagte ich. »Denken
ist was für Intellektuelle; für die Knaben, die sich ausdenken, wie man bei
einer Quizveranstaltung schieben kann, ohne daß die Zuschauer es merken.«
    »Lieber Himmel, jetzt werde ich
auch noch mit Philosophie abgespeist«, sagte sie.
    »Es ist mir gelungen, Angela
klarzumachen, daß sie und Rickie in erster Linie der Tat verdächtig sind«,
sagte ich. »Sie ihrerseits war sehr daran interessiert, festzustellen, daß ihre
Mutter, ihr Onkel und deren Anwältin sich in der Nacht, in der Marvin ermordet
wurde, hier in der Stadt aufhielten. Sie sagte, ich sollte erst mal ihre Alibis nachprüfen und damit aufhören, sie zu belästigen. Was halten Sie davon?«
    »Ich halte Angela für eine
abscheuliche kleine...« Ilona seufzte tief. »Aber ich vergaß ganz, daß Sie ja
Ihr Gehirn zu so später Stunde nicht mehr strapazieren wollen. Alibis? Ich weiß
gar nicht — wir gingen ins Hotel, und dann begaben wir drei uns gegen acht zum
Essen in Lyns Apartment. Hillary brach gegen Viertel nach neun auf und ging,
soviel ich weiß, wieder in sein eigenes Apartment. Ich blieb vielleicht noch
eine Viertelstunde mit Lyn zusammen, begab mich dann in mein Apartment und ging
zu Bett.«
    »Vielleicht weiß diese Angela
irgend etwas«, sagte ich. »Also hat niemand von Ihnen ein Alibi?«
    »Aber auch kein Motiv«, sagte
sie leichthin. »Lyn beauftragte einen Privatdetektiv, ihre durchgebrannte
Tochter aufzufinden, und Hillary empfahl ihr einen, den er kannte. Warum sollte
einer von den beiden auf die Idee kommen, ihn umzubringen, nachdem er den
Auftrag erfüllt hatte, für den er bezahlt worden war?«
    »Vielleicht war er in einer
verrufenen Westside-Gegend von New York zu Hause«, sagte ich. »Und die beiden
fanden den Makel, mit einem Menschen aus dieser Gegend bekannt zu sein,
unerträglich.«
    »I’ll remember April«, flüsterte Julie Londons
einschmeichelnde Stimme aus den fünf Lautsprechern meiner HiFi-Anlage.
    Ilona lag, den Kopf gegen meine
Schulter gelehnt und seufzte tief, ohne ein Wort zu sagen.
    »Dieser Rickie Willis«, sagte
ich, »-wußten Sie, daß er ein ehemaliger Zuchthäusler ist?«
    »Nun«, sagte sie träumerisch,
»was soll’s bloß, zum Kuckuck?«
    »Ich dachte, Sie machten sich
Sorgen und seien deswegen ganz durcheinander.«
    »Ich dachte, Sie fühlten sich
so pudelwohl«, konterte sie. »Julie ist wohl — ich fühle mich sauwohl. Woher
plötzlich diese Nervosität bei Ihnen?«
    »Das liegt an meinem besonderen
Empfinden für passende Augenblicke«, gab ich zu. »Seit dem Abend, an dem ich an
die Tür einer Blondine klopfte, zu der ich, kaum hatte sie geöffnet, sagte:
>Baby, heute machen wir uns ‘ne tolle Nacht<, und dann nur noch die Zeit
hatte, meinen Rosenstrauß dem Fernlastfahrer, mit dem sie verheiratet war, in
die Arme zu drücken, ist dieses Empfinden völlig durcheinandergeraten.«
    Einen Augenblick lang kicherte
sie träge in sich hinein. »Vielleicht sollten Sie mir ein festes Honorar
zahlen, Al. Sie müssen doch eigentlich dauernd einen Anwalt brauchen.«
    Sie wandte mir langsam das
Gesicht mit den schmelzenden haselnußbraungefleckten Augen und dem sanften
offenen Mund zu. Ich küßte sie mit der Plastikbombentechnik — kurzer Zünder und
langanhaltende Explosion—, während mein Arm um ihre nackte Schulter glitt und
mein Finger aufs neue der Kurve ihres Rückgrats entlangfuhr. Sie erschauerte
und drückte sich noch fester an mich.
    Eine ganze Weile später löste
sie sich sanft aus meinen Armen und stand auf. Ihre mitternachtsfarbenen

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