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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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ihr ungutes Gefühl. Das Ganze war ihr zu glatt gelaufen, und sie fasste den Entschluss, auf die Verkündung des neuen Oberbefehlshabers zu verzichten und stattdessen bei den Ställen vorbeizuschauen.
    Sie gab Moonlight einen Apfel und pfiff eine kurze Melodie. Aus dem Heuschober erklang ein Geräusch; dann kam ihr alter Freund Stefan mit einer Decke in der Hand die Leiter heruntergeklettert.
    »Hab mir gedacht, dass du rüberkommst«, brummte der Pferdeknecht. »Du hast wohl’nen Riecher für krumme Dinger, wasz«
    Alanna lächelte gezwungen. »Woher willst du denn wissen, dass ich nicht nur deshalb gekommen bin, weil ich mein Pferd streicheln will?«
    »Dann hättest du nicht nach mir gepfiffen«, meinte der
spitzbäuchige Pferdeknecht. »Aber vielleicht willst du ja mal wieder mit mir schwatzen, wie schon so oft. Oder aber du willst wissen, wieso dieser Gaul seinen Herrn abgeschmissen hat, wo er doch sonst noch braver ist als deiner.«
    »Ja, deshalb bin ich hier«, gab Alanna zu.
    Stefan faltete seine Decke auseinander. »Vielleicht hab ich Unrecht. Vielleicht lag’s aber auch daran.« Er zeigte ihr eine große, stachlige Klette, die im Gewebe der Decke hing. Alanna hatte Mühe sie zu lösen. »Dort, wo das Ding steckte, ist das arme Vieh ganz zerkratzt«, fuhr Stefan fort. »Und wer hat bloß den Sattel seiner Gnaden so locker gegürtet? Hier rennen so viele neue Männer fürs Heer herum, dass ich nicht mehr alles sehe, was ich sehen müsste.«
    »Dann wurde Herzog Gareths Pferd also nicht von einem der üblichen Pferdeknechte gesattelt?«
    Stefan schüttelte den Kopf. »Es war ein Neuer. Und vielleicht hat er Angst gehabt, dass es ihm an den Kragen geht, als Herzog Gareth abgeworfen wurde. Vielleicht aber auch nicht. Jedenfalls ist er weg.«
    Alanna dachte nach und gab Stefan die Decke zurück. »Danke, dass du das für mich aufgehoben hast«, sagte sie schließlich.
    Der Pferdeknecht zuckte die Achseln. »Mir war klar, dass du fragen würdest«, sagte er schließlich. »Aber sieh dich vor. Wir Schurken wissen, was mit denen passiert, die zu viele Fragen stellen. Übrigens, hast du gehört, wer an Herzog Gareths Stelle das Kommando führt?«
    Alanna schüttelte den Kopf.
    »Seine Gnaden, der Herzog von Conté.« Stefan kaute auf einem Strohhalm. Dabei ließ er Alanna nicht aus den Augen.
»Müsste interessant werden mit ’nem Zauberer als General, oder was meinst du?«
    »Ja, ganz sicher«, sagte Alanna trocken und ignorierte das komische Gefühl, das sie in ihrem Magen spürte. Sie drehte sich um und wollte gehen.
    »Knappe Alan«, meinte Stefan noch. »Du solltest vielleicht mal ’nen Blick in die Kleine Bibliothek werfen. Du hast nämlich Besuch.«
    Sofort ging Alanna mit der stachligen Klette in der Hand in den Palast. Zu ihrer Überraschung wartete ein mit Kapuze bekleideter Mönch in der Kleinen Bibliothek. Da die Nachricht von Stefan gekommen war, hatte sie einen anderen erwartet.
    »Entschuldigt«, begann sie. Der »Mönch« schob seine Kapuze zurück, hielt einen Finger vor den Mund und grinste. Gereizt knallte Alanna die Tür zu und verriegelte sie.
    »Bist du total verrückt?«, flüsterte sie Georg heiser zu. »Du wirst es nicht glauben, aber ein paar von den Männern des Obersten Richters kennen dein Gesicht.«
    »Sorgst du dich um mich?«, lachte der Dieb. »Ich bin gerührt.«
    »Verrückt bist du«, fauchte Alanna. »Wie auch immer: Da du schon mal hier bist – weshalb bist du eigentlich her?«
    »Ich dachte, du hättest vielleicht keine Gelegenheit mehr, in die Stadt zu kommen, bevor du losreitest, und ich wollte noch mit dir reden. Aber du wolltest mich etwas fragen.«
    Alanna zeigte ihm die Klette. »Das hat Stefan in Herzog Gareths Satteldecke gefunden. Er sagte, ein neuer Mann habe das Pferd des Herzogs gesattelt und sei dann verschwunden.«
    »Und du vermutest, dass da nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist«, half Georg nach.

    »Klar. Aber das Ganze kommt mir so unsinnig vor. Warum sollte sich Tusain die Mühe machen, Herzog Gareth daran zu hindern, das Heer anzuführen? Das wird uns nicht davon zurückhalten, übermorgen auszurücken.«
    Georg schüttelte den Kopf. »Du denkst wie ein Krieger. Denk mal wie ein Intrigant. Vielleicht liegen die Gründe für Herzog Gareths Sturz direkt vor deiner Nase.«
    »Direkt vor meiner Nase?«, fragte Alanna.
    »Wer zieht einen Nutzen daraus?«, erkundigte sich Georg. »Lass mal den Krieg beiseite. Denk stattdessen mal an Macht . Wer

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