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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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Schlössern und Städten haben sie Quartier bezogen?«
    Alanna nickte. »Schaut Euch an, was sie eingekreist haben.«
    »Das Flusstal des Drell.« Myles warf Alanna einen Blick zu. »Inwieweit vertraust du ihm?«
    »Ich würde ihm mein Leben anvertrauen. Und das von Jon.«
    Myles erhob sich. »Das muss ich unverzüglich Herzog
Gareth und dem König zeigen. Ich versichere dir, dass dein Name und der deiner Informanten nicht zur Sprache kommen werden.«
    »Noch eins, Myles. Georg sagte, die Gebirgspässe, die von Tusain aus ins Drelltal führen, seien offen.«
    »Dann haben wir sehr wenig Zeit und vorbereitet sind wir auch nicht.« Myles schüttelte sein struppiges Haupt. »Gareth und ich haben versucht, den König davon zu überzeugen, dass Hilam etwas Derartiges im Schilde führt. Hätten wir nur mit König Ain zu tun, gäbe es keine Schwierigkeiten. Er ist es zufrieden, mit seinen Frauen in seinen Lustgärten zu wandeln. Aber Hilam...« Myles stockte.
    »Hat Pläne?«, ergänzte Alanna.
     
    Die Nachricht, die Myles überbrachte, hatte augenblicklich Auswirkungen auf den Palast. Jeder Edle von hohem Stand wurde zum Kriegssaal beordert, wo man sich den ganzen nächsten Tag bis spät in die Nacht hinein beriet. Boten und Brieftauben verließen scharenweise den Palast, und die Korridore summten geradezu von all den Klatschgeschichten. Alanna konnte lediglich warten. Jonathan nahm an den Beratungen teil, nicht aber sein Knappe.
    Sie war in ihren Zimmern und las, als der Prinz am nächsten Tag spätnachts wiederkam. Er schüttelte den Kopf, als sie auf einen Stuhl deutete. »Ich muss ins Bett«, sagte er. »Ich wollte dich nur wissen lassen, dass es Krieg geben wird. Vater hat den Musterungsbefehl ausgegeben. Die Vortruppe – und das sind wir – reitet in fünf Tagen.«
    Alanna bekam Herzklopfen. Es fühlte sich nicht angenehm an. Ob es ihr nun gefiel oder nicht, sie würde an ihrer ersten Schlacht teilnehmen, noch bevor sie sechzehn war.
»Wer führt das Kommando?«, fragte sie Jon, der ganz erschöpft war.
    »Onkel Gareth«, entgegnete er. »Geh jetzt ins Bett. Du wirst deinen Schlaf noch brauchen.«
     
    Waffen und Vorräte wurden zusammengetragen, Männer aus den umliegenden Städten wurden ausstaffiert, und schon bald war die Vortruppe bereit. Drei Tage nachdem der Musterungsbefehl ausgerufen worden war, formierte sich das Heer auf dem weitläufigen, grasbewachsenen Hügel zwischen dem Palast und dem Tempelbezirk, wo der König und Herzog Gareth es inspizieren wollten. Alanna, die gleich hinter Jonathan stand, betrachtete die Reihen der Männer, als Herzog Gareth gerade in eine andere Richtung schaute. Dafür, dass wir unvorbereitet waren, haben wir unsere Sache recht gut gemacht, dachte sie stolz, als plötzlich das Wiehern eines Pferdes durch die Frühlingsluft drang.
    Herzog Gareths Brauner, ein mächtiges, gutmütiges Tier, bäumte sich auf, rollte mit den Augen und wieherte. Der Herzog mühte sich, den Wallach unter Kontrolle zu bekommen, als plötzlich sein Sattel zur Seite glitt. Gefährlich nahe bei den in die Luft dreschenden Hufen seines Pferdes stürzte Gareth von Naxen zu Boden.
    »Haltet Stellung!«, brüllte Jonathan, als sich ein Dutzend Männer in Bewegung setzten. König Roald hatte schon die Zügel des Braunen ergriffen, und seine Diener kümmerten sich um den Gestürzten. Energisch hielt Jon Gary zurück, der trotzdem zu seinem Vater reiten wollte. »Haltet Stellung, sagte ich!«
    Der Knappe funkelte seinen Vetter wütend an, und einen Augenblick lang hatte Alanna Angst, Gary wolle sich auf Jon
stürzen. Der Prinz setzte sich jedoch über die drohende Haltung des anderen hinweg und fügte leise hinzu: »Was kannst du denn für ihn tun, abgesehen von dem, was schon getan wird? Wir sind ein Heer, Gary – also lass uns versuchen, uns dementsprechend zu benehmen!«
    Einen Augenblick lang hielt die Spannung zwischen den beiden an. Dann nickte Herzog Gareths Sohn grimmig und kehrte auf seinen Platz in der Reihe der Ritter zurück.
    Schon stand Herzog Baird, der Oberste Palastheiler, neben Garys Vater. Herzog Gareth war bleich. Er biss sich auf die Lippen und litt ganz offensichtlich unter Schmerzen. Alannas Hände hielten verkrampft die Zügel, bis Moonlight nervös zu tänzeln begann. Herzog Gareths linkes Bein lag eigenartig abgewinkelt da. Als sie kurz danach hörte, das Bein des Herzogs sei an drei Stellen gebrochen und der König wolle einen neuen Oberbefehlshaber bestimmen, verstärkte sich

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