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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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hatte. Seine blauen Augen ruhten auf denen Ralons. Die beiden Jungen waren etwa gleich groß, doch der dunkelhaarige Junge schien ungefähr ein Jahr jünger zu sein und er besaß wesentlich mehr Autorität. »Wenn ich mich nicht irre, habe ich dir befohlen, mich überhaupt nicht mehr anzusprechen.«
    »Aber Hoheit, er...«
    »Halt den Mund, Ralon!«, befahl einer der Freunde des Jungen. Er war stämmig, hatte dichte, braune Locken und seine Augen waren pechschwarz. »Du weißt, was man dir befohlen hat.«
    Mit zornrotem Gesicht trat Ralon beiseite. Der Junge, der hier die Befehl zu geben schien, sah sich um. »Douglass.« Er nickte einem Jungen zu, der schon die ganze Zeit über mit dabei gewesen war. »Was ist geschehen?«
    Ein kräftiger blonder Page trat nach vorn. Seine Haare waren noch nass vom Waschen. Er war es gewesen, der Ralon zugerufen hatte, er solle Alanna in Ruhe lassen.
    »Es war Ralon, Jon«, sagte er. »Der neue Junge stand einfach nur hier herum. Ralon hat angefangen auf ihm herumzuhacken  – er hat ihn einen Jungen vom Land, einen Bauernsohn genannt. Der Neue sagte, er habe gemeint, wir seien hier, um Manieren zu lernen. Ralon packte ihn und sagte, er
habe zu tun, was er, Ralon, ihm befehle, und er habe ›Ja, Lord Ralon‹ zu sagen.«
    Der Junge, der Hoheit genannt wurde, sah Ralon angewidert an. »Das überrascht mich nicht.« Er wandte seine hellen Augen wieder Alanna zu. »Und dann?«
    Douglass grinste. »Der neue Junge meinte, da würde er noch eher ein Schwein küssen.« Die Pagen begannen zu kichern. Alanna wurde rot und ließ den Kopf hängen. Ralon hatte sich schlecht benommen, aber ihr Verhalten war auch nicht viel besser gewesen. »Er sagte, Ralon habe wohl schon Schweine geküsst. Oder sich von ihnen küssen lassen.«
    Die meisten Jungs begannen laut loszulachen. Alanna konnte sehen, dass Ralon die Fäuste ballte. Sie hatte sich ihren ersten Feind gemacht. »Ralon hat den Neuen gegen die Wand geschleudert«, fuhr Douglass fort. »Der neue Junge hat sich gewehrt und ihn zu Boden geworfen. Und dann bist du gekommen, Jon.«
    »Mit dir rede ich später, Ralon«, meinte der dunkelhaarige Junge. »In meinen Wohnräumen, vor dem Lichterlöschen.« Als Ralon zögerte, fügte Jon mit leiser, eisiger Stimme hinzu: »Du bist hiermit entlassen, Malven.«
    Ralon stürzte durch den Flur davon. Die Jungs sahen ihm nach, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder Alanna zuwandten, die immer noch den Fußboden anstarrte.
    »Du hast einen guten Geschmack, was deine Feinde betrifft, auch wenn du sie dir gleich am ersten Tag hier einhandelst«, sagte Jon. »Lass dich mal anschauen, Feuerschopf!«
    Langsam hob sie den Blick und sah in seine Augen. Er war etwa drei Jahre älter als sie, hatte pechschwarzes Haar und Augen in der Farbe von Saphiren. Seine Nase war leicht gebogen, seine Gesichtszüge streng, doch auf seinen Lippen
lag ein leichtes Lächeln, und seine Augen strahlten sie verschmitzt an. Alanna verschränkte die Hände hinter dem Rücken und erwiderte seinen Blick, bis ihr der stämmige Junge, der Ralon zum Schweigen gebracht hatte, zuflüsterte: »Das ist Prinz Jonathan.«
    Sie verneigte sich nur leicht, denn sie befürchtete, sie könnte umfallen, wenn sie sich tiefer beugte. Man traf nicht jeden Tag einen Thronerben. »Königliche Hoheit«, sagte sie. »Ich bedaure dieses – dieses Missverständnis.«
    »Du hast nichts missverstanden«, erklärte ihr der Prinz. »Ralon ist kein Ehrenmann. Wie heißt du?«
    »Alan von Trebond, Hoheit.«
    Er runzelte die Stirn. »Ich kann mich nicht erinnern, deine Eltern hier am Hof gesehen zu haben.«
    »Nein, Hoheit.«
    »Warum nicht?«
    »Es liegt an meinem Vater. Er mag den Hof nicht, Hoheit.«
    »Ich verstehe.« Man konnte ihm nicht ansehen, was er von ihrer Antwort hielt. »Magst du den Hof, Alan von Trebond?«
    »Ich weiß es nicht«, entgegnete sie ehrlich. »In ein paar Tagen werde ich es Euch sagen können.«
    »Ich bin gespannt auf deine Meinung.« Lachte er etwa leise in sich hinein? »Hast du die anderen schon kennengelernt?«
    Dank dieser königlichen Erlaubnis wollten sich die anderen nun alle gleichzeitig vorstellen. Der freundliche stämmige Junge, der ihr gesagt hatte, wer Jonathan war, hieß Raoul von Goldensee. Der kräftige Junge mit den kastanienbraunen Augen und Haaren war Gareth – Gary – von Naxen, der Sohn des Herzogs. Der dunkle, dünne Junge
neben ihm war Alexander von Tirragen und Raouls schüchterner blonder Schatten war Francis

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