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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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von Nond. Da waren noch zehn andere, aber diese vier – und der Prinz – waren die Anführer.
    Schließlich sagte Jonathan: »Jetzt, wo wir unser neuestes Mitglied kennengelernt haben – wer wird ihn betreuen?«
    Fünf der älteren Jungs hoben die Hand. Jonathan nickte. »Dein Betreuer wird dafür sorgen, dass du dir nicht allzu verloren vorkommst«, erklärte er Alanna. »Ich glaube, es ist das Beste, wenn Gary sich um dich kümmert.«
    Der kräftige Junge nickte Alanna zu.
    Seine braunen Augen blickten sie freundlich an. »Ist mir eine Freude.«
    Alanna verneigte sich höflich.
    Eine Glocke erklang. »Wir sollten gehen«, verkündete Jonathan. »Alan, du bleibst in der Nähe von Gary und passt auf, was er dir sagt.«
    Alanna folgte ihrem neuen Betreuer zu dem großen Speisesaal, der nur den Sommer über geschlossen war, wenn sich die meisten Edlen auf ihren Ländereien aufhielten und sich der restliche Hof zum Sommersitz am Meer begab. Für den Rest des Jahres tafelte hier der gesamte Hof, wobei die Pagen auftrugen. Gary wies Alanna an, sich in eine Nische zu stellen, aus der sie alles beobachten konnte. Während er seinen Servierpflichten nachging und hin und her eilte, gab er ihr flüsternd Erklärungen ab. Es war Gary, der ihr den Weg zum Speisesaal der Pagen zeigte, nachdem das Bankett vorüber war, und er war es auch, der sie aufweckte (sie schlief über dem Nachtisch ein) und sie in ihr Zimmer brachte. »Willkommen im Palast, junger Trebond«, sagte er grinsend, als er sie Coram übergab.

    Alanna kroch müde ins Bett und dachte: Gar nicht so übel – wenn man bedenkt, dass es der erste Tag war.
     
    Die Glocke, die hoch über dem Pagenflügel in einem Turm hing, weckte Alanna, als der Morgen graute. Stöhnend tauchte sie das Gesicht in kaltes Wasser. Sie war noch immer erschöpft von ihrem fünftägigen Ritt und hätte ausnahmsweise einmal länger schlafen können.
    Gary – hellwach, unverschämt gut gelaunt und voller Energie –, kam sie abholen, gerade als sie fertig angekleidet war. Während Alanna, die Frühstück hasste, am liebsten nur einen Apfel gegessen hätte, häufte ihr Gary den Teller voll. »Iss«, ermahnte er sie. »Du wirst deine Kraft brauchen.«
    Leise bimmelte die Glocke. Die Pagen eilten zu ihrem Unterricht. Alanna musste fast rennen, um mit ihrem Betreuer Schritt zu halten.
    »In der ersten Stunde haben wir Lesen und Schreiben«, erklärte er ihr.
    »Aber lesen und schreiben kann ich schon!«, protestierte Alanna.
    »So? Gut. Du würdest dich wundern, wie viele Söhne von Edelleuten es nicht können. Mach dir keine Sorgen, junger Trebond.« Er grinste sie an. »Ich bin sicher, der Lehrer wird schon irgendetwas finden, was du tun kannst.«
    Alanna entdeckte bald, dass das, was die Edlen die »Geisteskünste« nannten, von Mithran-Priestern gelehrt wurde. Diese in orangefarbene Roben gekleideten Männer waren strenge Lehrmeister, die jeden Jungen ertappten, der vor sich hin träumte oder döste. Als sich der Priester überzeugt hatte, dass Alanna lesen und schreiben konnte (er ließ sie eine Seite aus einem Buch laut vorlesen und anschließend abschreiben),
teilte er ihr ein langes und ziemlich langweiliges Gedicht zu. Alanna sollte es lesen und sich darauf vorbereiten, am nächsten Tag etwas darüber zu erzählen. Als die Glocke am Ende der Stunde erklang, war sie noch längst nicht fertig.
    »Wann soll ich den Rest machen?«, fragte sie Gary und wedelte mit der Rolle, auf der das Gedicht geschrieben stand. Er führte sie zum nächsten Unterrichtsraum.
    »In deiner Freizeit. So, da wären wir. Mathematik. Kannst du auch rechnen?«
    »Ein wenig«, gestand sie.
    »Ein echter Gelehrter«, bemerkte Alex, der sie eben einholte, und lachte.
    Alanna schüttete den Kopf. »Nein. Aber was das Studieren von Büchern betrifft, ist mein Vater sehr streng.«
    »Hört sich so an, als wäre er in dieser Hinsicht ganz ähnlich wie meiner«, sagte Gary trocken.
    »Keine Ahnung«, entgegnete Alanna. Da ihr einfiel, was der Herzog am Tag zuvor über ihren Vater gesagt hatte, fügte sie hinzu: »Ich glaube nicht, dass sie gut miteinander auskämen.«
    Wieder musste Alanna zeigen, was sie konnte. Als sich der Priester, der Mathematik unterrichtete, überzeugt hatte, wie weit ihre Kenntnisse reichten, wollte er, dass sie etwas lernte, das er »Algebra« nannte.
    »Was ist Algebra?«, wollte Alanna wissen.
    Der Priester runzelte die Stirn. »Das ist die Grundlage für die verschiedensten Dinge«,

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