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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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Wochen fest zugefroren. Wie ...«
    »Warum lecken Tiere Eis?«, fragte Jon. Seine Stimme klang eigenartig. Vorsichtig kniete er sich neben Trusty und behielt dabei das große Loch im Auge, durch das Alanna eingebrochen war. Er rieb mit der bloßen Hand über das Eis und leckte am Finger. »Jemand hat hier Salz gestreut«, rief er. »Sieh dir die Vertiefungen an und wie rau es ist.«

    »Mord«, flüsterte Alex und sah genauer hin. »Aber wer von uns sollte das Opfer sein? Könnte es vielleicht bloß ein echt schlechter Scherz gewesen sein?«
    »Ich lache nicht«, kommentierte Jonathan trocken. »Lachst du?«
    Als sie sich von ihrem eisigen Bad erholt hatte, entschloss sich Alanna zu handeln. Da sie es nicht wagte, ihre Gedanken schriftlich niederzulegen, schickte sie Thom durch Georg eine mündliche Nachricht. Sie brauchte die Hilfe ihres Bruders. Nur Roger konnte hinter dem Unfall am Ententeich stecken, und sie wollte nicht, dass ihr weitere derartige »Unfälle« zustießen. Sie fand es auch interessant, dass Alex dabei gewesen war.
    Wochen gingen vorüber, ohne dass eine Antwort kam und ohne dass der Bote zurückkehrte. Schließlich sandte Georg einen Suchtrupp aus, und im März erhielt Alanna eine Antwort – oder zumindest so etwas Ähnliches.
    »Mein Bote wurde ermordet«, sagte ihr Georg. »Er hat fünf Pfeile in den Rücken gekriegt, und alle waren sie vergiftet. Da wollte einer ganz sichergehen.«
    Alanna runzelte die Stirn. »Ich werde selbst gehen müssen«, sagte sie mit besorgter Stimme. »Nicht gleich; die Gebirgspässe sind zugeschneit. Und im Augenblick braucht mich Jonathan.«
    Georg zwang sie, ihn anzusehen. »Du liebst Jon, nicht wahr?«, fragte er leise. »Und ich bin ein blinder Dummkopf, dass ich das noch nicht gemerkt habe.«
    Alanna schüttelte seine Hände ab. »Ich weiß nicht, was Liebe ist«, sagte sie verlegen. »Zumindest die, von der du sprichst, die, die ewig währt, kenne ich nicht.«
    Georg lachte und schüttelte den Kopf. »Mein Mädchen,
wann wirst du lernen das zu sehen, was direkt vor deiner Nase liegt?«
    Alanna griff nach oben und kniff Georg in die Nase. »Wenn es etwas zu sehen gibt«, neckte sie. »Also hör auf, von mir zu verlangen, dass ich etwas sehe, was gar nicht existiert.«
    Georg lächelte. »Du bist ein störrisches kleines Ding«, sagte er. »Das macht dich ja so anziehend. Und wenn du vorhast, in die Stadt der Götter zu reiten, dann komme ich mit.« Als sie protestierte, brachte er sie zum Verstummen, indem er seine große Hand über ihren Mund legte. »Hast du nicht gehört, was ich sagte? Mein Mann bekam fünf vergiftete Pfeile in den Rücken, und du hast Glück gehabt, dass du ihm keinen Brief, sondern nur eine mündliche Nachricht mitgegeben hast. Er wurde durchsucht, und seine Sachen lagen um ihn herum im Schnee verstreut. Gut, dass es so kalt ist diesen Winter – dadurch war alles gefroren, und nichts hat sich verändert seit seinem Tod. Also, Fräulein, ich reite mit, wenn du deinen Bruder besuchen gehst, ob es dir nun gefällt oder nicht.«
    Alanna zog eine Grimasse und schwieg. Wenn es so weit war, würde sie ohne Georg aufbrechen. Sie konnte allein auf sich aufpassen!
     
    Jonathan wollte sie nicht gehen lassen, aber Anfang April machte sich Alanna trotzdem auf den Weg zur Stadt der Götter. Trusty gab sie genaue Anweisungen, er solle auf den Prinzen aufpassen und Myles holen gehen, wenn irgendetwas vorfiele.
    Vor Morgengrauen sattelte sie Moonlight und stahl sich aus dem Palast. In der Stadt war kaum jemand – und kein
einziger Schurke – unterwegs. Sie dachte, sie habe Georg überlistet, weil sie im Palast nur einen halben Tag zuvor Bescheid gesagt hatte. Sie irrte sich. Der Dieb wartete am Stadttor auf sie. Er trug Reitkleidung und saß auf einem stämmigen rotbraunen Gaul.
    »Jonathan hat es dir gesagt«, beschuldigte ihn Alanna.
    »Nein. Stefan hält sich Brieftauben. Ich lasse dich nicht aus den Augen, Kleine, und das ist auch gut so.«
    Da sie sowieso nichts daran ändern konnte, dass Georg mit ihr kam, lachte Alanna und lenkte ihr Pferd neben ihn. Würde es ihr je gelingen, ihn auszutricksen?
    Es war ein schöner Ritt in Richtung Norden. Georg war witzig und unterhaltsam; er hatte tolle Geschichten zu erzählen. In Trebond machten sie für eine Nacht halt. Coram war entsetzt von der Gesellschaft, in der sie sich befand, und hielt ihr eine ordentliche Strafpredigt, doch Alanna tat sein Geschimpfe mit einem Schulterzucken ab. Stattdessen

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