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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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dir bitte genau, bevor du irgendjemanden beschuldigst.« Myles machte einen tiefen Atemzug. »Der Feind, den du dir damit einhandelst, ist zu mächtig, als dass du ihn ohne Beweise – ohne schlagkräftige Beweise – beschuldigen solltest.«
    Alanna sah Myles in die Augen. »Ihr verdächtigt ihn also auch?«
    Myles seufzte und strich sich über seinen Bart. »Beweise habe ich keine, Alan. Er ist gerissen und er lässt sich nicht so ohne Weiteres erwischen. Mein Verdacht – und dein Verdacht  – ist lediglich auf Dingen begründet, die zufällig zusammenkamen. Deswegen kannst du niemanden des Hochverrats bezichtigen.«
    »Der Graue Dämon und seine Gefährtin waren kein Zufall.« Nachdem sie wochenlang mit sich gerungen hatte, erzählte Alanna ihrem Freund nun von ihrer Entdeckung, dass der Glutstein ihr zeigen konnte, wann Magie mit im Spiel
war. Sie gab ihn Myles sogar in die Hand. Er untersuchte ihn kurz und gab ihn zurück.
    »Woher hast du dein?«
    Alanna erzählte von ihrem Zusammentreffen mit der Göttin im Wald und unterschlug lediglich, dass diese sie als Mädchen erkannt hatte. Manchmal wurden auch Männer von der Muttergöttin erwählt. Sie brachte es nicht über sich, Myles zu gestehen, dass sie jahrelang vor ihm verheimlicht hatte, wer sie in Wirklichkeit war. Der Ritter lauschte mit ausdrucksloser Miene. Als sie fertig war, erkundigte er sich: »Gibt es vielleicht noch etwas, wovon du denkst, ich müsste es wissen?«
    Nachdem Alanna ihren Verdacht so lange in sich angestaut hatte, sprudelte sie nun los. »Als Herzog Gareth von seinem Pferd abgeworfen wurde, hing eine Klette in der Satteldecke. Und der Mann, der es sattelte, verschwand am selben Tag. In der Nacht, in der ich von den Tusainern entführt wurde, unterhielt ich mich mit Herzog von Conté. Er wollte, dass ich sein Freund werde. Er sagte, wenn ich mit ihm befreundet wäre, könne ich ein hohes Alter erreichen. Ich sagte, meinen Freunden müsse das gleiche Vorrecht zukommen, ich sei aber nicht der Meinung, dass das auch sein Wunsch sei. Er ging weg und Nebel zog auf. Erinnert Ihr Euch an den Nebel und daran, dass man Trusty nicht mehr wach kriegen konnte? Ist es nicht komisch, dass alles geschah, nachdem Roger mich besucht hatte? Und dass das einzige Geschöpf, das mir hätte helfen können – nämlich mein Kater –, durch Zauberkraft die Besinnung verlor? Die Tusainer waren auf meine Ankunft vorbereitet, Myles. Sie haben mir ganz besondere Ketten angelegt. Nicht nur das, nein, sie hatten auch schon von mir gehört, und ich sollte
nicht freigelassen werden. Wer hat ihnen so viel von mir erzählt? Jem – Jemis? Ich glaube nicht, dass er mehr von mir wusste, als dass ich die Heilgabe besitze. Und habt Ihr Euch nie gefragt, wieso Jonathan bei dem ersten größeren feindlichen Angriff von allen anderen abgedrängt wurde?«
    »Du hast keine Beweise«, entgegnete Myles beharrlich.
    »So nachlässig ist Herzog Roger nicht«, sagte Alanna bitter. »Ich habe nur das, was ich sah und was ich glaube.« Sie stand auf und stocherte im Feuer. Vor Wut hatte sie fest die Kiefer aufeinandergepresst.
    »Du hasst Roger, habe ich recht?«, fragte Myles ruhig. Er schenkte zwei Gläser Wein ein.
    Alanna schwieg und dachte nach. »Wenn Hass bedeutet, dass man jemanden, von dem man genau weiß, dass er böse ist, zur Strecke bringen will, dann ja – dann hasse ich den Herzog von Conté.«
    Myles packte sie an den Schultern. »Sieh dich vor. Er ist zu mächtig: Du darfst ihn nicht reizen. Ohne Weiteres könntest du es sein, der stirbt, und keiner wüsste, dass er dafür verantwortlich ist. Er ist dazu fähig, das weißt du. Und wer wird Jonathan vor ihm schützen, wenn du nicht mehr da bist? Er hat Angst vor dir, sonst hätte er nicht riskiert, sich bloßzustellen, und dich um deine Freundschaft gebeten.«
    Alanna grinste. Myles hatte sie auf einen Gedanken gebracht. »Ich glaube, ich kenne noch einen, vor dem er Angst hat.«
     
    »Stell dich doch nicht so ungeschickt an«, drängte Alex, während sich Alanna mit ihren Schlittschuhen abmühte. »Bestimmt warst du in Trebond schon mal eislaufen.«
    »Nur, als ich noch ganz klein war«, entgegnete Alanna
kurz angebunden und beäugte die Eisfläche vor sich. Gary und Raoul jagten gerade ihren Knappen hinterher; Jonathan half Cythera von Eiden auf die Beine. Gwynnen, eine andere Hofdame, lachte ausgelassen, während sie unter der Januarsonne Achter zog.
    Warum hatte sie sich von Alex bloß zu einer derart

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