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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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verspreche es.«
    Er strich ihr das schweißnasse Haar aus der Stirn. »Ich weiß«, flüsterte er. »Schlaf jetzt. Es ist vorbei.«

    »Vorbei ist es nicht «, wollte sie sagen, aber sie war zu müde. Ihre Augen schlossen sich, und sie schlief tief und traumlos. Sie hatte weder gesprochen noch geschrien.
    Die bei Sonnenuntergang stattfindende Zeremonie, bei der sie zum Ritter geschlagen wurde, war kurz. Die wirkliche Zeremonie, die Prüfung, war vorbei, und der Rest war nur eine Formsache. Alanna kniete vor dem König, legte den Treueeid ab und gelobte ihn und Tortall ihr Leben lang zu verteidigen. Der König berührte Alannas Schultern und Kopf mit dem Schwert und sagte mit leiser Stimme: »Ich ernenne dich, Sir Alan, zum Ritter des Königreichs Tortall. Diene ehrenwert und gut.«
    Alanna stand auf. Es war komisch. Abgesehen davon, dass sie müde und durcheinander war, fühlte sie sich noch genauso wie zuvor, aber jetzt war sie ein Ritter.
    Ein schlanker, rotbärtiger Mann trat aus der Menge und winkte Coram zu sich her. Thom lächelte seine verdutzte Zwillingsschwester an. »Eure Majestäten«, sagte er höflich und verbeugte sich vor König und Königin. »Ich bin Thom, Lord von Trebond und Meister des Erleuchteten Mithran-Ordens. Als Bruder Sir Alans bitte ich um die Erlaubnis, ihm seinen Schild überreichen zu dürfen.« Er wies auf den großen, lederumhüllten Gegenstand, den Coram trug.
    Der König neigte den Kopf und beherrschte sich, diesen auffällig jungen Meister ebenso unverhohlen anzustarren, wie es sein Hof tat. »Es sei Euch gewährt, Lord Thom.«
    Thom entfernte die Hülle und legte einen schwarzen Turm auf rotem Grund – das Wappen Trebonds – frei. Alanna nahm den Schild auf den linken Arm. Er war leicht und gleichzeitig stabil, und sie konnte den schützenden Zauber spüren, der ihn umgab. Sie verneigte sich vor ihrem Bruder,
vor König und Königin und sah sich dann erschrocken um. Alle jubelten ihr zu! Errötend schüttelte sie den Kopf. Natürlich hatten alle gejubelt, als Jonathan zum Ritter geschlagen worden war, doch das war etwas anderes. Jonathan war der Thronerbe, und ein Thronerbe, der zudem noch Ritter war, besaß viel mehr Macht als ein Thronerbe, der kein Ritter war. Sie aber hatte einen Platz in ihren Herzen gefunden und man jubelte ihr zu, weil man sie liebte. Thom begleitete sie, als sie zu ihrem Zimmer ging, um den Schild wegzubringen. Feierlich begrüßte er Trusty, während Alanna den Schild auf ihr Bett legte, um ihn zu betrachten. »Ich dachte schon, du würdest gar nicht kommen«, sagte sie und berührte den Schild mit ihrer verbundenen Hand. »Er ist wunderschön.«
    »Ich wurde aufgehalten, weil ich das hier heimlich erledigen wollte. Schau her.« Lächelnd bewegte er die Hand über den Schild hinweg. Alanna starrte, als der schwarze Turm verblasste, und an seine Stelle eine große, goldene, auf den Hinterbeinen stehende Katze trat.
    »Was ist das?«, fragte sie, als die Katze verschwand und der Turm wieder auftauchte. Thom half ihr, die Hülle wieder überzustreifen und den Schild in ihrem Ankleideraum zu ihren anderen Waffen zu hängen.
    »Eine zum Sprung bereite Löwin natürlich. Für den Augenblick, wenn du offenbarst, wer du in Wirklichkeit bist. Lass uns zum Abendessen gehen; ich bin am Verhungern.«
    Alanna ging voraus zur Banketthalle. Eine zum Sprung bereite Löwin, dachte sie. Nicht schlecht.

10
Das Duell mit dem Zauberer

    Das zweite Mittwinter-Festmahl, an dem fast jeder Edle von Roalds Hof teilnahm, hatte begonnen. Thom zwinkerte Alanna zu und setzte sich zu Herzog Roger, der allem Anschein nach dem jüngeren, möglicherweise mächtigeren Zauberer wohl gesinnt zu sein schien. Alanna sah ein paar Augenblicke zu, wie sie sich unterhielten, und wandte ihre Aufmerksamkeit dann den anderen zu. Die Königin war ebenfalls gekommen. Es war das erste Mal seit ihrer Krankheit von mehr als einem Jahr, dass sie sich in der Öffentlichkeit zeigte. Eine Weile schien sie standzuhalten, doch nach und nach wurde sie leichenblass. Alanna sah, dass Schweißtropfen auf Liannes Gesicht standen und dass ihre Hand zitterte, als sie versuchte, ihr Weinglas zu heben. Als sie zu husten begann, eilte Herzog Baird mit angespannter und besorgter Miene herbei.
    Als Alanna ihre Vision im Prüfungsraum einfiel, griff sie nach dem Glutstein an ihrer Kehle. Sie biss sich auf die Unterlippe. Wie sie befürchtet hatte, war die Königin von einem schwachen, aber stetigen orangefarbenen

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