Alanna - Das Lied der Loewin
Trusty wohl am lautesten schnurrte. »Ihr verwöhnt ihn«, schimpfte Alanna, während sie sich anzog. »Und ich muss anschließend mit einem verwöhnten Kater leben.«
»Die Männer des Stammes glauben nicht, dass er ein Kater ist«, berichtete Ishak. »Manche halten ihn für einen Gott, manche für einen Dämon.«
»Er ist weder das eine noch das andere«, informierte ihn Alanna. Sie hob Blitz auf. »Kann mir einer von euch zeigen, wo ich den Schmied finde?«
Der Schmied war Gammal, ihr großer Freund aus Persopolis. Er freute sich, dass er Gelegenheit bekam ihr einen Dienst zu erweisen. Er starrte Kara und Kourrem an, bis sie zurückwichen und ihm Platz machten, dann reichte er Ishak den Blasebalg. »Benutz ihn richtig, mein Junge!«, riet er, als er sich umdrehte, um seine Zange zu holen. Ishak sah
Alanna entgeistert an. »Das habe ich noch nie gemacht«, flüsterte er.
Als Gammal wiederkam, betätigte Alanna eifrig den Blasebalg und brachte das Schmiedefeuer zur Weißglut. Der kräftige Bazhir schüttelte den Kopf, nahm das lang abgebrochene Stück von Blitzs Klinge mit der Zange auf und schob es ins Feuer, bis es ihm heiß genug erschien. Alanna meinte ein hässliches Summen zu hören, doch Gammal lenkte sie ab, indem er mit dröhnender Stimme fragte: »Wo hast du gelernt mit dem Blasebalg umzugehen, Frau-die-wie-ein-Mann-reitet?«
»Bei den Waffenschmieden des Königs«, schrie sie, um das Tosen des Feuers und das pfeifende Geräusch des Blasebalgs zu übertönen. »Wir standen mit Tusain im Krieg. Ich hatte eine schlimme Wunde am Arm und war kampfunfähig, also ging ich zu ihnen, um mir die Zeit zu vertreiben.«
»Könntest du dein Schwert selbst flicken?«, wollte der Schmied wissen. Selbst er musste lauter reden, um den Krach zu übertönen.
Alanna schüttelte den Kopf. »Ein gewöhnliches Schwert schon«, rief sie. »Aber keins, das so gut gemacht ist wie dieses.«
Gammal zog die Klinge aus der Esse, Alanna ließ den Blasebalg los. Jetzt, ohne das pfeifende Geräusch, hörte sie deutlich das Summen, das von Blitzs abgetrennter Klinge ausging. »Gammal, nicht...«, begann sie, doch in diesem Moment schlug der Schmied zu. Die Explosion, die ertönte, als sein Hammer auf das glühende Metall traf, warf sie alle zu Boden. Als sich Alanna wieder hochrappelte, war das Schmiedefeuer erloschen, mitten durch den Amboss lief ein Riss, und Gammal lag ohnmächtig am Boden. Mit dem Wasser,
das Kourrem holte, brachte sie ihn schnell wieder zu sich. Der Bazhir grinste.
Das war ein Fehler , kommentierte Trusty aus sicherer Entfernung. Sieh dir mal die Klinge an.
Blitz lag immer noch auf dem Amboss. Nach einem Weilchen berührte Alanna ihr Schwert; die abgebrochene Klinge war so kalt wie die Esse. »Es hätte nicht mit dem Hammer bearbeitet werden dürfen«, erklang da überraschend Ali Mukhtabs Stimme. Alanna wirbelte erschrocken herum, denn sie hatte nicht gehört, wie er hinter sie getreten war. »Du musst eine andere Methode finden, es zu reparieren, Alanna von Trebond.« Er lächelte kurz, dass seine weißen Zähne blitzten. »Die Leute dieses Stammes führten ein sehr ruhiges Leben, bevor du kamst«, bemerkte er. Dann drehte er sich um und ging davon.
Alanna starrte finster hinterher, bis sie merkte, dass Kara, Ishak und Kourrem kicherten.
»Er hat recht«, sagte Kara. »Aber wir sind froh, dass du gekommen bist.«
Seufzend ließ Alanna die abgebrochene Klinge wieder in die Scheide gleiten und schnallte das Heft fest. Sie musste eine andere Methode finden Blitz zu reparieren. Das Schmieden von Waffen hatte man ihr im Zauberunterricht nicht beigebracht. Aber wo bekam sie in der Zwischenzeit ein anderes Schwert her? Ohne Blitz in der Hand fühlte sie sich hilflos.
»Die drei haben guten Grund, sich zu freuen, dass du zu uns gekommen bist«, sagte Gammal leise. Alanna sah sich rasch nach ihren Gefährten um. Sie standen ein Stück entfernt und versuchten, Trusty für einen bunten Ball zu interessieren. »Vorher hatten sie einen schlechten Stand im Stamm.
Komm mit in mein Zelt, dann gibt dir meine Frau etwas Kühles zu trinken!«, fügte er hinzu. »Die drei da können eine Weile auf deinen Kater und sich selbst aufpassen.«
Nachdenklich am Daumen kauend folgte Alanna dem Schmied in sein Heim. Gammals Frau, die sie hinter dem Schleier mit unruhigem Blick beäugte, bediente sie. »Warum?« , fragte Alanna schließlich. »Die drei sind doch intelligent, aufgeweckt, flink – ich mag sie. Warum waren sie so
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