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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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so befohlen.«
    Alanna umarmte Coram für einen Augenblick. »Bevor du dichs versiehst, bist du wieder da«, sagte sie. »Also geh!«
    Sie sah zu, wie die beiden Männer davonritten. Das Packpferd trottete hinterher. Sie nestelte an ihrem Glutstein herum und blinzelte die Tränen weg.
    Du bist nicht allein, bemerkte Trusty. Du hast ja noch mich.
    Alanna hob den Kater hoch und drückte ihn fest an sich. Sie weinte nicht nur, weil sie sich verloren fühlte ohne
Coram. Nein, ihr Diener ritt zu Jonathan, und sie musste hierbleiben.
     
    Die Ritterprüfung. Sie versank tief und immer tiefer im Wasser, fast platzte ihr die Lunge. Sie kämpfte wie besessen, doch fand sie den Weg zur Oberfläche nicht. Sie öffnete den Mund, um zu schreien ... Sie fuhr aus dem Schlaf hoch. Den Mund hatte sie so fest zugepresst, dass ihr der Kiefer schmerzte. Es war ja nicht erlaubt, im Prüfungsraum zu schreien!
    Trusty ließ sich von ihrer Brust herunterplumpsen und landete auf dem Boden. Sein Gewicht war es gewesen, das sie im Schlaf an diesen entsetzlichen Augenblick erinnert hatte. Gerade wollte sie ihn wütend beschimpfen, als sie sah, dass er das Fell sträubte. Sie blieb sich mucksmäuschenstill, bis sie ein Rascheln hörte und das leise Klappern von sanft gegeneinander schlagenden harten Gegenständen.
    Vorsichtig holte Alanna ihre Kampfaxt aus dem Waffenständer und schlich lautlos zum Hinterausgang des Zelts hinaus. Als Schatten unter den anderen Schatten des Lagers umrundete sie mit Trusty auf den Fersen das Zelt.
    Eine zusammengekauerte Gestalt malte vorne vor dem Zelteingang Zeichen in den Sand. Sofort begriff sie, wer es war, und sie ahnte, was er im Sinn hatte. Sie hob ihre Axt, schleuderte sie zu Akhnan Ibn Nazzirs Füßen in den Sand und ging mit großen Schritten auf ihn zu, während das violette Feuer ihrer Gabe die Szene in purpurfarbenes, taghelles Licht tauchte.
    »Dämon, ich beschwöre dich, tu mir nichts zuleide!«, kreischte der alte Mann. »Im Namen Mithros’...«
    »Sei still!«, fauchte Alanna. Die Dorfbewohner kamen mit
Schwertern und Speeren bewaffnet aus ihren Zelten gestürzt. »Jetzt hast du alle aufgeweckt!«
    Ibn Nazzir keuchte vor Wut, als er sie endlich erkannte. »Ich werde dich verstoßen!«, schrie er. »Ich werde unseren Stamm von dir befreien und dich wieder in das Dunkel schicken, wo du hingehörst!«
    Alanna wurde übel, als sie die Zeichnung betrachtete, an der Ibn Nazzir gearbeitet hatte. Man nannte sie »Tor zum Idramm«. Sie kannte dieses magische Symbol von Herzog Roger, der sie und Jonathan in der Zauberkunst unterwiesen hatte, als sie noch jünger gewesen waren.
    »Es gibt viele verschiedene Kreaturen in unserer Welt«, hatte der Herzog von Conté erklärt. »Nennt sie Dämonen, Erscheinungen, Geister – jedenfalls sind sie unendlich vielfältig. Manche dienen der Macht, die wir das Gute nennen, manche der, die wir als das Böse bezeichnen. Ein Tor zum Idramm ruft aus einem gewissen Umkreis all diese Wesen herbei. Die Folgen« – er hatte seine breiten Schultern gezuckt  – »sind verheerend. Nur Narren bedienen sich dieses Tores, ohne es zuvor einzugrenzen.«
    Die Zeichnung war fast fertig. Alanna schauderte. Irgendwelche eingrenzenden Symbole waren nicht verwendet worden.
    »Du dummer, unwissender, böser alter Mann!«, rief sie und wischte die magischen Zeichen mit dem bloßen Fuß aus. »Du hättest das ganze Dorf ausrotten können! Oder war dir das egal, solange du nur mich ebenfalls erwischtest?«
    Ali Mukhtab war vor die versammelte Menge getreten. »Er hat ein Tor zum Idramm vor mein Zelt gemalt!«, erklärte ihm Alanna aufgeregt.
    Die Stimme erbleichte. »Bist du verrückt geworden?«,
herrschte er Akhnan Ibn Nazzir an. »Wie kannst du es wagen, Magie anzuwenden, die du nicht versteht?«
    »Sie verdirbt die Leute!«, jammerte der Schamane. »Dich hat sie auch verdorben, Ali Mukhtab. Ich wollte lediglich die Wüste befreien von ihrem bösen ...«
    »Du hättest die Wüste von uns allen befreit!«, zischte Mukhtab wütend. »Geh in dein Zelt, Schamane, und bleib dort, bis ich eine angemessene Bestrafung für dich gefunden habe!«
    Als der alte Mann floh, drehte sich Mukhtab zu Alanna um. »Du hast uns alle gerettet«, erklärte er ihr.
    Alanna deutete auf den schläfrig blinzelnden Trusty. »Danke meinem Kater!«, sagte sie. »Er hat mich aufgeweckt.«
     
    Als sie am nächsten Morgen aufstand, warteten Ishak, Kara und Kourrem schon. Sie wetteiferten untereinander, für wen

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