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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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funkelnde violette Augen auf die der Stimme und des Häuptlings. Sie wollte nicht an einen Ort gebunden sein! Sie war auf der Suche nach Abenteuern! Eine neue Welle der Erschöpfung überkam sie und sie wandte den Blick ab. Trusty saß erwartungsvoll vor dem offenen Eingang.
    »Mir ist egal, ob das hier ein Zelt ist oder die Hütte eines Totengräbers«, seufzte sie. »Ich will mich bloß hinlegen.«
    Von Kara und Kourrem gestützt und mit dem Kristallschwert fest in der Hand, betrat sie das Zelt des Schamanen.

4
Zauberstudien

    Eine ihrer ersten Taten als Schamanin des Blutigen Falken war es, Ali Mukhtab und Halef Seif darauf anzusprechen, dass sie Kara, Kourrem und Ishak als ihre Nachfolger ausbilden wollte. »Ishak beherrscht schon ein wenig Magie«, erklärte sie ihnen. »Und alle drei müssen eine gewisse Kontrolle über ihre Zauberkraft entwickelt haben, sonst wäre das Dorf schon längst nicht mehr da. Es erfordert keine große Ausbildung, Schamane zu werden. Jeder von den dreien ist besser geeignet, als es Ibn Nazzir jemals war.« Die beiden Männer dachten mit undurchdringlichen Gesichtern lange über ihren Vorschlag nach. Alanna gab sich Mühe nicht nervös herumzurutschen. Wo sollte sie bloß geeignete Schüler hernehmen, falls man ihr nicht gestattete diese drei auszubilden? Außerdem war es so: Wenn man diesen Geächteten den Status von Schamanen gab, konnte man das Unrecht, das ihnen Ibn Nazzir zugefügt hatte, vielleicht wiedergutmachen.
    »Bisher wurde noch nie ein Mädchen zur Schamanin ausgebildet«, sagte Ali Mukhtab schließlich. »Doch seit der Ankunft der Frau-die-wie-ein-Mann-reitet hat dieser Stamm viele neue Dinge getan.«

    »Auch unser jetziger Schamane ist eine Frau«, fügte Halef mit einem kleinen Lächeln hinzu.
    »Also bist du einverstanden?«, fragte Mukhtab.
    Das Lächeln des Häuptlings wurde breiter. »Ich glaube, es müsste sehr interessant werden, dabei zuzusehen. Diesem Schamanen werden die drei Jugendlichen sicher gehorchen.«
    Mukhtab nickte.
    »So soll es also sein«, sagte er zu Alanna. »Mögen die Götter auf dich herablächeln.«
    Alanna stemmte sich hoch. »Danke«, sagte sie. »Das Lächeln der Götter kann ich vermutlich gebrauchen.«
    Die drei warteten auf sie, als sie in ihr Zelt zurückkehrte. Alanna schaute sich zufrieden um. Seit dem Nachmittag, an dem sie zum ersten Mal hier hereingetaumelt war, hatte sich das Zelt vollkommen verändert. Messing und Silber schimmerten sanft im Lampenschein; die Teppiche strahlten in ihren ursprünglichen kräftigen Farben; die aufgehängten Decken, die den Tempelbereich von ihrem Wohnraum trennten, waren makellos. Es ist wirklich schön, hierher nach Hause zu kommen, dachte sie.
    »Du batest darum, dass wir hier auf dich warten«, meinte Kourrem, die immer geradeheraus sagte, was sie dachte. »Du hast mit dem Häuptling und der Stimme gesprochen. Sind wir in Ungnade gefallen?«
    Alanna schüttelte den Kopf und nahm den Dattelwein entgegen, den ihr Ishak einschenkte. »Ja, wir haben über euch geredet«, entgegnete sie. »Aber ihr seid nicht in Ungnade gefallen. Ich bat darum, euch als Schamanen ausbilden zu dürfen. Sie gaben ihre Erlaubnis.«
    Einen Augenblick lang starrten drei Augenpaare sie an – dunkelbraun
die der Mädchen, graubraun die des Jungen. Kourrem begann zu weinen.
    »Ich dachte, du hättest keine Lust mit uns über Magie zu reden?«, erinnerte Ishak sie.
    Kara weinte jetzt ebenfalls, was Alanna bestürzte. »Hört auf, Mädchen! Ich wollte euch doch nicht zum Weinen bringen. Trinkt ein bisschen von diesem Wein!« Zu Ishak gewandt meinte sie: »Ohne es genau zu wissen, sagte ich dem Häuptling und der Stimme , die Mädchen seien überhaupt nicht ausgebildet und du nur ein bisschen. Kourrem, Kara, bitte weint nicht! Ja, ich habe die Nase voll von Magie, aber einer muss euch unterrichten, und außer mir ist keiner da. Hört her.« Mit einem Seufzer setzte sie sich auf ein Kissen. Die Mädchen hatten aufgehört zu weinen und schnieften nur noch. Alle drei lauschten jetzt aufmerksam. »Während ich zuerst als Page und dann als Knappe im Palast war, hielt sich dort der Neffe des Königs, also der Vetter meines Prinzen, auf. Dieser Herzog Roger war der mächtigste Zauberer der Ostländer. Dazu sah er gut aus, war beliebt und charmant. Mir kam es so vor, als sei ich der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der wusste, dass dieser Mann es nicht gut mit meinem Prinzen meinte, dass er für Unfälle verantwortlich war, die

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