Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
Vom Netzwerk:
Problem«, fuhr sie fort. Sie fühlte sich unbehaglich. Früher hatte sie zwar Pagen und Knappen in den Kampfsportarten unterrichtet, aber die Zauberkunst hatte sie noch keinen gelehrt; sie hatte Angst, sie könnte einen Fehler machen. »Ihr schaut das an, was ihr zum Brennen bringen wollt – später braucht ihr nicht mehr hinzusehen –, und stellt euch vor, dass es brennt. Dann wünscht ihr euch, dass es brennt.«
    »Was ist, wenn ich nicht will, dass es brennt?«, fragte Kara. »Du musst es wollen«, sagte Alanna. »Weshalb sonst würdest du diesen Zauberspruch versuchen?«
    »Oh.«
    »Die Quelle eurer ganzen Zauberkraft liegt in eurem Willen«, fuhr Alanna fort. »Die Dinge passieren, weil ihr wollt, dass sie passieren. Es ist wie alles andere im Leben: Ein Krieger, ein fähiger Schamane oder ein guter Koch wird man, wenn man es stark genug will. Wenn ihr euren Willen konzentriert und im Geist die Zweige brennen seht, dann wird das, was ihr wollt, Wirklichkeit. Sie werden brennen. Kara, du versuchst es als Erste.«
    Das größere der beiden Mädchen sah mit zusammengekniffenen
Augen die Zweige an und konzentrierte sich. Schweißtropfen liefen ihr übers Gesicht. Ein winziges Rauchfähnchen stieg auf, doch gleich darauf versiegte es. »Gar nicht übel für den ersten Versuch«, erklärte ihr Alanna. »Als ich es das erste Mal probierte, brachte ich nicht mal ein winziges bisschen Rauch zustande. Jetzt du, Kourrem.«
    Kourrem starrte finster und mit zusammengezogenen Augenbrauen die Zweige an. Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Ich glaube, ich will es nicht stark genug«, sagte sie seufzend.
    »Du willst doch Schamanin werden oder etwa nicht?«, fragte Alanna.
    Kourrems Gesicht hellte sich auf. »Ja!«
    »Solange du diesen Zauber nicht beherrschst, geht das nicht. Sogar Akhnan Ibn Nazzir gelang es, ein Feuer zu entzünden.«
    Kourrems Augen weiteten sich vor Bestürzung. Im nächsten Augenblick sprühten Funken aus den Zweigen.
    Alanna strahlte. »Siehst du?« Sie wartete, bis die stiebenden Funken verlöschten, dann deutete sie auf Ishak. »Jetzt bist du an der Reihe.«
    Selbstgefällig grinsend, deutete der Junge auf das Holz. Flammen loderten hoch auf und brannten die Zweige rasch herunter. Alanna musterte ihn eine lange Weile. Es juckte sie in den Fingern, ihm den hochnäsigen Ausdruck vom Gesicht zu schlagen. Aber ein derartige Gefühlsregung war unter ihrer Würde, das wusste sie. Ishak hatte ja nur ein bisschen angeben wollen. Sie nahm sich zusammen und nickte. »Ich habe vergessen, dass du den Feuerzauber schon ein wenig beherrschst. Bevor wir fortfahren, will ich erst mal genau wissen, was ihr schon könnt.«

    »Ich kann Feuer erzeugen und Licht«, verkündete Ishak. »Und ich kann Sachen finden. Manchmal sehe ich Dinge, die in der Zukunft liegen.«
    »Er träumte, du würdest es schaffen, dass sich unser Leben zum Guten wendet«, warf Kara ein. »Wir lachten ihn aus, weil er sagte, eine Frau, die Kriegerin sei, würde uns helfen. Das war am Tag, bevor dich Halef Seif zum Stamm brachte.«
    Alanna nickte. »Und du, Kara? Hast du gesehen, wie sich Dinge veränderten, weil du es wolltest? Siehst du Bilder im Feuer?«
    »Wenn ich wütend bin, bewegen sich Gegenstände«, flüsterte Kara und wurde rot. »Manchmal fliegen sie durch die Luft. Dann schlägt man mich.«
    »Sie macht, dass der Wind bläst«, meldete Ishak. »Und wenn sie weint, regnet es. Nicht immer, aber manchmal.«
    »Wetterzauber«, sagte Alanna. »Als Schamanin wird dir das nützlich sein. Und wie ist es mit dir, Kourrem?«
    »Ich weiß nicht«, gestand die Jüngste unter den dreien. »Manchmal sehe ich bunte Feuerkugeln und spiele mit ihnen. Die alten Leute haben mich gern um sich, wenn sie krank sind. Sie sagen, wenn ich da sei, gehe es ihnen besser. Ich dachte, es wäre deshalb, weil ich ihnen Geschichten erzähle, aber...« Ihre Augen waren hoffnungsvoll, als sie Alanna ansah.
    Alanna fiel ein, wie Herzog Baird sie an dem Tag, als Jonathan am Schwitzfieber erkrankt war, auf die Probe gestellt hatte. Sie streckte die Hand aus. »Ich habe schlecht geschlafen heute Nacht«, erklärte sie Kourrem. »Ich bin immer noch müde. Nimm meine Hand und mach, dass es mir besser geht!«

    Kourrem streckte die Hand aus, zog sie dann aber wieder zurück. »Ich weiß nicht, wie das geht«, sagte sie.
    »Finde deine Kraft, dann lässt du einen Teil davon durch deine Hand in meine fließen«, sagte sie.
    Kourrem gehorchte. Im nächsten Augenblick

Weitere Kostenlose Bücher