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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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tust, viel wichtiger sind.«
    »Was ist wichtiger als die Kleider, die ich trage?«, wollte Alanna wissen.
    »Kourrem hat recht«, bemerkte Ishak höhnisch. »Wieso willst du deine Zeit unnütz auf Webstühle und anderen Weiberkram verwenden, wo du doch kämpfen und zaubern kannst?«
    Alanna bemerkte wohl, wie höhnisch Ishaks Stimme klang, sie sah auch, dass beide Mädchen vor Verlegenheit erröteten und an ihren Schleiern nestelten. Ich muss ihm eine Lehre erteilen, dachte sie und nahm ein Stück Garn. Diesmal soll er was erleben. »Du findest das Weben also albern?«
    »Weiberkram.« Ishak gähnte und gab ganz und gar den Bazhir-Mann. »Es mag ja angehen, wenn man nichts Besseres zu tun hat.«
    Rasch knüpfte Alanna einen Knoten in ihr Garn. Ishak
stürzte, als der Teppich, auf dem er stand, unter seinen Füßen weggezerrt wurde und wild im Zelt umhersegelte. »Habe ich dich richtig verstanden?«, fragte sie. Die Mädchen duckten sich, Trusty zischte und fauchte. »Ist die Arbeit mit Garn weniger wichtig als mit Dämonen zu reden und in die Zukunft zu sehen?«
    Als Ishak den Mund zu einer Antwort öffnete, knüpfte Alanna eilends einen zweiten Knoten. Der Teppich hielt in seinem wilden Flug inne und kam direkt über Ishaks Kopf zur Ruhe. »Da du mir gerade Aufmerksamkeit schenkst«, fuhr Alanna fort, »will ich dir ein paar Dinge über den Garnzauber erzählen. Ich habe ihn nie benutzt; was ich darüber weiß, lernte ich von unserer Dorfheilerin, als ich noch klein war, und später von den Palastheilern. Ich weiß, dass eine Frau mit einem Stück Garn in der Hand einen ganzen Trupp bewaffneter Ritter zur Strecke bringen kann, falls ihr Wille stark genug ist. Auch Männer – vor allem Heiler – verwenden den Garnzauber, aber die Frauen lernen ihn leichter. Was wohl daran liegt, dass die meisten Frauen weben, spinnen und nähen können. Du schuldest deinen beiden Mit-Lehrlingen eine Entschuldigung, Ishak.«
    Sie löste den zweiten Knoten. Der Teppich begann sich auf Ishaks Kopf zu senken. »Du kannst Kara und Kourrem nicht so behandeln, wie die Männer des Stammes die Frauen behandeln. Diese beiden sind dir ebenbürtig. Was sie tun – was sie lernen –, ist ebenso wichtig wie das, was du tust und lernst. Ehrlich gesagt sind sie auf manchen Gebieten sogar besser als du.«
    Als sie den ersten Knoten löste, flatterte der Teppich durchs Zelt und hielt vor Ishak an. Alanna löste den Rest des zweiten Knotens. Der Teppich bebte. »Du stehst ihm im Weg«,
erklärte sie dem jungen Mann. Verblüfft trat er beiseite. Sanft ließ sich der Teppich dort nieder, wo er zuvor gelegen hatte. »Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt.«
    Ishak schnappte nach Luft.
    Ihm war einiges klar geworden.
    »Wirst du mir beibringen, wie das geht?«, erkundigte er sich. »Ich will es lernen – mag es nun ein Weiberzauber sein oder nicht!«
    Etwas griff schmerzhaft nach Alannas Herz: Einen Augenblick lang hatte Ishak genau wie ihr halsstarriger Bruder geklungen. »Ich glaube, ich sagte etwas von einer Entschuldigung!«
    »Tut mir leid«, sagte Ishak zu den beiden Mädchen. »Ich vergesse es immer wieder.«
    Kara sah das Garn in Alannas Hand ehrfürchtig an. »Willst du damit sagen, dass Kourrem und ich zaubern könnten, während wir weben und nähen? Einfach, indem wir Knoten knüpfen?«
    Alanna seufzte.
    Ganz plötzlich fühlte sie sich alt und müde. »Morgen früh bringe ich es euch bei«, versprach sie. »Und jetzt lasst uns schlafen gehen.«
    Gehorsam wie immer verließen die drei munter plappernd das Zelt. Als sie verschwunden waren, hüpfte Trusty auf Alannas linke Schulter. Dort war nämlich sein Lieblingsplätzchen. Das war ein interessanter Wutanfall, kommentierte er. Warum hackst du nicht lieber auf einem herum, der sich wehren kann?
    »Er muss es lernen«, entgegnete Alanna und löschte die Lampen. »Sonst beleidigt er womöglich noch irgendeine runzlige alte Schamanin, die ihn dann zu Knoten verknüpft.«
    Vielleicht, entgegnete der Kater.
    »Nicht nur ›vielleicht‹«, widersprach Alanna. »Du weißt genauso gut wie ich, dass man als Zauberer an den seltsamsten Plätzen Fallen gestellt bekommt. Zumindest weiß ich, dass ich es nicht böse mit ihm meine. Jemand anderes ist möglicherweise nicht so freundlich.«
    Du wirst nicht immer zwischen den anderen Menschen und ihrem Schicksal stehen können, warnte Trusty. Du musst nicht glauben, dass du auf die Welt aufpassen kannst.
    Alanna lachte vergnügt in sich

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